Hydrochlorothiazid Arzneimittelgruppen Diuretika ThiazideHydrochlorothiazid ist ein harntreibender Wirkstoff aus der Gruppe der Thiazid-Diuretika, der in der Regel in Kombination mit anderen Blutdruckmitteln zur Behandlung von Ödemen, Bluthochdruck und einer Herzinsuffizienz verwendet wird. Die häufigste unerwünschte Wirkung der Monotherapie ist die Hypokaliämie und es können weitere Elektrolytstörungen und metabolische Störungen auftreten. Hydrochlorothiazid hat eine Sulfonamidähnliche Struktur und kann zu einfachen bis schweren Haut- und Überempfindlichkeitsreaktionen führen. In epidemiologischen Studien wurde ein erhöhtes Risiko für bestimmte Hautkrebsarten der Haut und Lippen eobachtet. Im Leistungssport ist es aufgrund seiner harnverdünnenden Eigenschaften gemäss der Dopingliste in der Schweiz verboten.
synonym: Hydrochlorothiazidum PhEur, HCT, HCTZ
ProdukteHydrochlorothiazid ist in zahlreichen Blutdruckmitteln in Kombination mit ACE-Hemmern, Sartanen, Renin-Inhibitoren, kaliumsparenden Diuretika, Calciumkanalblockern und Betablockern im Handel. Die Verwendung als Monopräparat (Esidrex®) ist weniger gebräuchlich. Hydrochlorothiazid ist in der Schweiz seit dem Jahr 1958 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenHydrochlorothiazid (C7H8ClN3O4S2, Mr = 297.7 g/mol) ist ein weisses, kristallines Pulver, das in Wasser sehr schwer löslich ist. Es ist strukturell eng mit dem ersten Thiazid Chlorothiazid verwandt.
WirkungenHydrochlorothiazid (ATC C03AA03 ) hat harntreibende, harnverdünnende und blutdrucksenkende Eigenschaften. Die Wirkungen beruhen auf der Hemmung der Rückresorption von Natriumchlorid am distalen Tubulus des Nephrons der Niere. Dadurch wird auch die Ausscheidung von Kalium, Protonen (H+) und Wasser gesteigert. Hydrochlorothiazid fördert die Rückresorption von Calcium.
Wirkmechanismus der Thiazid-Diuretika und der Thiazid-ähnlichen Diruetika am distalen Tubulus, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Indikationen- Bluthochdruck
- Herzinsuffizienz
- Ödeme
- Renaler Diabetes insipidus
- Idiopathische Hyperkalzurie und zur Rezidivprophylaxe kalziumhaltiger Steine
Hydrochlorothiazid ist in der Schweiz als sogenannter „maskierender“ Wirkstoff im Leistungssport verboten, weil es den Nachweis von Dopingmitteln durch seine harnverdünnende Wirkung verschleiert. Hydrochlorothiazid kann als organisches Anion auch die Sekretion anderer Wirkstoffe mit negativer Ladung reduzieren.
DosierungGemäss der Arzneimittel-Fachinformation. Die Einnahme erfolgt üblicherweise morgens. Die Haut soll während der Behandlung vor der Sonnenstrahlung geschützt werden (siehe unten).
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit gegen Hydrochlorothiazid und andere Sulfonamidderivate (z.B. einige Diuretika, Antibiotika)
- Therapieresistente Hypokaliämie
- Hyponatriämie
- Hyperkalzämie
- Symptomatische Hyperurikämie (Gicht, Uratsteine)
- Schwangerschaft
- Niereninsuffizienz
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Unerwünschte WirkungenDie häufigste unerwünschte Wirkung einer Monotherapie ist die Hypokaliämie aufgrund der verstärkten Ausscheidung von Kaliumionen. Gelegentlich treten weitere Elektrolyt- und Stoffwechselstörungen wie eine Hyponatriämie, Hypomagnesiämie, Hyperglykämie und Hyperurikämie auf.
Durch die Senkung des Blutdrucks kann es zu einer orthostatischen Hypotonie mit Kopfschmerzen und Schwindel kommen. Es können Hautreaktionen wie Nesselfieber, Erytheme, Juckreiz, Photosensitivität bis schwere Hautreaktionen entstehen (toxische Epidermolyse, Lupus erythematodes). Zahlreiche weitere, seltenere unerwünschte Wirkungen sind möglich.
In epidemiologischen Studien wurde ein erhöhtes Risiko für nicht melanozytäre Malignome der Haut und Lippen in Form von Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen unter einer zunehmenden kumulativen Hydrochlorothiazid-Exposition beobachtet. Die Photosensitivität ist ein möglicher Auslöser.
Die Patienten sollen ihre Haut regelmässig kontrollieren und dem Arzt verdächtige Läsionen melden. Die Haut soll vor einer übermässigen Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Literatur- Alawwa I.A., Matani Y.S., Saleh A.A., Al-Ghazo M.A. A placebo-controlled trial of the effects of hydrochlorothiazide on nocturnal enuresis. Urol Int, 2010, 84(3), 319-24 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Carter B.L., Ernst M.E., Cohen J.D. Hydrochlorothiazide versus chlorthalidone: evidence supporting their interchangeability. Hypertension, 2004, 43(1), 4-9 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Khosla N., Chua D.Y., Elliott W.J., Bakris G.L. Are chlorthalidone and hydrochlorothiazide equivalent blood-pressure-lowering medications? J Clin Hypertens (Greenwich), 2005, 7(6), 354-6 Pubmed
- Kondrack R., Mohiuddin S. Valsartan/hydrochlorothiazide: pharmacology and clinical efficacy. Expert Opin Drug Metab Toxicol, 2009, 5(9), 1125-34 Pubmed
- Mineo M.C., Cheng E.Y. Severe allergic reaction to hydrochlorothiazide mimicking septic shock. Pharmacotherapy, 2009, 29(3), 357-61 Pubmed
- Neff K.M., Nawarskas J.J. Hydrochlorothiazide versus chlorthalidone in the management of hypertension. Cardiol Rev, 2010, 18(1), 51-6 Pubmed
- Ruscin J.M., Page R.L. 2nd, Scott J. Hydrochlorothiazide-induced angioedema in a patient allergic to sulfonamide antibiotics: evidence from a case report and a review of the literature. Am J Geriatr Pharmacother, 2006, 4(4), 325-9 Pubmed
- Pfab F., Athanasiadis G.I., Kollmar A., Ring J., Ollert M. Lichenoid drug eruption due to an antihypertonic drug containing irbesartan and hydrochlorothiazide. Allergy, 2006, 61(6), 786-7 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen