Sympathomimetika ArzneimittelgruppenSympathomimetika sind Wirkstoffe, welche die Effekte des Sympathikus, eines Anteils des autonomen Nervensystems, fördern. Ihre Wirkungen beruhen entweder auf dem direkten Agonismus an α- oder β-Adrenozeptoren oder auf der indirekten Erhöhung der Adrenalin- und Noradrenalin-Konzentrationen. Sympathomimetika werden unter anderem bei Asthma und einer COPD, bei einer Anaphylaxie, einem tiefen Blutdruck, bei Erkältungskrankheiten und einer Bindehautentzündung eingesetzt.
synonym: Adrenozeptor-Agonisten, Adrenerge Agonisten, Adrenerge Wirkstoffe
ProdukteSympathomimetika sind zum Beispiel in Form von Tabletten, Kapseln, Granulaten, Injektionslösungen, Augentropfen und Nasensprays im Handel.
Struktur und EigenschaftenSympathomimetika sind strukturell von den natürlichen Neurotransmittern Adrenalin und Noradrenalin abgeleitet.
WirkungenSympathomimetika haben sympathomimetische Eigenschaften, d.h. sie fördern die Effekte des Sympathikus, eines Anteils des vegetativen (autonomen) Nervensystems.
Ihre Effekte beruhen entweder auf dem direkten Agonismus an α- oder β-Adrenozeptoren (GPCR) oder auf der Erhöhung der Konzentration von Adrenalin oder Noradrenalin, zum Beispiel durch Interaktion mit den synaptischen Vesikeln, durch eine Hemmung des Metabolismus oder durch eine Wiederaufnahmehemmung. Es kann also zwischen direkten und indirekten Sympathomimetika unterschieden werden.
Sympathomimetika unterscheiden sich in ihrer Selektivität für die α- oder β-Adrenozeptoren und ihrer Subtypen.
Zu ihren pharmakologischen Wirkungen gehören unter anderem („Fight or Flight“):
- Pupillenerweiterung
- Erhöhte Herzfrequenz, Kontraktilität und Überleitungsgeschwindigkeit am Herzen
- Gefässverengung
- Abnahme der Motilität und des Tonus im Verdauungstrakt
- Bronchienerweiterung
- Reninsekretion
- Zentrale Stimulation
Wirkmechanismus der Sympathomimetika, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
DosierungGemäss der Fachinformation. Sympathomimetika werden sowohl systemisch als auch topisch verabreicht.
MissbrauchSympathomimetika können als Stimulanzien, Dopingmittel, Anabolika, Rauschmittel und als Smart Drugs missbraucht werden.
WirkstoffeAuswahl sympathomimetischer Wirkstoffe:
Inhalationen, Beta2-Sympathomimetika:
- Fenoterol (Berodual® N)
- Formoterol (Foradil®, Oxis®)
- Indacaterol (Onbrez® Breezhaler®)
- Olodaterol (Striverdi® Respimat®)
- Salbutamol (Ventolin®)
- Salmeterol (Serevent®)
- Terbutalin (Bricanyl®)
- Vilanterol (z.B. Relvar® Ellipta® mit Fluticasonfuroat)
Injektionen und Infusionen:
- Adrenalin (verschiedene Anbieter)
- Dobutamin (Dobutrex®)
- Dopamin (Dopamin Sintetica®)
- Hexoprenalin (Gynipral®, Injektionslösung)
- Isoprenalin (ausser Handel)
- Noradrenalin (verschiedene Anbieter)
Amphetamine und andere Stimulanzien:
- Amphetamin
- Cocain
- Dexamphetamin (Dexamin®, in der Schweiz ausser Handel)
- Dexmethylphenidat (Focalin®)
- Kath, Cathinon
- Lisdexamphetamin (Elvanse®)
- Methamphetamin („Crystal Meth“)
- Methylphenidat (z.B. Ritalin®, Concerta®, Generika)
- Phentermin (Adipex®, ausser Handel)
- Etilefrin (Effortil®)
- Midodrin (Gutron®)
- Norfenefrin (Ortho-Maren®, ausser Handel)
- Oxedrin (Sympalept®, ausser Handel)
- Oxymetazolin (Nasivin®)
- Phenylephrin (Vibrocil®)
- Tuaminoheptan (Rinofluimucil®)
- Xylometazolin (z.B. Otrivin®, Triofan®, Generika)
- Ephedrin
- Methylephedrin (Tossamin plus®, ausser Handel)
- Phenylephrin (NeoCitran®)
- Pseudoephedrin (Pretuval®)
- Naphazolin (ausser Handel)
- Phenylephrin
- Tetryzolin (Collypan®, Visine®)
- Mirabegron (Betmiga®)
Weitere:
Weitere Wirkstoffe wie die beispielsweise verschiedene Antidepressiva haben sympathomimetische Eigenschaften.
IndikationenWichtige Anwendungsgebiete der Sympathomimetika (Auswahl):
- Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Allergie, Heuschnupfen, Anaphylaxie
- Asthma, COPD, Bronchitis
- Bindehautentzündung
- Hypotonie (Tiefer Blutdruck)
- Kardiopulmonale Reanimation
- Müdigkeit
- Narkolepsie
- Erkältung, Schnupfen, Sinusitis
- Als Wehenhemmer
- Übergewicht (nicht mehr im Handel)
Zu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Schilddrüsenüberfunktion
- Phäochromozytom
- Engwinkelglaukom
- Prostatavergrösserung
- Koronare Herzkrankheit, Herzkrankheiten
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenWechselwirkungen treten mit anderen sympathomimetischen Wirkstoffen und mit Wirkstoffen auf, welche den Abbau der Substanzen hemmen (z.B. MAO-Hemmer). Sympatholytika können die Effekte der Sympathomimetika aufheben.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Schlafstörungen
- Zentrale Störungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Reizbarkeit, Nervosität, Angst
- Schnelle Herzfrequenz, Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen, Angina pectoris
- Bluthochdruck
- Gastrointestinale Störungen wie Übelkeit und Bauchschmerzen
- Gefässverengung, Gänsehaut, Kältegefühl, Blässe
- Harnretention
- Hyperglykämie
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Fachliteratur
- Lehr- und Handbücher der Pharmakologie
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.