SIBO

synonym: Small Intestinal Bacterial Overgrowth, Bakterielle Überwucherung des Dünndarms, DDFB
SymptomeZu den möglichen Beschwerden im Zusammenhang mit einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms (SIBO) gehören:
- Blähungen, Gasbildung, Flatulenz, teilweise starke Aufblähung des Bauchs, Aufstossen
- Bauchkrämpfe
- Durchfall, seltener Verstopfung
- Zentrale Störungen: Müdigkeit und Konzentrationsstörungen
- Völlegefühl
Die Erkrankung kann aufgrund der Malabsorption zu einem Gewichtsverlust, einem Fettstuhl, einer Hypoalbuminämie sowie zu einem einem Vitaminmangel (A, D, E, K, Vitamin B12) und einem Eisenmangel führen.
UrsachenDie Ursache der Beschwerden ist eine Überwucherung des Dünndarms mit aeroben und anaeroben Darmbakterien, die üblicherweise im Dickdarm vorkommen (Dysbiose). Der Dünndarm ist im Unterschied zum Dickdarm nur gering mit Bakterien kolonisiert, denn seine Funktion liegt in der Verdauung und der Aufnahme der Nährstoffe.
Die übermässige Besiedelung des Dünndarms kann die Verdauung beeinträchtigen und zu einer bakteriellen Fermentation von Nahrungsbestandteilen führen. Die Bakterien bilden Gase wie Wasserstoff, Methan und Schwefelwasserstoff und kurzkettige Fettsäuren. Dies führt zu Blähungen und osmotischem Durchfall.
Zwei wichtige Ursachen sind die reduzierte Sekretion der Magensäure und Motilitätsstörungen des Dünndarms.
Weil die Bakterien die Gallensalze dekonjugieren, haben sie einen negativen Einfluss auf die Fettverdauung. Das Fett gelangt unverdaut in den Stuhl. Dies ist auch der Grund für die reduzierte Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Die freien Gallensäuren beschädigen die Darmschleimhaut und fördern die Malabsorption.
FODMAP Übersicht, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
DiagnoseDie Diagnose wird anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung und mit einem Atemtest gestellt. Beim Atemtest werden Gase wie Wasserstoff, Methan und Schwefelwasserstoff nach der Einnahme von Kohlenhydraten wie Glucose und Lactulose gemessen. Eine Alternative ist die bakterielle Kultur, allerdings ist die Probeentnahme kompliziert.
Ähnliche Beschwerden werden zum Beispiel von einem Reizdarm und einer Lebensmittelintoleranz (z.B. Lactoseintoleranz, Gemüseintoleranz, Fructoseintoleranz) ausgelöst.
Nutzen Sie zur Abklärung unser Online Tool Lebensmittelintoleranz
- Der Verzicht auf FODMAP (fermentierbare Oligo-, Disaccharide und Monosaccharide sowie Polyole) in der Ernährung entzieht den Bakterien ihre Substrate und reduziert die Symptome.
- Gesunde Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen.
- Absetzen auslösender Medikamente (z.B. Protonenpumpen-Inhibitoren).
- Behandlung der Ursache, z.B. eine operative Korrektur anatomischer Besonderheiten.
Für die medikamentöse Behandlung können Antibiotika wie Metronidazol und Rifaximin eingesetzt werden. Sie reduzieren die unerwünschte Bakterienflora. Rifaximin hat den Vorteil, dass es lokal im Gastrointestinaltrakt wirksam ist, weil es kaum absorbiert wird.
Es werden aus pflanzliche Wirkstoffe mit antimikrobiellen Eigenschaften verwendet. Dazu gehören Zubereitungen aus dem Thymian, dem Zimt und dem Oregano. Sie sind als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.
Eine weitere Therapiemöglichkeit sind Probiotika, also Bakterien mit vorteilhaften Eigenschaften, welche die Zusammensetzung der Darmflora verbessern. Präbiotika versorgen die „guten“ Bakterien mit Nährstoffen und fördern ihr Wachstum. Ihre Wirksamkeit ist aber umstritten.
Mit Vitaminen und Mineralstoffen werden die Mangelzustände korrigiert.
Verdauungsenzyme können bei einem Mangel substituiert werden. Sie spalten Polymere wie Kohlenhydrate, Proteine und Lipide und können die Aufnahme in den Körper verbessern.
Die Beschwerden können mit Wirkstoffen wie Loperamid, Simeticon und Scopolaminbutylbromid auch symptomatisch behandelt werden.
siehe auchFODMAP, Gemüseintoleranz, Reizdarm
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Dukowicz A.C. et al. Small intestinal bacterial overgrowth: a comprehensive review. Gastroenterol Hepatol (N Y), 2007, 3(2), 112-22 Pubmed
- Fachliteratur
- Maeda Y., Murakami T. Diagnosis by Microbial Culture, Breath Tests and Urinary Excretion Tests, and Treatments of Small Intestinal Bacterial Overgrowth. Antibiotics (Basel), 2023, 12(2), 263 Pubmed
- Skrzydło-Radomańska B., Cukrowska B. How to Recognize and Treat Small Intestinal Bacterial Overgrowth? J Clin Med, 2022, 11(20), 6017 Pubmed
- Wielgosz-Grochowska J.P., Domanski N., Drywień M.E. Efficacy of an Irritable Bowel Syndrome Diet in the Treatment of Small Intestinal Bacterial Overgrowth: A Narrative Review. Nutrients, 2022, 14(16), 3382 Pubmed
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