Liothyronin Arzneimittelgruppe SchilddrüsenhormoneLiothyronin ist ein synthetisch hergestellter Wirkstoff aus der Gruppe der Schilddrüsenhormone, der unter anderem für die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion und für diagnostische Tests eingesetzt wird. Liothyronin entspricht dem natürlichen Hormon Triiodthyronin (T3), das im Körper aus der Vorstufe Levothyroxin (T4) gebildet wird. Die Arzneimittel sollen nüchtern eingenommen werden, weil Nahrung die Bioverfügbarkeit reduziert. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Herzklopfen, ein schneller Herzschlag, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Nervosität. Liothyronin ist das hauptsächlich aktive Hormon, hat einen schnelleren Wirkungseintritt als T4 und unterscheidet sich in den pharmakokinetischen Eigenschaften.
synonym: Liothyroninum, Liothyroninum natricum PhEur, Liothyronin-Natrium, Triiodthyronin, T3
ProdukteLiothyronin (T3) ist in der Schweiz in Form von Tabletten in Kombination mit Levothyroxin (T4) im Handel (Novothyral®). In anderen Ländern sind auch Monopräparate ohne Levothyroxin verfügbar.
Struktur und EigenschaftenLiothyronin (C15H12I3NO4, Mr = 650.977 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Liothyronin-Natrium vor, ein weisses bis schwach gefärbtes, hygroskopisches Pulver, das in Wasser praktisch unlöslich ist. Liothyronin ist im Unterschied zu Levothyroxin nur dreifach iodiert.
WirkungenLiothyronin (ATC H03AA02 ) ist mit dem körpereigenen Schilddrüsenhormon identisch und wird zur Substitutionstherapie eingesetzt. Das Hormon wird vor allem im peripheren Gewebe durch Deiodierung aus Levothyroxin gebildet und hat zahlreiche Effekte auf den Stoffwechsel, zum Beispiel auf den Energiestoffwechsel, die Temperaturregulation sowie den Protein-, Kohlenhydrat-, Lipid- und Nukleinsäuremetabolismus.
Liothyronin hat einen schnelleren Wirkungseintritt als Levothyroxin und unterschiedliche pharmakokinetische Eigenschaften. So ist beispielsweise die Halbwertszeit im Vergleich mit T4 kürzer und beträgt etwa 1 bis 1.5 Tage. Liothyronin ist das hauptsächlich aktive Hormon. Levothyroxin wird deshalb auch als Prähormon bezeichnet.
Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Indikationen- Für die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion, insbesondere bei unzureichender Umwandlung von T4 in T3.
- Bei Struma und für diagnostische Tests.
Gemäss der Fachinformation. Die Dosis wird individuell eingestellt. Eine Einnahme mit dem Essen verringert die Bioverfügbarkeit. Deshalb empfiehlt sich eine Verabreichung mindestens 30 Minuten vor dem Essen.
MissbrauchSchilddrüsenhormone werden von Personen ohne eine Schilddrüsenunterfunktion für die Behandlung von Übergewicht missbraucht. Sie sind gemäss der US-amerikanischen Fachinformation dafür nicht geeignet. Von einem Missbrauch ist dringend abzuraten.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Unbehandelte Hyperthyreose
- Unbehandelte adrenale Insuffizienz
- Unbehandelte hypophysäre Insuffizienz
- Akuter Myokardinfarkt
- Akute Myokarditis
- Akute Pankarditis
- Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten oder die gleichzeitig an Angina pectoris, Herzinsuffizienz oder tachykarden Arrhythmien leiden.
- Schwangerschaft, bei gleichzeitiger Einnahme mit einem Thyreostatikum
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenLiothyronin hat ein hohes Potential für Wechselwirkungen.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Herzklopfen, ein schneller Herzschlag, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Nervosität.
siehe auchLevothyroxin, Schilddrüsenhormone
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (D, CH, USA)
- Escobar-Morreale H.F., Botella-Carretero J.I., Escobar del Rey F., Morreale de Escobar G. Review: Treatment of hypothyroidism with combinations of levothyroxine plus liothyronine. J Clin Endocrinol Metab, 2005, 90(8), 4946-54 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Kaminski J., Miasaki F.Y., Paz-Filho G., Graf H., Carvalho G.A. Treatment of hypothyroidism with levothyroxine plus liothyronine: a randomized, double-blind, crossover study. Arch Endocrinol Metab, 2016, 60(6), 562-572 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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