ACE-Hemmer Arzneimittelgruppen AntihypertonikaACE-Hemmer sind blutdrucksenkende und gefässerweiternde Wirkstoffe, welche für die Behandlung von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen eingesetzt werden. Sie greifen in das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ein. Die Effekte beruhen auf der Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes (ACE), das für die Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I und für den Abbau von Bradykinin verantwortlich ist. ACE-Hemmer werden meistens einmal täglich eingenommen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören ein Reizhusten, ein tiefer Blutdruck, Müdigkeit, ein Anstieg des Serumkaliums, Hautausschläge, Muskelschmerzen und Verdauungsstörungen. ACE-Hemmer können gelegentlich ein Angioödem hervorrufen.
synonym: ACE-Inhibitoren, Angiotensin Converting Enzyme Inhibitoren, ACEI
ProdukteDie meisten ACE-Hemmer sind in Form von Tabletten und Filmtabletten im Handel. Als erster Wirkstoff aus dieser Gruppe wurde Captopril zugelassen, in der Schweiz im Jahr 1980. ACE-Hemmer werden oft mit dem Thiazid-Diuretikum Hydrochlorothiazid (HCT) fix kombiniert.
Struktur und EigenschaftenACE-Hemmer sind Peptidomimetika, die von Peptiden abgeleitet sind, die im Gift der südamerikanischen Schlange Bothrops jararaca vorkommen. Der erste Vertreter Captopril wurden in den 1970er-Jahren entwickelt. Es handelt sich um ein frühes Beispiel eines rationalen Drug Designs.
ACE-Hemmer liegen mit Ausnahme von Captopril und Lisinopril als Prodrugs (meistens Ester-Prodrugs) vor, weil dadurch die Absorption und die Bioverfügbarkeit erhöht wird. Das Prodrug enthält das Suffix -pril, der aktive Wirkstoff das Suffix -prilat, also zum Beispiel Enalapril und Enalaprilat (deprotoniert).
Die Thiolgruppe von Captopril und die eine Carboxylatgruppe von Enalapril interagieren mit dem Zinkion in der Active Site von ACE.
WirkmechanismusACE-Hemmer (ATC C09AA ) greifen in das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ein. Die Effekte beruhen auf der Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes (ACE), welches für die Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I verantwortlich ist und zusätzlich auch den Abbau des Vasodilatators Bradykinin katalysiert.
Wirkmechanismus der ACE-Hemmer, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
WirkungenACE-Hemmer:
- senken den Blutdruck
- reduzieren den peripheren Widerstand und die Vor- und Nachlast
- erweitern die Blutgefässe
- reduzieren den Sauerstoffverbrauch des Herzens
- sind antihypertroph
- vermindern die Aldosteronsekretion in der Nebennierenrinde
- wirken leicht harntreibend
- erhöhen die Natriumausscheidung und die Kaliumreabsorption
- verringern die Albuminausscheidung über die Niere (Albuminurie)
Enalapril in der Active Site von ACE (PDB 1UZE). Die Interaktion mit dem Zinkion ist erkennbar. Zum Vergrössern anklicken.
IndikationenZu den Indikationen der ACE-Hemmer gehören:
- Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Renovaskuläre Hypertonie
- Symptomatische Herzinsuffizienz
- Sekundäre Prävention nach akutem Herzinfarkt
- Rezidivprophylaxe eines Schlaganfalls (mit Diuretikum)
- Stabile koronare Herzkrankheit
- Nierenerkrankungen, diabetische Nephropathie
Nicht alle Wirkstoffe sind für dieselben Indikationen freigegeben. ACE-Hemmer werden auch bei Tieren eingesetzt, z.B. Benazepril für die Behandlung der Herzinsuffizienz des Hundes und der chronischen Niereninsuffizienz der Katze.
Wirkstoffe- Cilazapril (Inhibace®)
- Enalapril (Generika, Reniten® ist ausser Handel)
- Fosinopril (Generika, Fositen® ist ausser Handel)
- Lisinopril (Zestril®, Generika)
- Perindopril (Coversum®, Generika)
- Ramipril (Triatec®, Generika)
In der Schweiz ausser Handel oder nicht im Handel:
- Captopril (Lopirin®)
- Benazepril (Cibacen®)
- Moexipril (Univasc®)
- Quinapril (Accupro®)
- Spirapril (Cardiopril®)
- Trandolapril (Gopten®)
- Zofenopril (Zofenil®)
Gemäss der Fachinformation. Die Einnahme ist vom Arzneimittel abhängig. ACE-Hemmer werden üblicherweise einmal (bis zweimal) täglich eingenommen. Es existieren aber Ausnahmen wie z.B. Captopril, das bis zu dreimal täglich verabreicht wird.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Hereditäres oder idiopathisches Angioödem
- Angioödem während einer früheren Behandlung mit einem ACE-Hemmer oder Sartan
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Gleichzeitige Einnahme von Aliskiren bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion
- Kinder und Jugendliche: siehe Fachinformation
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAndere Antihyertonika können die Effekte der ACE-Hemmer verstärken. Arzneimittel, welche den Kaliumspiegel erhöhen - wie Kaliumchlorid oder kaliumsparende Diuretika - können zu einer Hyperkaliämie führen. Weitere Interaktionen sind mit Antidiabetika, Lithium, NSAR, Sartanen, Aliskiren (kontraindiziert), Gold, mTOR-Hemmern und Gliptinen möglich (Auswahl). Eine duale Hemmung des RAAS wird nicht empfohlen.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören ein Husten, ein tiefer Blutdruck, Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Müdigkeit, ein Anstieg des Serumkaliums, Hautausschläge, Muskelschmerzen und Verdauungsstörungen wie Übelkeit und Durchfall.
Der Husten, welcher unter ACE-Hemmern auftreten kann, ist ein nicht produktiver Reizhusten, der nach dem Absetzen wieder verschwindet. Wie andere Nebenwirkungen wird auch der Husten mit der Erhöhung von Bradykinin in Verbindung gebracht.
Gelegentlich kann unter ACE-Hemmern ein Angioödem entstehen. Es kann zum Beispiel im Gesicht, an den Lippen, auf den Schleimhäuten oder im Kehlkopf auftreten.
siehe auchRenin-Angiotensin-System, Sartane, Renin-Inhibitoren, Ester
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Bicket D.P. Using ACE inhibitors appropriately. Am Fam Physician, 2002, 66(3), 461-8 Pubmed
- Cushman D.W., Ondetti M.A. History of the design of captopril and related inhibitors of angiotensin converting enzyme. Hypertension, 1991, 17(4), 589-92 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Kellow N.H. The renin-angiotensin system and angiotensin converting enzyme (ACE) inhibitors. Anaesthesia, 1994, 49(7), 613-22 Pubmed
- Kelly J.G., O'Malley K. Clinical pharmacokinetics of the newer ACE inhibitors. A review. Clin Pharmacokinet, 1990, 19(3), 177-96 Pubmed
- Lehr- und Handbücher der Pharmakologie
- Young J.B. ACE inhibitors as cardioprotective agents. Am J Manag Care, 2002, 8(9 Suppl), 30-7 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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