Lebensmittelintoleranz IndikationenEine Lebensmittelintoleranz äussert sich in Verdauungsstörungen wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall, die nach dem Verzehr unverträglicher Nahrungsmittel auftreten. Abhängig von den Inhaltsstoffen können auch pseudoallergische Reaktionen wie ein Nesselfieber, Schnupfen und Atemstörungen vorkommen. Zu den typischen Auslösern gehören Milchprodukte (Lactose), Früchte (Fructose), Gemüse (Oligosaccharide), Brot und Teigwaren (Gluten), fermentierte Nahrungsmittel (Histamin), alkoholische Getränke (Ethanol) und Kaffee (Coffein). Die Lebensmittelintoleranz ist keine Allergie und es liegen ihr keine immunologischen Ursachen zugrunde. Zur Vorbeugung wird empfohlen, die entsprechenden Lebensmittel zu meiden. Für viele Intoleranzen stehen heute Enzyme zur Verfügung, welche die kritischen Inhaltsstoffe abbauen oder isomerisieren.
synonym: Lebensmittelunverträglichkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Nahrungsmittelintoleranz
SymptomeNach dem Verzehr der auslösenden Nahrungsmittel entstehen in der Regel innert Stunden Verdauungsstörungen. Dazu gehören:
- Blähungen, Flatulenz
- Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe
- Durchfall
- Magenbrennen
- Aufstossen
Abhängig vom Auslöser können auch pseudoallergische Reaktionen wie ein Nesselfieber, Schnupfen und Atemstörungen auftreten. Laut der Literatur sind bis zu 20 % der Bevölkerung betroffen. Die Störungen treten typischerweise regelmässig auf. Sie sind vorhersehbar, wenn die verursachenden Lebensmittel bekannt sind.
UrsachenBei einer Lebensmittelintoleranz werden bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen, was sich in Verdauungsstörungen äussert.
Einige Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Kohlenhydrate, werden im Darm von den Darmbakterien fermentiert. Dies führt zu einer erhöhten Wasserkonzentration im Darmlumen, einer beschleunigten Transitzeit, einem dünneren Stuhl und zu einer Gasbildung.
Übersicht über häufige Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Download: Lebensmittelintoleranz.pdf
Im Folgenden sind kritische Lebensmittel und Inhaltsstoffe aufgelistet.
Milch, Milchprodukte, lactosehaltige Lebensmittel:
- Der Milchzucker (Lactose) kann bei einer Lactoseintoleranz im Darm nicht ausreichend in seine Bestandteile Glucose und Galactose aufgespalten werden, weil das Enzym Lactase (β‐Galactosidase) nicht vorhanden ist. Die Lactose wird im Darm von Bakterien fermentiert, was die Beschwerden auslöst.
- Werden Milch oder Milchprodukte zum Beispiel im Backofen oder in der Pfanne stark erhitzt, entsteht aus dem Milchzucker das Abführmittel Lactulose, das bei empfindlichen Menschen Verdauungsstörungen auslöst.
Früchte, Honig:
- Bei einer Fructosemalabsorption kann der Fruchtzucker (Fructose) im Dünndarm nicht genügend absorbiert werden. Wie bei der Lactoseintoleranz gelangt er in den Darm und wird vergärt.
Gemüse, Samen:
- Gemüseintoleranz: Gemüse wie zum Beispiel Kohl, Bohnen, Zwiebeln, rote Beete, Kohlrabi, Bohnen und Hülsenfrüchte enthalten unverdauliche Kohlenhydrate wie zum Beispiel Oligosaccharide (Raffinose, Stachyose, Verbascose). Sie gehören zu den sogenannten FODMAP. Auch sie werden im Darm fermentiert. Verantwortlich können auch Fruktane sein (Fruktanintoleranz). Das sind Polymere der Fructose, die zum Beispiel in Zwiebeln, im Knoblauch, in Artischocken und im Lauch vorkommen. Das bekannteste Beispiel ist Inulin.
Brot, Gebäck, Teigwaren:
- Gluten ist eine komplexe Mischung wasserunlöslicher Proteine, die im Endosperm von Getreidekörnern vorkommen, insbesondere im Weizen, im Dinkel, im Roggen und in der Gerste. Gluten kann bei einer Glutensensitivität Störungen verursachen. Die schwerer verlaufende Zöliakie wird nicht zu den Lebensmittelintoleranzen gezählt, weil sie eine immunologische Ursache hat. Fructane sind auch im Getreide enthalten.
