Rosenwurz Phytopharmaka DrogenlisteDie Rosenwurz (Rhodiola rosea) ist ein stimulierendes und adaptogenes pflanzliches Heilmittel, das seit langem in der Volksmedizin verwendet wird. Extrakte aus der Wurzel und dem Rhizom werden zur Linderung körperlicher und geistiger Symptome bei Stress und Überarbeitung eingesetzt. In der Schweiz wurde im Jahr 2010 erstmals ein Arzneimittel auf der Basis von Rosenwurz zugelassen. Die Tabletten werden morgens und mittags vor den Mahlzeiten eingenommen. Unerwünschte Wirkungen werden selten beobachtet.
synonym: Rhodiola rosea, Sedum rhodiola, Sedum rosea, Rhodiola, Goldene Wurzel, WS 1375®
ProdukteIm Jahr 2010 wurde in der Schweiz der ethanolische Trockenextrakt WS® 1375 aus Rosenwurz in Form von Filmtabletten zugelassen. Das Arzneimittel ist in Apotheken und Drogerien ohne ärztliche Verordnung erhältlich (Vitango®, Schwabe Pharma AG, https://www.vitango.ch ). Rosenwurz ist ein populäres Adaptogen in der russischen Medizin und in Schweden ist der Extrakt SHR-5 seit 1985 auf dem Markt (Artic Root®). Erwähnt wurde die Pflanze bereits im ersten Jahrhundert im vierten Buch der Materia Medica von Dioskurides.
PflanzeDie sukkulente Rosenwurz Rhodiola rosea L. aus der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) wächst in Felsspalten in Hochebenen und an Meeresklippen in Europa (z.B. Schweden, Finnland), Sibirien, Nordamerika, Grossbritannien und im Himalaya. Die kommerziell erhältlichen Wurzeln stammen zum grössten Teil aus dem Altai-Hochgebirge. Auch in der alpinen Schweiz wurden erfolgreiche Versuche zum landwirtschaftlichen Anbau der Pflanze durchgeführt. Als Arzneidroge werden die Wurzel und das Rhizom verwendet (Rhodiolae radix, Rhodiolae rhizoma).
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InhaltsstoffeFür die Wirkungen werden in erster Linie Glykoside, darunter Salidrosid (Rhodiolosid) und Rosavin, sowie das Aglykon p-Tyrosol, verantwortlich gemacht. Daneben enthält die Pflanze zahlreiche weitere Inhaltsstoffe, zum Beispiel Flavonoide, Proanthocyanidine, organische Säuren und Terpenoide. Der Name Rosenwurz leitet sich vom Rosenduft der geriebenen Wurzel ab.
WirkungenDer Rosenwurz werden stimulierende und adaptogene Eigenschaften zugeschrieben, d.h. das Arzneimittel gibt einerseits mehr Energie und erhöht andererseits die Stresstoleranz. Ferner wurden unter anderem kardioprotektive, antioxidative, antidepressive und angstlösende Effekte nachgewiesen. Als Wirkmechanismus wird ein Einfluss auf die Monoamine, Opioidpeptide und Neurotransmitter und eine verminderte Ausschüttung von Stresshormonen angegeben. Die Anwendung beruht auf Traditionen und Überlieferungen, ist aber auch durch eine Reihe klinischer Studien abgestützt.
IndikationenVitango® ist in der Schweiz zur Linderung körperlicher und geistiger Symptome bei Stress und Überarbeitung zugelassen, wie z.B. Müdigkeit, Erschöpfung, Reizbarkeit und Anspannung.
DosierungGemäss der Packungsbeilage. Die Fertigarzneimittel werden zweimal täglich, morgens und mittags mit Wasser und vor den Mahlzeiten eingenommen.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwere Leber- oder Nierenerkrankungen
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Kindern unter 18 Jahre
Falls innert zwei Wochen keine Besserung eintritt, soll eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Packungsbeilage.
InteraktionenZu möglichen Interaktionen liegen keine ausreichenden Daten vor. In einer in vitro Studie wurde gezeigt, dass Rosenwurz CYP3A4 und P-Glykoprotein hemmt (Hellum et al., 2010). Rosenwurzextrakte könnten folglich die Plasmakonzentration von CYP3A4-Substraten erhöhen. Wechselwirkungen sind nicht auszuschliessen.
Unerwünschte WirkungenSehr selten wurde über Überempfindlichkeitsreaktionen und eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) berichtet. Der kausale Zusammenhang ist nicht erwiesen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Patienteninformation (CH, AT)
- Aslanyan G., Amroyan E., Gabrielyan E., Nylander M., Wikman G., Panossian A. Double-blind, placebo-controlled, randomised study of single dose effects of ADAPT-232 on cognitive functions. Phytomedicine, 2010, 17(7), 494-9 Pubmed
- Blomkvist J., Taube A., Larhammar D. Perspective on Roseroot (Rhodiola rosea) studies. Planta Med, 2009, 75(11), 1187-90 Pubmed
- Darbinyan V., Aslanyan G., Amroyan E., Gabrielyan E., Malmström C., Panossian A. Clinical trial of Rhodiola rosea L. extract SHR-5 in the treatment of mild to moderate depression. Nord J Psychiatry, 2007, 61(5), 343-8 Pubmed
- Fortbildungsunterlagen Schwabe Pharma AG
- Hellum B.H., Tosse A., Hoybakk K., Thomsen M., Rohloff J., Georg Nilsen O. Potent in vitro inhibition of CYP3A4 and P-glycoprotein by Rhodiola rosea. Planta Med, 2010, 76(4), 331-8 Pubmed
- Ishaque S., Shamseer L., Bukutu C., Vohra S. Rhodiola rosea for physical and mental fatigue: a systematic review. BMC Complement Altern Med, 2012, 29, 12, 70 Pubmed
- Kelly G.S. Rhodiola rosea: a possible plant adaptogen. Altern Med Rev, 2001 , 6(3), 293-302 Pubmed
- Olsson E.M., von Schéele B., Panossian A.G. A randomised, double-blind, placebo-controlled, parallel-group study of the standardised extract shr-5 of the roots of Rhodiola rosea in the treatment of subjects with stress-related fatigue. Planta Med, 2009, 75(2), 105-12 Pubmed
- Panossian A., Wikman G., Sarris J. Rosenroot (Rhodiola rosea): traditional use, chemical composition, pharmacology and clinical efficacy. Phytomedicine, 2010, 17(7), 481-93 Pubmed
- Swedish Herbal Institute http://www.shi.se
Interessenkonflikte: Dieser Artikel wurde vom PharmaWiki-Team unabhängig recherchiert und aufgearbeitet. Er konnte dank der Unterstützung der Schwabe Pharma AG realisiert werden.
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