Ethanol AlkoholeEthanol ist ein Genuss- und Rauschmittel, das in zahlreichen alkoholischen Getränken wie beispielsweise im Bier, Wein und in hochprozentigen Spirituosen enthalten ist. Alkohol ist ein natürliches Produkt, das bei der Hefegärung aus Kohlenhydraten gebildet wird. Er wird nach dem Trinken rasch ins Blut aufgenommen und gelangt in das zentrale Nervensystem, wo er psychoaktive, stimulierende bis dämpfende und enthemmende Effekte auslöst. Ein Konsum geringer Mengen ist gesellschaftlich akzeptiert und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Eine übermässige Einnahme schadet hingegen der Gesundheit und kann schwere Folgeerkrankungen verursachen. Des Weiteren wird Ethanol zum Beispiel als Desinfektionsmittel und als Lösungsmittel verwendet.
synonym: Ethanolum, Alkohol, Alcohol, Spiritus, Ethylalkohol, Weingeist, EtOH
ProdukteAlkohol ist in zahlreichen Rausch- und Genussmitteln enthalten, beispielsweise in Weinen, Schaumweinen, Bieren, Cider und hochprozentigen Spirituosen. Der Pro-Kopf-Konsum liegt in der Schweiz bei durchschnittlich etwa 8 Liter reinem Alkohol pro Jahr. Ethanol ist als Offenware in verschiedenen Qualitäten auch in Apotheken und Drogerien erhältlich (z.B. Ethanol 70 % mit Kampfer, Ethanol 96 % mit Kampfer und Trinkfeinsprit).
Aufgrund seiner Eigenschaften sollte Alkohol eigentlich zu den Betäubungsmitteln gehören. Der Staat verzichtet aus verschiedenen Gründen jedoch auf eine zu strenge Regulierung.
Struktur und EigenschaftenEthanol (CH3CH2OH, C2H6O, Mr = 46.1 g/mol) liegt als klare, farblose, flüchtige, entflammbare und hygroskopische Flüssigkeit mit einem brennenden Geschmack vor, die mit Wasser gut mischbar ist. Sie verbrennt mit einer blauen, nicht russenden Flamme. Der Siedepunkt liegt bei 78.4 °C. Alkohol ist ein natürliches Produkt, das bei der alkoholischen Gärung von Hefen aus Kohlenhydraten wie Glucose und Stärke gebildet wird. Mithilfe einer Destillation kann er konzentriert und gereinigt werden. Formal handelt es sich um ein mit einer Hydroxygruppe substitutiertes Ethan.
WirkungenAlkohol (ATC V03AZ01 ) hat psychoaktive, stimulierende bis dämpfende, angstlösende, enthemmende und gefässerweiternde Effekte. Er kann aphrodisierend und euphorisierend wirksam sein und ist äusserlich aufgetragen antiseptisch. Die psychotropen Effekte beruhen unter anderem auf der Bindung an den GABAA-Rezeptor, was die hemmenden Effekte des Neurotransmitters GABA verstärkt. Weitere Neurotransmittersysteme werden beeinflusst.
Alkohol wird im Magen und im Darm schnell absorbiert und verteilt sich rasch in das zentrale Nervensystem. Er wird in der Leber von der Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd abgebaut, welcher anschliessend weiter metabolisiert wird. Die enzymatische Reaktion erfolgt mit einer konstanten Geschwindigkeit als Reaktion 0. Ordnung. Acetaldehyd ist für viele der toxischen Effekte des Alkohols verantwortlich.
AnwendungsgebieteEthanol ist ein weltweit bekanntes und seit Jahrtausenden konsumiertes Genuss- und Rauschmittel. Pharmazeutisch wird Ethanol unter anderem als Lösungsmittel, als Hilfsstoff, Konservierungsmittel, als Extraktionsmittel, Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel eingesetzt. Es wird auch als Antidot bei einer Vergiftung mit Methanol oder Ethylenglykol verabreicht.
DosierungAlkoholische Getränke sollen nur in einem geringen bis mässigen Ausmass konsumiert werden. Männern wird ein Maximum von zwei Standardgläsern und Frauen ein Maximum von einem Standardglas pro Tag empfohlen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um ein Glas Wein oder eine Stange Bier. In tiefen Dosen können alkoholische Getränke der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Wer aber keinen Alkohol trinkt, dem wird aufgrund der möglichen Nebenwirkungen nicht empfohlen, damit aus gesundheitlichen Gründen anzufangen.
