Krebs IndikationenKrebs ist eine Sammelbezeichnung für hunderte Erkrankungen, die mit einer abnormen und unkontrollierten Zellvermehrung einhergehen. Krebszellen verdrängen und schädigen das normale Gewebe, schützen sich vor dem Immunsystem und können sich lokal und im ganzen Körper ausbreiten. Krebs kann jedes Organ betreffen und kommt in der Schweiz am häufigsten in der Prostata, der weiblichen Brust, der Lunge, im Dickdarm und in der Haut vor. Wichtige Risikofaktoren für die Entstehung sind krebserregende Stoffe, das Rauchen, Hormone, Viren, Rauschmittel, Strahlung, das Alter, die Vererbung und eine ungesunde Lebensführung. Die wichtigsten Pfeiler für die Behandlung sind die chirurgische Entfernung, die Strahlentherapie und Medikamente. Heute stehen neben den traditionellen Zytostatika auch zielgerichtete Wirkstoffe und Krebsimmuntherapien zur Verfügung, welche selektiver wirksam sind.
synonym: Krebserkrankungen, Neoplasmen, Neubildungen, Karzinome, Sarkome, Lymphome, Adenome, Myelome
SymptomeDie Symptome von Krebserkrankungen sind abhängig von der Krebsart und vom Stadium. Typische allgemeine Symptome sind:
- Krankheitsgefühl, Müdigkeit
- Appetitmangel, Gewichtsverlust
- Gewebewachstum, Verdickung, Geschwulst, Knollen
- Nächtliches Schwitzen
- Schmerzen
- Chronischer Husten, Bluthusten, Heiserkeit, Atembeschwerden, Atemnot
- Verdauungsstörungen
- Übelkeit
- Blut im Stuhl, veränderte Stuhlfarbe
- Blutungen ohne erkennbare Ursache
- Veränderung der Blasenentleerung oder der Stuhlgewohnheiten
- Hautwucherungen und -veränderungen, Läsionen, die nicht abheilen
Viele dieser Symptome sind unspezifisch und können auch andere Ursachen haben.
Krebs wird gefürchtet, weil er einen tödlichen Ausgang nehmen und viel Leid verursachen kann. Krebserkrankungen gehören nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in der Schweiz. Allerdings haben sich auch die Therapieoptionen verbessert. Jedes Jahr gelangen mehrere neue Krebsmedikamente in den Handel.
UrsachenKrebs ist eine Sammelbezeichnung für hunderte Krankheiten, welche mit einer abnormen und unkontrollierten Zellvermehrung einhergehen. Krebszellen verdrängen das Gewebe, stören und schädigen die physiologischen Funktionen und fügen dem Körper Schaden zu. Sie sterben nicht von alleine ab und schützen sich selbst vor dem Immunsystem. Mithilfe einer Gefässneubildung (Angiogenese) kann ein Tumor seine eigene Blutversorgung sicherstellen.
Krebserkrankungen können lokalisiert vorkommen, aber die Krebszellen können auch in die Umgebung und über die Blut- und Lymphgefässe schliesslich in den ganzen Körper gestreut werden. Die Ableger werden Metastasen genannt. Tumore können gutartig (benigne) und bösartig (maligne) sein.
Der menschliche Körper besteht aus Billionen von Zellen. Krebs wird von Mutationen in ihrem Erbmaterial verursacht. Typische Auslöser sind zum Beispiel Chemikalien wie Benzol, Umweltgifte, Schadstoffe am Arbeitsplatz, anorganische Stoffe wie Arsen, Baumaterialien wie Asbest, Verbrennungsprodukte, Rauschmittel wie Alkohol, radioaktive Stoffe wie Radon und Uran, ionisierende Strahlung, Sonnenstrahlung, Mykotoxine von Schimmelpilzen, Hormone und infektiöse Erreger wie die humanen Papillomaviren (HPV) und Helicobacter pylori.
Krebserregende Substanzen werden als Mutagene und Karzinogene bezeichnet. Neben diesen exogenen spielen auch endogene Faktoren eine zentrale Rolle, insbesondere die Vererbung (Genetik) und das Alter. Ein ungesunder Lebensstil mit einer schlechten Ernährung, Übergewicht, einem starken Alkoholkonsum, Rauchen und zu wenig Bewegung fördert die Krebsentstehung.
Krebs kann jedes Organ betreffen. In der Schweiz sind die häufigsten Krebsarten:
- Prostatakrebs beim Mann
- Brustkrebs bei der Frau
- Lungenkrebs
- Dickdarmkrebs
- Schwarzer Hautkrebs (Melanom)
Die Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung, mit Labormethoden, einer Biopsie (Gewebeentnahme), Endoskopie und bildgebenden Verfahren (z.B. CT, MRT, PET, Ultraschall, Mammographie) gestellt. Die Bildgebung wird mit Kontrastmitteln verbessert.
