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Retardierung Darreichungsformen

Mit der Retardierung kann erreicht werden, dass der Wirkstoff aus einem Arzneimittel verzögert, über einen längeren Zeitraum und gleichmässig freigegeben wird.

synonym: Retard, Retardtabletten, Retardkapseln

Kontrollierte Freigabe aus dem Arzneimittel

Durch den speziellen Aufbau eines Arzneimittels kann erreicht werden, dass der Wirkstoff verzögert, verlängert, kontinuierlich und kontrolliert über einen längeren Zeitraum freigegeben wird. Dadurch kann der Zeitpunkt, der Ort und die Geschwindigkeit der Freisetzung beeinflusst werden.

Galenik

Zu den retardierten Arzneimitteln gehören Retardtabletten, Retardkapseln, retardierte Granulate und Suspensionen. Auch Injektionspräparate können retardiert sein und transdermale Pflaster geben den Wirkstoff verzögert frei.

Die Galenik der Produkte ist unterschiedlich. Zu den wichtigsten Methoden gehören:

Tabletten und Kapseln können auch kleine Granulate oder Pellets mit diesen Eigenschaften enthalten.

Magensaftresistente Arzneimittel zerfallen erst im alkalischen Milieu des Dünndarms und nicht im sauren Magen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer verzögerten Freisetzung (Delayed-Release). Die verschiedenen Methoden werden oft miteinander kombiniert.

Dieser Text bezieht sich auf galenische Massnahmen. Auch durch das Wirkstoffdesign lässt sich eine Retardierung erreichen. Ein Beispiel ist das ADHS-Medikament und Prodrug Lisdexamphetamin.

Bezeichnungen der Medikamente

Retard-Arzneimittel werden mit verschiedenen Begriffen bezeichnet und abgekürzt. Dazu gehören:

Weitere Begriffe sind Prolonged-Release, Time-Released, Extend und Depot. Von den Abkürzungen ist in der Regel kein zuverlässiger Rückschluss auf die genaue Art der Freigabe möglich.

Stabile Plasmakonzentrationen

Konventionelle Tabletten oder Kapseln ohne Retardierung (IR: Immediate-Release) zerfallen rasch und geben die ganze Dosis auf einmal für die Absorption frei. Es entstehen Konzentrationsspitzen und der Konzentrationsverlauf ist bei einer Mehrfachdosierung von einem Auf und Ab geprägt. Diese Arzneiformen sind besonders für die Akuttherapie geeignet.

Durch die Retardierung können gleichmässigere und flachere Plasmakonzentrationen erzielt werden, wodurch das Risiko für dosisabhängige unerwünschte Wirkungen sinkt. Fluktuationen werden vermieden und die Wirkung wird stabilisiert. Mit der Retardierung kann unter Umständen die Bioverfügbarkeit erhöht werden, weil die Transportprozesse aufgrund der geringeren Konzentrationen nicht gesättigt werden. Retardpräparate können auch so aufgebaut sein, dass sie ein geringeres Missbrauchspotential haben.

Pharmakokinetische Unterschiede bei einer normalen Freisetzung und bei einer Retardierung, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Längeres Dosierungsintervall

Durch die verzögerte Wirkstofffreisetzung wird das Dosierungsintervall verlängert und das Arzneimittel muss entsprechend weniger häufig verabreicht werden, was sich positiv auf die Therapietreue auswirken kann. Attraktiv ist die Retardierung besonders für Wirkstoffe mit einer zu kurzen Halbwertszeit.

Einige Retardpräparate sind so aufgebaut, dass zunächst eine Initialdosis freigegeben wird und mit einer kontrolliert freigesetzten zweiten Dosis eine gleichbleibende Plasmakonzentration aufrecht erhalten wird. Retard-Arzneimittel ohne diese Eigenschaften sind in der Regel nicht für die Akutbehandlung geeignet, weil die Wirkung verzögert eintritt.

Nachteile

Retardierte Arzneiformen dürfen oft nicht geteilt, zerkaut, zerkleinert oder zermörsert werden, weil sonst die gesamte Dosis auf einmal freigesetzt werden kann und die Verzögerung verloren geht. Ein fehlerhafter Umgang kann zu einer Vergiftung führen. Dies schränkt die Flexibilität ein. Es sind allerdings einige Retardtabletten verfügbar, die geteilt werden dürfen. Die rasche Freisetzung einer vergleichsweise hohen Dosis aus einer kontrollierten Arzneiform wird als Dose dumping bezeichnet.

Die Herstellung von Retardpräparaten ist komplizierter und teurer und nicht alle Wirkstoffe sind für eine solche Formulierung geeignet.

Retardpräparate sind anfälliger für den First-Pass-Metabolismus. Dieser Prozess kann von normalen Dosen gesättigt werden. Tiefe Dosen, welche aus den Retard-Arzneimitteln freigesetzt werden, können hingegen rasch biotransformiert werden.

siehe auch

Dose dumping

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 7.1.2024 geändert.
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