Prämenstruelles Syndrom IndikationenDas prämenstruelle Syndrom (PMS) äussert sich in psychischen und körperlichen Störungen, die hauptsächlich während der Gelbkörperphase in der zweiten Hälfte des Zyklus bei Frauen auftreten. Dazu gehören Depressivität, Unruhe, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Kontrollverlust, Wutanfälle, Schlafstörungen, Schmerzen, ein Spannungsgefühl in den Brüsten, Wassereinlagerungen und Unterleibsbeschwerden. Die Ursache liegt wahrscheinlich in den hormonellen Veränderungen der Sexualhormone nach dem Eisprung, die auch einen Einfluss auf Neurotransmitter wie Serotonin, GABA und Dopamin ausüben. Für die medikamentöse Behandlung des PMS werden unter anderem Mönchspfefferextrakte, Hormone (Ovulationshemmer), SSRI und Schmerzmittel eingesetzt.
synonym: PMS, Premenstrual syndrome
SymptomeDas prämenstruelle Syndrom äussert in psychischen (emotionalen, psychiatrischen) und körperlichen Symptomen und betreffen das Verhalten. Im Folgenden sind die wichtigsten aufgelistet.
Psychische Störungen:
- Depressivität, Weinen
- Unruhe, Ängstlichkeit
- Reizbarkeit, Ärger, Spannung, Kontrollverlust, Wutanfälle, Verwirrtheit
- Erhöhter Appetit, Heisshunger (Food Cravings)
- Schlafstörungen
- Sozialer Rückzug
Körperliche Störungen:
- Schmerzen: Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen
- Spannungsgefühl in den Brüsten
- Aufgeblähter Bauch, Unterleibsbeschwerden
- Akne
- Müdigkeit
- Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme (Ödeme)
Beim sogenannten prämenstruellen dysphorischen Syndrom (PMDS, PMDD) stehen ausgeprägte psychiatrische Störungen im Vordergrund. Das PMS wird in der Regel gynäkologisch (hormonell), das PMDS hingegen eher psychiatrisch (mit Psychopharmaka) therapiert.
UrsachenDas prämenstruelle Syndrom tritt in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung und vor der Regelblutung bei Frauen auf, d.h. in der Lutealphase (Gelbkörperphase). Die Beschwerden sind in der Woche vor der Menstruation am deutlichsten ausgeprägt und verschwinden mit dem Eintreten der Blutung rasch. Die Gelbkörperphase zeichnet sich durch einen starken Anstieg und anschliessenden Abfall des Gestagens Progesteron aus und dauert im idealisierten Zyklus zwei Wochen.
Als Ursache des PMS werden die Veränderungen der Östrogene und Gestagene während des Zyklus vermutet. Diese Hormone haben auch einen Einfluss auf Neurotransmitter wie Serotonin, GABA und Dopamin und auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). In der Schwangerschaft und nach den Wechseljahren können die Beschwerden verschwinden und vor der Pubertät gibt es kein PMS. Bereits vorliegende Störungen werden vom PMS verschlimmert.
Ein gewisses Ausmass an Beschwerden während der Gelbkörperphase ist physiologisch. Ein PMS liegt vor, wenn die Lebensqualität reduziert ist und ein deutlich negativer Einfluss auf das Sozialleben, Beziehungen, die Arbeit oder die Schule vorliegt.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Symptome, der Anamnese und durch Ausschluss von Krankheiten gestellt (z.B. Eisenmangel, Hypothyreose). In einem PMS-Kalender können die Beschwerden im Detail dokumentiert und in einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Zyklus gebracht werden.
Nicht medikamentöse Behandlung- Gesunde Ernährung
- Stress abbauen, Psychotherapie
- Körperliche Aktivität
Einige der folgenden Medikamente haben eine Zulassung, andere werden hingegen Off-Label verwendet.
Extrakte aus den Früchten des Mönchspfeffers werden hauptsächlich in Form von Tabletten für die Behandlung des PMS eingesetzt. Sie werden einmal täglich und während mindestens drei Monaten verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören allergische Reaktionen.
Eine Alternative oder Ergänzung ist Johanniskraut, wenn eine leichte depressive Verstimmung im Vordergrund steht. Auch von Johanniskraut sollen standardisierte Extrakte verwendet werden.
SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) wie Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin gleichen den Serotoninmangel aus und haben antidepressive und stimmungsaufhellende Eigenschaften. Weitere Antidepressiva wie die SSNRI (z.B. Venlafaxin) sowie Neuroleptika wie Quetiapin und Benzodiazepine werden in der Literatur erwähnt. Psychopharmaka werden eher beim PMDS eingesetzt.
Die Aminosäure Tryptophan ist ein Vorläufer von Serotonin und als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.
Schmerzmittel wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac lindern Schmerzen im Zusammenhang mit dem Syndrom.
Hormone (Ovulationshemmer) wie die Östrogene, Gestagene und die GnRH-Analoge haben einen Einfluss auf den Verlauf des normalen Zyklus und verhindern den Eisprung. Östrogene werden zum Beispiel transdermal verabreicht. Eingesetzt werden auch hormonale Verhütungsmittel wie die oralen Kontrazeptiva.
Das Diruetikum Spironolacton fördert die Ausscheidung von Wasser und Natrium über die Niere und kann für die Behandlung der Wassereinlagerung eingesetzt werden. Das Gestagen Drospirenon wurde von Spironolacton abgeleitet.
Weitere Möglichkeiten, die in der Literatur erwähnt werden:
- Calcium in einer Dosis von 1200 mg pro Tag
- Vitamin D
- Magnesium
- Nachtkerzenöl
- Vitamin B6 (Pyridoxin)
- Cimicifuga
- Appleton S.M. Premenstrual Syndrome: Evidence-based Evaluation and Treatment. Clin Obstet Gynecol, 2018, 61(1), 52-61 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Cerqueira R.O. et al. Vitex agnus castus for premenstrual syndrome and premenstrual dysphoric disorder: a systematic review. Arch Womens Ment Health, 2017, 20(6), 713-719 Pubmed
- Dickerson L.M., Mazyck P.J., Hunter M.H. Premenstrual syndrome. Am Fam Physician, 2003, 67(8), 1743-52 Pubmed
- Fachliteratur
- Hofmeister S., Bodden S. Premenstrual Syndrome and Premenstrual Dysphoric Disorder. Am Fam Physician, 2016, 94(3), 236-40 Pubmed
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