Gerbstoffe Arzneimittelgruppen / PflanzeninhaltsstoffeGerbstoffe sind eine Gruppe von Wirkstoffen, die sich durch ihre adstringierenden Eigenschaften auszeichnen. Sie denaturieren Eiweisse und bilden auf der Haut und Schleimhaut eine Koagulationsmembran. Gerbstoffe haben antidiarrhoische, blutstillende, entzündungshemmende, juckreizlindernde und antimikrobielle Eigenschaften. Sie kommen in vielen Pflanzen und Arzneidrogen vor und werden auch synthetisch hergestellt. Zu ihren Anwendungsgebieten gehören Hautkrankheiten, Durchfall, Hämorrhoiden, Entzündungen im Mund- und Rachenraum und übermässiges Schwitzen. Gerbstoffe werden innerlich und äusserlich verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören eine Verstopfung, Allergien und lokale Hautreaktionen.
synonym: Adstringentien, Adstringentia, Astringents, Adstringents, Gerbstoffdrogen
ProdukteGerbstoffe sind unter anderem in Form von Tees, Kapseln, Lösungen zur äusserlichen Anwendung, Salben, Cremen und Suppositorien im Handel.
Struktur und EigenschaftenGerbstoffe haben keine einheitliche chemische Struktur, aber es können Gruppen identifiziert werden (siehe unten). Die Bezeichnung Gerbstoff ist eigentlich eine technische und bedeutet, dass mit dieser Substanz Tierhäute gegerbt werden können. Gerbstoffe zeichnen sich oft durch viele Hydroxygruppen (-OH) aus. Sie haben einen zusammenziehenden, austrocknenden und bitteren Geschmack.
WirkungenGerbstoffe haben adstringierende (zusammenziehende, abdichtende, sekretionshemmende), blutstillende, entzündungshemmende, antioxidative, juckreizlindernde, desodorierende, antimikrobielle und antivirale Eigenschaften. Gerbstoffe denaturieren die oberflächlichen Eiweisse und bilden auf der Haut und Schleimhaut eine Schutzschicht (Koagulationsmembran). Kleine Blutgefässe werden verschlossen.
AnwendungsgebieteInnerliche Verabreichung:
- Durchfall, z.B. bei einer Magen-Darm-Grippe und bei chronischen Leiden wie einer Lebensmittelintoleranz und einem Reizdarm
- Entzündliche Krankheiten der Magen- und Darmschleimhaut sowie der Speiseröhre
Äusserliche Verabreichung:
- Entzündungen und Schmerzen im Mund- und Rachenraum, z.B. Aphthen, eine Zahnfleischentzündung und Halsschmerzen
- Entzündliche, nässende und juckende Hauterkrankungen verschiedener Ursache, z.B. Ekzeme, Windeldermatitis, Intertrigo, kleine Verbrennungen, Juckreiz, Hämorrhoiden
- Gynäkologische Erkrankungen
- Starkes Schwitzen
- Kleine Blutungen
- Bindehautentzündung (Schwarztee)
Gemäss der Fachinformation. Abhängig vom Präparat können Gerbstoffe innerlich und äusserlich angewandt werden. Sie werden auch für Bäder, Umschläge und Waschungen eingesetzt.
Es muss beachtet werden, dass sich nicht alle Gerbstoffe für die perorale Therapie eignen. Die Anwendungsgebiete der Wirkstoffe und Arzneidrogen unterscheiden sich.
WirkstoffeGerbstoffe (Auswahl):
- Aldehyde wie Formaldehyd
- Aluminiumsalze, z.B. Alaun, Essig-weinsaure Tonerde-Lösung, Aluminiumchlorid, Aluminiumlaktat
- Catechingerbstoffe
- Gallotannine, Ellagitannine
- Kaffeesäure- und Phloroglucinderivate, z.B. die Labiatengerbstoffe, Rosmarinsäure
- Kaliumpermanganat
- Phenol-Formaldehyd-Harnstoff-Polykondensat, sulfoniert, Natriumsalz (Tannosynt®)
- Policresulen
- Silbernitrat
- Tannin, Tanninalbuminat
- Zinksalze
- Weitere Metallsalze, z.B. Chrom
- Brombeerblätter
- Cranberrys
- Eichenrinde
- Erdbeerblätter
- Frauenmantelkraut
- Gänsefingerkraut
- Grüntee
- Hamamelisblätter
- Heidelbeeren
- Himbeerblätter
- Frauenmantelkraut
- Pflanzengallen
- Ratanhiawurzel
- Rhabarberwurzel
- Salbeiblätter
- Schwarze Johannisbeeren
- Schwarztee
- Tormentillrhizom
- Walnüsse
Gerbstoffe kommen auch im Wein (Tannine) und in vielen Früchten sowie in Bananenschalen vor.
KontraindikationenDie vollständigen Vorsichtsmassnahmen sind vom Arzneimittel abhängig und finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenGerbstoffe können pharmazeutische Wirkstoffe binden und inaktivieren. Dies gilt zum Beispiel für Eisen. Dadurch kann die Wirksamkeit reduziert werden. Es wurden auch verschiedene Inkompatibilitäten beschrieben.
Entgegen der häufig geäusserten Befürchtung ist gemäss der Literatur beim regelmässigen Genuss von Schwarztee nicht mit einem Eisenmangel zu rechnen.
Unerwünschte WirkungenBei der innerlichen Anwendung kann eine Verstopfung auftreten. Bei einer äusserlichen Verwendung können Hautreaktionen und -reizungen vorkommen. Die Patientinnen und Patienten können allergisch gegen Gerbstoffe reagieren.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Fachliteratur
- Lehrbücher der Phytotherapie
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.