Steroide LipideSteroide sind eine Gruppe natürlicher und synthetisch hergestellter Verbindungen und Wirkstoffen aus der Gruppe der Lipide. Ihr hydrophobes Grundgerüst besteht formal aus drei fusionierten Cyclohexanringen und einem fusionierten Cyclopentanring. Viele natürliche Hormone wie die Androgene, die Östrogene und die Glucococorticoide gehören zu dieser Gruppe. Aber auch Zellmembranbestandteile wie Cholesterol und Ergosterol sowie die Gallensäuren. Steroide und ihre Derivate werden sehr häufig als Arzneimittel in vielen Indikationen eingesetzt, zum Beispiel als Verhütungsmittel, gegen Entzündungen, Allergien, Schmerzen, Ödeme und Wechseljahrbeschwerden. Sie sind potent wirksam, können entsprechend aber auch starke unerwünschte Wirkungen auslösen. Viele sind Substrate von CYP450-Isoenzymen. Produkte
Im Handel sind zahlreiche Arzneimittel mit Steroiden erhältlich, zum Beispiel in Form von Tabletten, Kapseln, Cremen, Salben, transdermalen Gelen, Injektionslösungen, Inhalationslösungen, Suppositorien, Nasensprays, Ohrentropfen und Augentropfen.
Der Begriff wird häufig auch als Synonym für → anabole Steroide und die einzelnen Arzneimittelgruppen verwendet. Sie werden auch illegal produziert und vertrieben.
Struktur und EigenschaftenSteroide sind organische Verbindungen, die formal aus drei fusionierten Cyclohexanringen bestehen, die mit einem Cyclopentanring fusioniert sind. Dieses Grundgerüst wird als Cyclopentanoperhydrophenanthren bezeichnet. Es existieren unzählige Modifikationen.
Typische Substituenten sind Methylgruppen, Hydroxygruppen, die Carbonylgruppe, Halogene, Alkylreste, Ringe und Ester.
Die Steroide sind eine grosse Gruppe von Verbindungen. Zu ihnen gehören:
- Lipide wie Cholesterol und Ergosterol
- Steroidhormone wie die Androgene (z.B. Testosteron), die Östrogene (wie Estradiol) und die Gestagene (wie Progesteron)
- Glucocorticoide wie Hydrocortison und Betamethason
- Mineralocorticoide wie Aldosteron
- Anabole Steroide wie Nandrolon und Trenbolon
- Gallensäuren wie die Chenodesoxycholsäure und die Ursodeoxycholsäure
- Pflanzliche Steroide wie die Herzglykoside (z.B. