Schleifendiuretika Arzneimittelgruppen DiuretikaSchleifendiuretika sind harntreibende und blutdrucksenkende Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika, die für die Behandlung eines Bluthochdruck und bei Wasseransammlungen im Körper (Ödemen) verabreicht werden. Ihre Effekte beruhen auf der Hemmung des Na+/K+/2Cl--Cotransporters am aufsteigenden dicken Ast der Henle-Schleife im Nephron der Niere. Dies führt zu einer verstärkten Ausscheidung von Elektrolyten und Wasser mit dem Harn. Schleifendiuretika sollen in der Regel morgens eingenommen werden, damit der Harn tagsüber ausgeschieden werden kann. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden, ein tiefer Blutdruck, Kopfschmerzen, Schwindel, metabolische Störungen und Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts. Die Blutwerte sollen während der Therapie regelmässig kontrolliert werden.
synonym: Loop diuretics
ProdukteSchleifendiuretika sind in Form von Tabletten, Retardkapseln und als Injektions- und Infusionspräparate im Handel. Am häufigsten werden in der Schweiz heute Torasemid und Furosemid eingesetzt.
Struktur und EigenschaftenBei den verfügbaren Schleifendiuretika handelt es sich in der Regel um Sulfonamid- oder Sulfonylharnstoff-Derivate. Es existieren auch Vertreter ohne Sulfonamid-Struktur, zum Beispiel das Phenoxyessigsäure-Derivat Etacrynsäure.
WirkungenSchleifendiuretika (ATC C03CA ) haben harntreibende (diuretische), antioedematöse und blutdrucksenkende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Hemmung des Na+/K+/2Cl--Cotransporters (NKCC2) am aufsteigenden dicken Ast der Henle-Schleife im Nephron der Niere. Dies führt zu einer verstärkten Ausscheidung von Natrium, Kalium, Chlorid und von Wasser mit dem Harn.
Die Na+/K+-ATPase an der basolateralen Membran sorgt für den Konzentrationsgradienten, der für die Reabsorption von Natrium erforderlich ist. Weil sich durch die Inhibition der Schleifendiuretika das Membranpotential verändert, wird zudem die parazelluläre Reabsorption von Calcium- und Magnesiumionen verringert und diese gelangen ebenfalls in den Harn.
Wirkmechanismus der Schleifendiuretika, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Indikationen- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Ödeme (Wasseransammlungen), z.B. infolge einer Herzinsuffizienz, bei Nierenerkrankungen oder als Folge von Verbrennungen
- Bauchwassersucht (Aszites)
Gemäss der Fachinformation. Schleifendiuretika werden aufgrund der harntreibenden Effekte in der Regel morgens eingenommen, damit die Patienten die Blase tagsüber entleeren können.
Während der Behandlung sollen die Laborwerte regelmässig kontrolliert werden, weil die Diuretika einen Einfluss auf die Blutparameter haben und zum Beispiel zu einer Hypokaliämie führen oder die Blutzuckerwerte erhöhen können.
Bei einer Niereninsuffizienz muss die Dosis im Unterschied zu anderen Wirkstoffen stark erhöht und nicht reduziert werden. Der Grund liegt darin, dass der Wirkort der Schleifendiuretika im Nephron liegt.
WirkstoffeWeitere Wirkstoffe, in der Schweiz nicht im Handel:
MissbrauchSchleifendiuretika können im Sport als Maskierungsmittel missbraucht werden, mit dem Ziel, die Verwendung von Dopingmittel durch eine verstärkte Ausscheidung zu verschleiern. Sie sind in der Dopingliste enthalten und sowohl während als auch ausserhalb sportlicher Wettkämpfe verboten.
KontraindikationenZu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Hypotonie
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Hypovolämie
- Hyponatriämie, Hypokaliämie
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenSchleifendiuretika verstärken die Effekte anderer Antihypertonika. Aufgrund der Ausscheidung der Elektrolyte können sie die unerwünschten Wirkungen von Herzglykosiden erhöhen. Weitere Wechselwirkungen treten unter anderem mit Antidiabetika, NSAR, Glucocorticoiden und Lithium auf.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Tiefer Blutdruck
- Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit
- Metabolische Störungen wie eine Hyperurikämie, einer Hyperglykämie und einer Hyperlipidämie
- Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts, u.a. tiefe Kalium-, Natrium-, Chlorid-, Magnesium- und Calciumwerte
Schleifendiuretika haben ototoxische Wirkungen und können zu Hörstörungen und einem Tinnitus führen.
siehe auchFurosemid, Torasemid, Diuretika
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Buggey J. et al. A reappraisal of loop diuretic choice in heart failure patients. Am Heart J, 2015, 169(3), 323-33 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Lehrbücher der Pharmakologie
- Malha L., Mann S.J. Loop Diuretics in the Treatment of Hypertension. Curr Hypertens Rep, 2016, 18(4), 27 Pubmed
- Oh S.W., Han S.Y. Loop Diuretics in Clinical Practice. Electrolyte Blood Press, 2015, 13(1), 17-21 Pubmed
- Shankar S.S., Brater D.C. Loop diuretics: from the Na-K-2Cl transporter to clinical use. Am J Physiol Renal Physiol, 2003, 284(1), F11-21 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.