Schleimstoffe Phytopharmaka PflanzeninhaltsstoffeSchleimstoffe sind eine Gruppe chemischer Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen. Es handelt sich um unterschiedliche Polysaccharide, die zusammen mit Wasser ein Hydrogel bilden. Schleimstoffe haben reizlindernde, schützende, befeuchtende und wasserbindende Eigenschaften. Sie werden zum Beipsiel bei einem Reizhusten, bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum und im Verdauungstrakt sowie bei Durchfall und einer Verstopfung verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsstörungen bei empfindlichen Personen.
synonym: Schleimpolysaccharide, Pflanzenschleime, Mucilage
ProdukteSchleimstoffe sind unter anderem in Phytopharmaka, Arzneidrogen und in Medizinprodukten enthalten. Einige Produkte sind auch als Arzneimittel zugelassen.
Struktur und EigenschaftenBei den Schleimstoffen handelt es sich in der Regel um heterogene Polysaccharide, also hochmolekulare Kohlenhydrate, die aus Monomeren zusammengesetzt sind. Dazu gehören die D-Xylose, die L-Arabinose, die D-Galactose, die L-Rhamnose, die L-Mannose, die D-Glucose und die L-Fucose. Uronsäuren können ebenfalls enthalten sein.
Weitere mögliche Bestandteile neben den Kohlenhydraten sind Proteine, Lipide, Mineralien und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe.
Schleimstoffe bilden mit Wasser Hydrogele. Im Unterschied zu den Gummen und Harzen kleben sie nicht.
WirkungenSchleimstoffe haben reizlindernde, hustenreizlindernde, abdichtende, schützende, befeuchtende, wasserbindende und quellende Eigenschaften. Ihre Effekte sind in der Regel lokal, d.h. sie werden kaum absorbiert und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Von den körpereigenen Verdauungsenzymen werden sie in der Regel nicht abgebaut, d.h. sie sind auch als Ballaststoffe wirksam.
Anwendungsgebiete- Reizhusten
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum und im Verdauungstrakt
- Mundtrockenheit
- Durchfall
- Verstopfung
- Als pharmazeutische Hilfsstoffe und in der Lebensmittelindustrie
Schleimstoffe werden in der Regel peroral, bukkal oder topisch verabreicht.
Schleimstoffdrogen- Aloe
- Bockshornklee
- Chiasamen
- Eibischwurzeln
- Flohsamen, Indische Flohsamen
- Guar
- Hibiskusblüten
- Huflattichblätter (obsolet)
- Leinsamen
- Lindenblüten
- Lungenkraut
- Isländisches Moos
- Malvenblätter und -blüten
- Quitten
- Sennesfrüchte- und blätter
- Sonnentaukraut
- Spitzwegerich
- Wollblumen
Schleimstoffe können die Absorption anderer Wirkstoffe beeinträchtigen und sollen in einem zeitlichen Abstand eingenommen werden.
Unerwünschte WirkungenSchleimstoffe sind in der Regel gut verträglich. Bestimmte Kohlenhydrate können bei empfindlichen Menschen Verdauungsstörungen verursachen (siehe im Artikel Lebensmittelintoleranz). Der schleimige Geschmack kann als unangenehm wahrgenommen werden.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Dybka-Stępień K., Otlewska A., Góźdź P., Piotrowska M. The Renaissance of Plant Mucilage in Health Promotion and Industrial Applications: A Review. Nutrients, 2021, 13(10), 3354 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Lehrbücher der Phytotherapie
- Tosif M.M. et al. A Comprehensive Review on Plant-Derived Mucilage: Characterization, Functional Properties, Applications, and Its Utilization for Nanocarrier Fabrication. Polymers (Basel), 2021, 13(7),1066 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.