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Cannabis Phytopharmaka Heilpflanzen

Der Hanf (Cannabis sp.) ist eine einjährige, zweihäusige und krautige Pflanze, die seit Jahrtausenden als Heil- und Nutzpflanze Verwendung findet. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören Cannabinoide wie Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC), welche vor allem in den Blütenständen der weiblichen Pflanze vorkommen. Sie sind für die psychotropen, euphorisierenden, antiemetischen, schmerzlindernden und krampflösenden Eigenschaften des Hanfs verantwortlich. Die Effekte beruhen auf der Bindung der aktiven Wirkstoffe an Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn. Hanf und seine Produkte werden unter anderem zur Anregung des Appetits und gegen Übelkeit bei Krebs- und AIDS-Patienten, bei multipler Sklerose und bei chronischen Schmerzen angewandt. Hanf wird auch als Rauschmittel verwendet.

synonym: Hanf, Marihuana, Haschisch, Gras, Kannabis

Produkte

Der Hanf und die daraus hergestellten Zubereitungen wie Marihuana, Cannabisharz, THC und Cannabisextrakte gehören zu den Betäubungsmitteln. Im Jahr 2013 wurde in der Schweiz erstmals ein Cannabis-Mundspray (Sativex®) als Arzneimittel zugelassen. In Apotheken werden zusätzlich Magistralrezepturen zubereitet. Hanf mit einem hohen Cannabidiol- und einem tiefen THC-Gehalt (< 1 %) ist in der Schweiz legal erhältlich, siehe unter Cannabidiol-Hanf.

Seit dem 1. August 2022 ist in der Schweiz für den Bezug von medizinischem Cannabis keine Ausnahmebewilligung des BAG mehr erforderlich. Arzneimittel mit Hanf sind mit einer ärztlichen Verordnung erhältlich.

Als Rauschmittel ist Hanf in der Schweiz bisher nicht legal erhältlich. Dies im Unterschied zu verschiedenen Ländern und Bundesstaaten in den USA.

Cannabisblatt, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Pflanze

Der Hanf (Cannabis sativa, Cannabis indica) aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) ist eine einjährige, krautige und zweihäusige Pflanze, d.h. es existiert eine männliche und weibliche Form. Pharmakologisch sind vor allem die weiblichen Pflanzen von Interesse, weil sie die Blütenstände bilden.

Hanf und Hanfsamen, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki und RM

Arzneidroge

Als Arzneidroge oder Rauschmittel wird das Hanfkraut (Cannabis herba) verwendet. Dabei handelt es sich um getrocknete Blütenstände und junge Blätter der weiblichen Pflanze (Marihuana). Das Arzneibuch definiert die Cannabisblüten (Cannabis flos). Einen noch höheren THC-Gehalt hat das Cannabisharz (Haschisch) in den Blüten. Als Cannabisöl wird ein öliger Extrakt aus dem Harz bezeichnet.

Inhaltsstoffe

Die aktiven Inhaltsstoffe sind die Cannabinoide, von welchen über 60 identifiziert wurden. Das bekannteste Cannabinoid ist das pharmakologisch aktive lipophile Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC), das medizinisch auch als Dronabinol bezeichnet wird. Cannabidiol (CBD) ist nicht psychoaktiv, hat aber verschiedene interessante pharmakologische Eigenschaften (siehe unter Cannabidiol).

Wirkungen

Cannabis hat psychotrope, euphorisierende, dämpfende, entspannende, angstlösende, antiemetische, appetitanregende, schmerzlindernde, muskelentspannende und gefässerweiternde Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung der aktiven Wirkstoffe an CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoidsystems. CB1-Rezeptoren kommen in verschiedenen Zentren des Gehirns vor. Durch Bindung an die CB-Rezeptoren hemmen die Cannabinoide unter anderem die Freisetzung von Neurotransmittern aus der präsynaptischen Nervenzelle.

Wirkmechanismus der Cannabinoide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Anwendungsgebiete

Die Blüten und das Harz werden als Rauschmittel verwendet. Sie werden in der Regel als Joint geraucht, mit Wasserpfeifen oder E-Zigaretten inhaliert oder über andere Wege zugeführt (z.B. Space-Cakes).

Mögliche medizinische Anwendungsgebiete (Auswahl):

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Tetrahydrocannabinol wird von CYP-Isoenzymen metabolisiert. Entsprechende Wechselwirkungen mit CYP-Induktoren und CYP-Inhibitoren sind möglich. Weitere Interaktionen können unter anderem mit zentral dämpfenden Arzneimitteln, antispastischen Wirkstoffen und Alkohol auftreten.

Unerwünschte Wirkungen

Cannabis kann bei längerfristigem und hochdosiertem Gebrauch zu einer Abhängigkeit, einer Toleranz und Entzugssymptomen führen. Im Vergleich mit anderen Betäubungsmitteln ist der Hanf jedoch weniger toxisch. Die beobachteten Nebenwirkungen sind dosisabhängig:

siehe auch

Dronabinol, Cannabidiol, Kann Cannabis eine Psychose verursachen?, Cannabis-Mundspray, Rimonabant, Spice, Hanföl, Hanfsamen, Hexahydrocannabinol

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor (AV) hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Illustration: AV, Fotos: Richard Meier, PharmaWiki, Dr. Manfred Fankhauser

Weitere Informationen

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 12.10.2024 geändert.
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