Nicht medikamentöse Behandlung- Chirurgischer Eingriff, operative Entfernung
- Physikalische Zerstörung, zum Beispiel mit Säuren oder Kälte
- Bei der Strahlentherapie wird ein Tumor mithilfe von Strahlung zerstört, zum Beispiel mit Röntgen- oder Gammastrahlung. Sie ist unspezifsch, d.h. es werden auch gesunde Zellen abgetötet.
Krebsmedikamente töten die Krebszellen ab und hemmen ihre Vermehrung, stimulieren das Immunsystem und bremsen die Gefässneubildung. Sie werden häufig parenteral als Infusionen oder Injektionen verabreicht, aber es stehen auch perorale Arzneimittel wie Tabletten und Kapseln zur Verfügung. Schwangere dürfen nicht in Kontakt mit den Arzneimitteln kommen, weil sie fruchtschädigend sein können.
Zytostatika (Chemotherapeutika):
- Zytotoxische Wirkstoffe wie beispielsweise Doxorubicin, Irinotecan, Gemcitabin und Docetaxel töten Zellen ab, die sich schnell teilen. Sie sind unselektiv und sie haben deshalb auch einen Effekt auf gesunde Zellen mit einer hohen Mitoserate. Dies führt zu unerwünschten Wirkungen wie Blutbildstörungen, Haarausfall und Verdauungsstörungen.
Zielgerichtete Therapie:
- Neuere Medikamente greifen spezifischer in die Krebsentstehung ein. Die zielgerichtete Therapie (Targeted Therapy) richtet sich gegen Drug Targets, welche direkt an der Krebsentstehung und an der Zellvermehrung beteiligt sind. Dazu gehören zum Beispiel die Kinasehemmer wie Imatinib, Crizotinib und Erlotinib. Es handelt sich um eine grosse Arzneimittelgruppe mit zahlreichen Vertretern. Kinasehemmer sind vor allem kleine Moleküle (Small Molecules) und seltener Biologika wie Antikörper.
Antikörper-Wirkstoff-Konjugate:
- Antikörper-Wirkstoff-Konjugate wie Gemtuzumab-Ozogamicin oder Trastuzumab-Deruxtecan sind Konjugate eines Zytostatikums mit einem Antikörper, der selektiv an die Oberfläche einer Krebszelle bindet. Dadurch können unerwünschte Wirkungen reduziert werden. Das Konjugat wird üblicherweise in die Zelle aufgenommen, wo der Wirkstoff freigesetzt wird und seine zelltoxischen Wirkungen entfaltet.
- Antikörper wie etwa Trastuzumab oder Bevacizumab sind beispielsweise gegen Wachstumsfaktoren oder Rezeptoren gerichtet, welche das Zellwachstum und die Angiogenese fördern. Durch die Bindung an Oberflächenproteine können sie auch direkt zum Zelltod führen (ADCC, antibody-dependent cell-mediated cytotoxicity). Bispezifische Antkörper binden an zwei Epitope und bringen zum Beispiel Krebszellen und Immunzellen zusammen, was zur Aktivierung der Immunzellen und zur Lyse der Krebszellen führt.
Krebsimmuntherapie:
- Bei einer Krebsimmuntherapie, zum Beispiel mit Nivolumab oder Atezolizumab, wird das gehemmte körpereigene Immunsystem so stimuliert, dass es die Krebszellen angreift. Bei der CAR-T-Zelltherapie, z.B. mit Tisagenlecleucel, werden den Patienten T-Zellen entnommen, im Labor genetisch verändert und den Patienten als Infusion verabreicht. Sie werden so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und zerstören. Entwickelt werden auch Impfstoffe für die Krebstherapie.
Antihormontherapie:
- Das Wachstum einiger Krebsarten wird von Sexualhormonen gefördert. Dazu gehören der Brust- und Prostatakrebs. Mit Antagonisten und Inhibitoren dieser Hormone, zum Beispiel den Aromatasehemmern und Antiandrogenen, wird das Zellwachstum unterdrückt, weil der Wachstumsreiz fehlt.
Für die symptomatische Therapie werden zum Beispiel Schmerzmittel wie die Opioide, Glucocorticoide, appetitanregende Arzneimittel, Antiemetika und Psychopharmaka eingesetzt.
VorbeugungTipps für die Vorbeugung von Krebserkrankungen:
- Nicht rauchen, keine Rauschmittel konsumieren.
- Alkoholkonsum einschränken.
- Gesunde Ernährung
- Ausreichend körperliche Bewegung
- Gesunde Lebensführung
- Übermässige UV- und Sonnenstrahlung vermeiden.
- Impfstoffe gegen Erreger, welche Krebs verursachen, z.B. die HPV-Impfung
- Teilnahme an Screenings (z.B. Darmkrebs, Brustkrebs), denn eine frühe Diagnose erhöht die Chance für eine erfolgreiche Therapie.
Gesundheitliche Folgen des Zigarettenrauchens, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
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