SSRI Arzneimittelgruppen AntidepressivaDie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Antidepressiva. Sie werden anderem für die Behandlung von Depressionen, bei Panikerkrankungen, Zwangsstörungen und Angststörungen eingesetzt. Ihre Effekte beruhen auf der selektiven Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin in das präsynaptische Neuron. Dadurch wird die Konzentration des Neurotransmitters im synaptischen Spalt erhöht. Aufgrund der langen Halbwertszeit der Wirkstoffe reicht in der Regel eine einmal tägliche Einnahme aus. SSRI sind anfällig für Arzneimittel-Wechselwirkungen und können das QT-Intervall verlängern. Häufige unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit einer Therapie mit SSRI sind Mundtrockenheit, Appetitmangel, Durchfall, Übelkeit, Potenz- und Libidostörungen, Gähnen, Schwitzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Schlafstörungen.
synonym: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren
ProdukteDie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, Selective Serotonin Reuptake Inhibitors) werden hauptsächlich in Form von Filmtabletten oder Kapseln eingenommen. Daneben stehen weitere Darreichungsformen wie dispergierbare Tabletten, Schmelztabletten und Tropfen zur Verfügung.
Als erster Vertreter wurde in den 1970er-Jahren Zimelidin entwickelt und zu Beginn der 80er-Jahre zugelassen. Der Vertrieb musste aufgrund unerwünschter Wirkungen eingestellt werden. Auch der zweite Vertreter Indalpin wurde bald wieder vom Markt genommen. Als dritter Wirkstoff wurde Fluvoxamin freigegeben, in der Schweiz im Jahr 1983.
Bekannte Markennamen sind zum Beispiel Prozac® (Fluoxetin), Cipralex® (Escitalopram) und Zoloft® (Sertralin). Heute sind auch zahlreiche Generika verfügbar.
Struktur und EigenschaftenDie älteren SSRI sind Analoga von Antihistaminika der 1. Generation. Zimelidin ist von Brompheniramin und Fluoxetin von Diphenhydramin abgeleitet. Die Moleküle wurden ausgehend von der Monoaminhypothese rational entwickelt.
WirkungenSSRI (ATC N06AB ) haben antidepressive und stimmungsaufhellende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der selektiven Hemmung der Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin in das präsynaptische Neuron. Dadurch wird die Konzentration im synaptischen Spalt erhöht. Das Drug Target ist der Serotonin-Transporter SERT. Die Selektivität bezieht sich in erster Linie auf den Vergleich mit älteren Antidepressiva wie den trizyklischen Antidepressiva, die unselektiv sind.
Wirkmechanismus der Wiederaufnahmehemmer, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenZu den Indikationen gehören (Auswahl):
- Vorbeugung und Behandlung von Depressionen
- Panikerkrankungen
- Zwangsstörungen
- Soziale Phobie
- Bulimie (Bulimia nervosa)
- Generalisierte Angststörung
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Vorzeitige Ejakulation (Dapoxetin)
Es existieren zahlreiche weitere Anwendungsgebiete, für die derzeit keine Zulassung von den Behörden vorliegt.
DosierungGemäss der Fachinformation. Bei den meisten SSRI reicht aufgrund der langen Halbwertszeit eine einmal tägliche Einnahme aus. Die volle Wirksamkeit tritt in der Regel verzögert nach zwei bis vier Wochen ein.
MissbrauchIm Unterschied zu anderen zentral wirksamen Arzneimitteln werden die SSRI nicht als Rauschmittel missbraucht.
Wirkstoffe- Citalopram (Seropram®, Generika)
- Dapoxetin (Priligy®)
- Escitalopram (Cipralex®, Generika) ist das S-Enantiomer von Citalopram
- Fluoxetin (Fluctine®, Generika, USA: Prozac®)
- Fluvoxamin (Floxyfral®)
- Paroxetin (Deroxat®, Generika)
- Sertralin (Zoloft®, Generika)
Eng verwandte Vertreter werden wie Trazodon (Trittico®) und Vortioxetin (Brintellix®) werden nicht zu den SSRI gezählt, da sie zusätzlich an den Serotoninrezeptoren aktiv sind. Sie werden als → SARI bezeichnet.
KontraindikationenDie vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation. Viele SSRI sind in Kombination mit MAO-Hemmern kontraindiziert.
InteraktionenEinige SSRI sind Substrate von CYP450-Isoenzymen, so zum Beispiel Fluoxetin von CYP2D6 und Sertralin von CYP2D6 und CYP3A4. Die Kombination mit CYP-Hemmern oder CYP-Induktoren kann zu Arzneimittel-Wechselwirkungen führen.
SSRI können das QT-Intervall verlängern. Eine Kombination mit Wirkstoffen, welche es ebenfalls verlängern, können das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen.
In Kombination mit serotonergen Arzneimittel kann ein Serotoninsyndrom auftreten. Aus diesem Grund ist auch die gleichzeitige Verabreichung von MAO-Hemmern kontraindiziert.
Es gibt Berichte über anormale Blutungen unter SSRI. Deshalb sind Wechselwirkungen mit NSAR und anderen Medikamenten möglich, welche die Blutgerinnung beeinflussen.
Unerwünschte WirkungenHäufige unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit einer Therapie mit SSRI sind:
- Mundtrockenheit, Appetitmangel, Durchfall, Übelkeit
- Ejakulationsstörungen, Impotenz, Libidoverminderung
- Gähnen, Schwitzen
- Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Schlafstörungen
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Barbui C., Esposito E., Cipriani A. Selective serotonin reuptake inhibitors and risk of suicide: a systematic review of observational studies. CMAJ, 2009, 180(3), 291-7 Pubmed
- Deshauer D. et al. Selective serotonin reuptake inhibitors for unipolar depression: a systematic review of classic long-term randomized controlled trials. CMAJ, 2008, 178(10), 1293-301 Pubmed
- Mace S., Taylor D. Selective serotonin reuptake inhibitors: a review of efficacy and tolerability in depression. Expert Opin Pharmacother, 2000, 1(5), 917-33 Pubmed
- Sneader W. Drug discovery: a history. Chichester: Wiley, 2005
- Weilburg J.B. An overview of SSRI and SNRI therapies for depression. Manag Care, 2004, 13(6), 25-33 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.