Kontraindikationen- Schwangerschaft und Stillzeit
- Frauen, die schwanger werden wollen
- Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren
- Alkoholabhängigkeit in der Anamnese
- Leber- oder Pankreaserkrankungen
- Herzinsuffizienz
- Chronische Erkrankungen, Neigung zu Krebserkrankungen
- Kombination mit bestimmten Medikamenten, z.B. zentral dämpfende Arzneimittel
- Teilnahme am Strassenverkehr, bei der Arbeit, beim Bedienen schwerer Maschinen
- Ethanol ist im Islam haram, siehe unter Halal-Arzneimittel
Ältere und kranke Menschen vertragen Alkohol oft weniger gut. Sie nehmen zudem häufig Medikamente ein, welche sich nicht mit Alkohol vertragen.
InteraktionenZentral dämpfende Arzneimittel wie beispielsweise Opioide, Benzodiazepine oder Antihistaminika können die unerwünschten Wirkungen verstärken. Alkohol kann in Kombination mit Antidiabetika das Risiko für eine Hypoglykämie erhöhen, weil er die hepatische Glukoneogenese hemmt.
Wird Alkohol zusammen mit Cocain konsumiert, bildet sich in der Leber der Metabolit Cocaethylen. Cocaethylen hat eine längere Wirkdauer als Cocain und ist toxischer. Bei der Kombination mit Metronidazol oder Disulfiram entsteht eine Unverträglichkeitsreaktion. Ob ein Medikament mit Alkohol kombiniert werden kann, muss individuell überprüft werden.
Unerwünschte WirkungenAlkohol erhöht die Risikobereitschaft, die Gewaltbereitschaft und reduziert das Reaktions- und das Konzentrationsvermögen. Er stört die motorische Kontrolle und die Orientierungsfähigkeit. Dadurch steigt das Risiko für Unfälle, Verletzungen und Gewalttaten. Eine Überdosierung ist lebensgefährlich (Alkoholvergiftung).
Alkohol enthält viele Kalorien und kann die Entstehung von Übergewicht fördern. Er kann zu einer → Alkoholabhängigkeit führen. Alkohol kann nach dem Rauschtrinken einen Kater mit Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen verursachen.
Ein übermässiger Alkoholkonsum schadet der Gesundheit. Zu den möglichen Folgen gehören unter anderem:
- Lebererkrankungen: Fettleber, Leberzirrhose
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse
- Magen- und Darmgeschwüre, Magenschleimhautentzündung
- Übergewicht
- Psychiatrische und soziale Störungen, zum Beispiel Depressionen
- Erhöhtes Krebsrisiko: Brust, Mund, Rachen, Speiseröhre, Leber, Darm
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schlaganfall
Alkoholabhängigkeit, Rauschmittel, Zentral dämpfende Arzneimittel, Lebensmittelintoleranz, Halal-Arzneimittel, Spirituosen, Hydroxygruppe
Literatur- Antidote bei Vergiftungen (BAG)
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Bundesamt für Gesundheit
- Centers for Disease Control and Prevention
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Liu J. Ethanol and liver: recent insights into the mechanisms of ethanol-induced fatty liver. World J Gastroenterol, 2014, 20(40), 14672-85 Pubmed
- National Institute on Drug Abuse https://www.drugabuse.gov
- Spithoff S., Kahan M. Primary care management of alcohol use disorder and at-risk drinking: Part 2: counsel, prescribe, connect. Can Fam Physician, 2015, 61(6), 515-21 Pubmed
- Sucht Schweiz
- World Health Organization (WHO)
- Weitere Quellen
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere InformationenWirkstoffe: Iodum, Alcohol isopropylicus, Ethanolum 96 per centum
Unternehmen: Mundipharma Medical Company, Hamilton, Bermuda, Basel Branch
Abgabekategorie: D
Gruppe / Anwendung: Desinfektionsmittel / Antiseptika
Wirkstoffe: Ethanolum 96 per centum, Alcohol isopropylicus
Unternehmen: B. Braun Medical AG
Abgabekategorie: D
Gruppe / Anwendung: Desinfektionsmittel / Antiseptika
Wirkstoffe: Ethanolum 96 per centum, Alcohol isopropylicus
Unternehmen: B. Braun Medical AG
Abgabekategorie: D
Gruppe / Anwendung: Desinfektionsmittel / Antiseptika