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Bitterstoffe Phytopharmaka Pflanzeninhaltsstoffe

Bitterstoffe sind chemische Verbindungen mit einem bitteren Geschmack, die in zahlreichen Heilpflanzen vorkommen. Sie haben verdauungsfördernde, appetitanregende, gallen- und blähungstreibende Eigenschaften und werden hauptsächlich in Form von Tinkturen und Tees für die Behandlung von Verdauungsstörungen eingesetzt. Bekannte Beispiele sind Zubereitungen aus dem Schafgarbenkraut, aus dem Wermutkaut, der Löwenzahn- und der Enzianwurzel. Des Weiteren haben Bitterstoffe kräftigende Effekte und werden auch bei Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Stress eingenommen. Der Geschmack kann als unangenehm empfunden werden und einige Produkte enthalten Alkohol.

synonym: Amara, Bittermittel, Kräuterbitter, Magenbitter, Bitterdrogen, Bitterstoffdrogen

Produkte

Bitterstoffe (Amara) sind in vielen pflanzlichen Arzneimitteln enthalten. Sie gelangen hauptsächlich als Tinkturen und Tees in den Handel. Weitere Darreichungsformen sind Pulver und Presssäfte. Bitterstoffe sind auch in Spirituosen enthalten, z.B. im Kräuterschnaps („Kräuterbitter“, „Magenbitter“).

Eine weitere Quelle sind Lebensmittel. Heute werden allgemein weniger Bitterstoffe konsumiert, weil die Lebensmittelindustrie vor allem auf Süsses, Salziges und Fettiges setzt. Ferner wurden sie mithilfe von Züchtungen aus den Pflanzen entfernt.

Struktur und Eigenschaften

Bitterstoffe sind chemische Verbindungen, die natürlich als Pflanzeninhaltsstoffe in vielen Pflanzen vorkommen. Chemisch handelt es sich hauptsächlich um Isoprenoide. Auch viele Alkaloide sind bitter. Weitere Gruppen sind Peptide und Steroide.

Bitterstoffe dienen den Pflanzen als Schutz vor Fressfeinden und zur Abwehr von Tieren und sind häufig pharmakologisch aktiv. Erkrankte Schimpansen behandeln sich beispielsweise selbst mit bitteren Arzneidrogen.

Beispiel Gentiopikrosid, ein Secoiridoidglykosid aus den Wurzeln des Gelben Enzians, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Im Folgenden ist eine Auswahl von Heilpflanzen mit Bitterstoffen aufgelistet:

Wermut, zum Vergrössern anklicken.

Abhängig von den begleitenden Inhaltsstoffen werden verschiedene Bittermittel unterschieden. Dazu gehören die Amara pura (reine Bitterstoffe), die Amara aromatica (mit ätherischen Ölen), die Amara adstringentia (mit Gerbstoffen), die Amara mucilaginosa (mit Schleimstoffen) und die Amara acria (mit Scharfstoffen).

Der Bitterwert unterscheidet sich zwischen den Arzneidrogen. Bitterstoffe schmecken sogar bei einer starken Verdünnung noch bitter. Einen hohen Bitterwert von 10'000 bis 25'000 haben zum Beispiel die Enzianwurzel und das Wermutkraut. Dies ist die Grundlage dafür, dass das Tonic Water Schweppes® das Malariamittel Chinin enthalten kann. Denn es wird nur eine sehr geringe Menge benötigt, um den bitteren Geschmack zu erzeugen.

Die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge sind G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR). Sie gehören zur Familie TAS2R. Sie kommen auch im Verdauungstrakt vor, was zur Wirkung beitragen kann. Bitterstoffe lassen sich deshalb auch als Kapseln verabreichen und wirken nicht ausschliesslich reflektorisch. Es ist aber davon auszugehen, dass sie besser helfen, wenn sie auch geschmeckt werden.

Wirkungen

Bitterstoffe haben appetitanregende, sekretionsfördernde, gallentreibende, blähungstreibende, motilitätsfördernde und kräftigende Eigenschaften. Sie führen zu einer Anregung des Appetits und erhöhen die Speichel-, Magensaft- und Gallensekretion. Dadurch erleichtern sie die Verdauung und wirken Verdauungsstörungen entgegen.

Anwendungsgebiete

Bittermittel werden hauptsächlich für die Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt:

Bitterstoffe haben zusätzlich stärkende Effekte und werden auch bei Müdigkeit, Erschöpfung, Verstimmungen und Stress verabreicht.

Dosierung

Gemäss der Packungsbeilage. Bitterstoffe werden vor, während und nach dem Essen eingenommen. Bei einer Appetitlosigkeit wird die Verabreichung vor dem Essen empfohlen. Die Tees sollen nur kurz ziehen gelassen werden, damit der Geschmack nicht zu intensiv wird.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Unerwünschte Wirkungen

Der bittere Geschmack kann insbesondere von Kindern als unangenehm empfunden werden. Die unerwünschten Wirkungen sind abhängig von den verwendeten Pflanzen.

Einige Produkte enthalten Alkohol, es stehen jedoch auch alkoholfreie Präparate zur Verfügung.

Ein bitterer Geschmack kann darauf hindeuten, dass eine Pflanze Gifte enthält und nicht konsumiert werden soll. Auch viele Giftpflanzen enthalten Bitterstoffe. Ein Beispiel ist Strychnin aus der Brechnuss, das heute nicht mehr pharmazeutisch verwendet wird.

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 27.10.2024 geändert.
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