Müdigkeit IndikationenMüdigkeit ist eine normale und subjektive Reaktion des Organismus auf geistige und körperliche Anstrengungen. Eine übermässige Müdigkeit kann zahlreiche Ursachen haben. Dazu gehören zuwenig Erholung, Stress, Krankheiten, Mangelzustände und viele Arznei-, Genuss- und Rauschmittel. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Die beliebteste Substanz für die Vorbeugung und Behandlung von Müdigkeit ist Coffein. Auch Stärkungsmittel (Tonika), Vitamine, Mineralstoffe und pflanzliche Adaptogene werden gerne bei Müdigkeit eingenommen.
synonym: Fatigue, Erschöpfung, Energiemangel, Lethargie, Energielosigkeit, Ermüdung
SymptomeMüdigkeit ist eine physiologische und subjektive Reaktion des Organismus auf geistige und körperliche Anstrengungen. Sie ist unerwünscht, wenn sie schnell, häufig und übermässig eintritt.
Müdigkeit äussert sich unter anderem in einem Energiemangel, einer Erschöpfung, Schwäche, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit und einer reduzierten Leistungsfähigkeit und Motivation. Sie kann auch von Reizbarkeit begleitet werden. Müdigkeit kommt akut und chronisch vor.
UrsachenGeistige und körperliche Belastungen und physiologische Ursachen:
- Ein Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Erholung, etwa bei körperlicher oder geistiger Überbeanspruchung.
- Stress
- Schlafstörungen, Schlafmangel, Schlafapnoe
- Schwangerschaft, Alter
- Fehlende Motivation und Langeweile
- Adoleszenz: Müdigkeit ist bei Heranwachsenden häufig und in einem gewissen Ausmass normal. Die Ursachen liegen unter anderem im Wachstum, im Schlafmangel und den sozialen und schulischen Anforderungen.
- Nach Operationen
Krankheiten (sekundäre Müdigkeit):
- Virale Infektionskrankheiten wie zum Beispiel eine Erkältung, Grippe, Covid-19, Mononukleose, HIV, Hepatitis und Bandwürmer. Müdigkeit kommt auch postinfektiös nach dem Ende der Krankheit vor.
- ME-CFS
- Schilddrüsenunterfunktion
- Krebserkrankungen
- Tiefer Blutdruck
- Herzerkrankungen wie eine Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen
- Psychiatrische Erkrankungen wie eine Depression, Angststörungen
- Metabolische Erkrankungen: Diabetes mellitus
- Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz
- Dehydratation
- Atemwegserkrankungen wie eine COPD
- Multiple Sklerose
Mangelzustände:
- Vitamin- oder Mineralstoffmangel, z.B. ein Eisenmangel mit einer Anämie
- Mangelernährung, Fehlernährung, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Magersucht
Viele Arzneimittel, Genussmittel und Rauschmittel:
- Antidepressiva, Antihistaminika, Benzodiazepine, Schlafmittel, Betablocker, Schmerzmittel, Opioide, Muskelrelaxanzien
- Alkohol, GHB, Cannabis
- Entzugssymptome
Müdigkeit ohne diagnostizierbare Ursache:
- Idiopathische Müdigkeit
Die Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, mit einer körperlichen Untersuchung und mit Labormethoden gestellt. Dabei muss abgeklärt werden, ob es sich nur um eine physiologische Müdigkeit handelt oder ob eine Krankheit zugrunde liegt.
Nicht medikamentöse Behandlung- Eine physiologische Müdigkeit, die durch ein Ungleichgewicht zwischen zwischen Anstrengung und Erholung ausgelöst wird, kann mit Ruhe, Entspannung und ausreichend Schlaf behandelt werden.
- Gute Schlafhygiene
- Gesunde Ernährung
- Körperliche Aktivität, Sport, soziale Kontakte
- Gute körperliche Fitness
- Medikamente wechseln oder falls möglich absetzen, die Müdigkeit auslösen.
- Verursachende Erkrankungen behandeln.
- Überbelastungen abbauen.
Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach der Ursache.
Stimulanzien wie Coffein:
- Zubereitungen und pflanzliche Auszüge mit Coffein wie beispielsweise Kaffee, Schwarztee, Energy Drinks, Mate und Guarana werden am häufigsten für die Vorbeugung und Behandlung einer Müdigkeit eingenommen.
Stärkungsmittel (Tonika):
- Stärkungsmittel enthalten unter anderem Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe, pflanzliche Extrakte wie Ginseng, Zucker und Aminosäuren und werden traditionell bei Müdigkeit verabreicht, früher oft als Sirup zum Einnehmen. Am wirksamsten sind sie, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt.
Vitamine und Mineralstoffe:
- Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente werden auch als Monopräparate verabreicht, zum Beispiel Eisen bei einem nachgewiesenen Eisenmangel.
- Traubenzucker enthält den Zucker Glucose und eignet sich als Stärkungsmittel bei Hungergefühl oder bei einer Unterzuckerung.
Pflanzliche Adaptogene:
- Mittel gegen einen tiefen Blutdruck wie z.B. Etilefrin
- Levothyroxin (T4) und Liothyronin (T3) werden bei einer diagnostizierten Schilddrüsenunterfunktion als Ersatz für die fehlenden körpereigenen Hormone verabreicht.
Sofern keine medizinische Indikation vorliegt, sollen Amphetamine und Modafinil aufgrund der unerwünschten Wirkungen nicht für die Behandlung einer Müdigkeit verwendet werden. Ebenfalls nicht geeignet sind Rauschmittel wie Kokain oder Nicotin, die zu einer Abhängigkeit und schweren Nebenwirkungen führen können.
siehe auchLiteratur- Abd-Elfattah H.M., Abdelazeim F.H., Elshennawy S. Physical and cognitive consequences of fatigue: A review. J Adv Res, 2015, 6(3), 351-8 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Guidelines
- MedlinePlus
- Rosenthal T.C. et al. Fatigue: an overview. Am Fam Phys, 2008, 78(10), 1173-1179
- Viner R., Christie D. Fatigue and somatic symptoms. BMJ, 2005, 330, 1012-1015 Pubmed
- Wilson J., Morgan S., Magin P.J., van Driel M.L. Fatigue - a rational approach to investigation. Aust Fam Physician, 2014, 43(7), 457-61 Pubmed
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