Diuretika ArzneimittelgruppenDiuretika sind harntreibende und blutdrucksenkende Arzneimittel, welche für die Behandlung eines hohen Blutdrucks, bei Ödemen und bei einer Herzinsuffizienz verabreicht werden. Diuretika sind am Nephron der Niere wirksam und bewirken eine verstärkte Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten. Sie werden üblicherweise morgens eingenommen, damit die Patienten in der Nacht nicht aufstehen müssen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Störungen des Elektrolythaushalts und eine Hypotonie.
synonym: Saluretika, Aquaretika
ProdukteDiuretika werden hauptsächlich in Form von Tabletten verabreicht. Daneben sind auch Injektionspräparate im Handel, zum Beispiel für die Verwendung im Krankenhaus. Zu den am häufigsten verordneten Diuretika gehören die Schleifendiuretika (Torasemid).
WirkungenDiuretika (ATC C03 ) haben harntreibende und antihypertensive Eigenschaften. Über verschiedene Mechanismen bewirken sie eine verstärkte Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten mit dem Harn.
Sie sind am Nephron der Niere wirksam:
- Proximaler Tubulus: Hemmung der Carboanhydrase (Carboanhydrasehemmer)
- Aufsteigender Ast der Henle-Schleife: Hemmung des Na+/K+/2Cl--Cotransporters (Schleifendiuretika)
- Distaler Tubulus: Hemmung der Reabsorption von Natrium und Chlorid durch Hemmung des Na+/2Cl--Cotransporters (Thiazide, Thiazid-ähnliche Diuretika)
- Distaler Tubulus: Hemmung der Natrium-Reabsorption (Kaliumsparende Diuretika)
- Distaler Tubulus und Sammelrohr: Antagonismus am intrazellulären Aldosteron-Rezeptor (Aldosteron-Antagonisten)
Osmotische Diuretika gelangen durch eine Filtration in die Nierentubuli und werden nicht rückresorbiert. Sie bewirken eine osmotische Diurese.
IndikationenTypische Anwendungsgebiete sind:
- Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Ödeme verschiedener Ursache, z.B. bei Erkrankungen des Herzens, der Leber (Aszites), der Niere und bei Verbrennungen
- Herzinsuffizienz
Diuretika können im Leistungssport als sogenannte Maskierungsmittel missbraucht werden. Sie können die Verwendung von Dopingmitteln verschleiern, indem sie ihre Urinkonzentration reduzieren oder ihre Ausscheidung fördern. Die Verwendung vor oder während dem Wettkampf ist gemäss der Dopingliste verboten. Des Weiteren können Diuretika im Sport dazu missbraucht werden, um rasch Gewicht zu verlieren. Dies ist für Sportarten relevant, bei denen Gewichtskategorien eine Rolle spielen.
DosierungGemäss der Fachinformation. Diuretika werden üblicherweise morgens eingenommen, damit in der Nacht kein Gang zur Toilette notwendig wird.
Wirkstoffe- Acetazolamid (Diamox®, Glaupax®)
- Bumetanid (Burinex®, ausser Handel)
- Furosemid (Lasix®, Generika)
- Piretanid (Kombinationspräparat)
- Torasemid (Torem®, Generika)
- Hydrochlorothiazid (Monopräparat: Esidrex®, viele Kombinationspräparate)
- Chlortalidon (Kombinationspräparate)
- Indapamid (Fludex®, Coversum Combi®, Generika)
- Metolazon (Metolazon Galepharm®)
- Xipamid (Aquaphor®, in der Schweiz nicht im Handel)
- Amilorid (Generika von Moduretic®)
- Aldosteron-Antagonisten: Spironolacton (Aldactone®), Canrenon (Soldactone®, ausser Handel), Eplerenon (Inspra®, Generika)
- Triamteren (in der Schweiz ausser Handel)
Pflanzliche Diuretika:
- Birke
- Brennessel
- Coffeindrogen
- Goldrute
- Hauhechel
- Orthosiphonis
- Schachtelhalm
- Wacholder
- Spargel
- Teemischungen: Harntreibender Tee PH (Species diureticae)
Zu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl, abhängig vom Wirkstoff):
- Überempfindlichkeit
- Hypotonie
- Hypovolämie
- Störungen des Elektrolythaushalts
- Nierenversagen
- Dehydratation
- Schwangerschaft und Stillzeit (abhängig von der Substanz)
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Störungen des Elektrolythaushalts (z.B. Natrium, Kalium, Chlorid, Bicarbonat, Calcium, Magnesium) und eine Hypotonie. Bezüglich des Kaliums können Diuretika abhängig vom Wirkstoff eine Hypokaliämie oder eine Hyperkaliämie verursachen. Dies erhöht das Risiko für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen. Diuretika können zu einem Anstieg der Blutzuckerwerte, der Harnsäure- und der Blutfettwerte führen (Hyperglykämie, Hyperurikämie, Hyperlipidämie).
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Cadwallader A.B., de la Torre X., Tieri A., Botrè F. The abuse of diuretics as performance-enhancing drugs and masking agents in sport doping: pharmacology, toxicology and analysis. Br J Pharmacol, 2010, 161(1), 1-16 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Krakoff L.R. Diuretics for hypertension. Circulation, 2005, 112(10), e127-9 Pubmed
- Lehrbücher der Pharmakologie
- Sica D.A., Carter B., Cushman W., Hamm L. Thiazide and loop diuretics. J Clin Hypertens (Greenwich), 2011, 13(9), 639-43 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.