- Fermentierte Lebensmittel wie reifer Käse, alkoholische Getränke wie Bier sowie Wurst enthalten Histamin, das bei Menschen mit einer Histaminintoleranz pseudoallergische Reaktionen hervorrufen kann. Weitere gefässaktive biogene Amine wie Tyramin können zum Beispiel Kopfschmerzen verursachen.
Weitere unverträgliche Lebens- und Genussmittel:
- Kaffee und anderen Getränke mit Coffein regen die Darmtätigkeit an und fördern den Reflux von Magensäure in die Speiseröhre.
- Alkoholische Getränke (Ethanol)
- Polyole (Zuckeralkohole) wie Sorbitol, Mannitol, Maltitol, Xylitol und Isomalt. Sie kommen als Süssungsmittel auch in Arzneimitteln vor.
- Fette und fette Öle
- Rahmintoleranz (Lactose, Lactulose, Carrageen, Milchfett)
- Glutamat (Glutamatintoleranz)
- Sulfite
Die Verträglichkeit ist individuell unterschiedlich und abhängig von der zugeführten Dosis.
Beispiel Lactoseintoleranz, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
FODMAP Übersicht, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
DiagnoseDie Diagnose kann einerseits durch Beobachtung gestellt werden. Dabei hilft ein Tagebuch, in welches die konsumierten Lebensmittel und Getränke eingetragen werden.
Andererseits können Beschwerden durch die Einnahme grösserer Mengen der auslösenden Lebensmittel gezielt provoziert werden.
Es stehen verschiedene diagnostische Methoden zur Verfügung (z.B. H2-Atemtests, eine Blutentnahme oder eine Magenspiegelung). Dabei müssen Erkrankungen des Verdauungstrakts ausgeschlossen werden.
Nahrungsmittelallergien wie zum Beispiel eine Erdnussallergie werden nicht zu den Lebensmittelintoleranzen gezählt.
Nutzen Sie zur Abklärung unser Online Tool
Nicht medikamentöse BehandlungAuslösende Lebensmittel und Getränke sollen gemieden werden. In der Regel sind geringe Mengen verträglich. Dies mit Ausnahme der Zöliakie, bei welcher komplett auf Gluten verzichtet werden muss.
- Langsam essen.
- Kleine Portionen zu sich nehmen.
- Auf versteckte Inhaltsstoffe achten, zum Beispiel Sorbitol in Arzneimitteln.
- Ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr der erforderlichen Nährstoffe.
- Intermittierendes Fasten.
Für einige Lebensmittelintoleranzen stehen spezifische Enzyme zur Verfügung, welche die auslösenden Inhaltsstoffe im Darm abbauen oder isomerisieren:
- Lactoseintoleranz: Lactase
- Fructosemalabsorption: Xylose-Isomerase
- Gemüseintoleranz: Alpha-Galactosidase
- Glutensensitivität: Prolyloligopeptidase
- Histaminintoleranz: Diaminoxidase
- Allgemein: Pankreatin
Akute Beschwerden können symptomatisch behandelt werden, also zum Beispiel mit Loperamid gegen Durchfall, mit Scopolaminbutylbromid gegen Krämpfe oder Simeticon gegen Blähungen (siehe dort). Probiotika können sich positiv auswirken.
Probiotika können sich bei einer Dysbiose positiv auswirken und die Darmflora regulieren.
Pflanzliche Arzneimittel und Bittermittel können die Ausschüttung des Verdauungssafts anregen und zu einer besseren Verdauung beitragen.
Gerbstoffe haben im Darm abdichtende Eigenschaften und sind eine interessante Therapieoption bei Durchfall (z.B. Schwarztee, Heidelbeeren).
siehe auchBlähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Fermentierte Lebensmittel, Lactoseintoleranz, Fructosemalabsorption, Gemüseintoleranz, Glutensensitivität, Histaminintoleranz, Nahrungsmittelallergie, SIBO
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Esmaeilzedeh H. et al. Salicylate Food Intolerance and Aspirin Hypersensitivity in Nasal Polyposis. Iran J Immunol, 2017, 14(1), 81-88 Pubmed
- Hodge L., Swain A., Faulkner-Hogg K. Food allergy and intolerance. Aust Fam Physician, 2009, 38(9), 705-7 Pubmed
- Lomer M.C. Review article: the aetiology, diagnosis, mechanisms and clinical evidence for food intolerance. Aliment Pharmacol Ther, 2015, 41(3), 262-75 Pubmed
- Spence D. Bad medicine: food intolerance. BMJ, 2013, 30, 346, f529 Pubmed
- Zopf Y. et al. The differential diagnosis of food intolerance. Dtsch Arztebl Int, 2009, 106(21), 359-69 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
PharmaWiki mit Google durchsuchen.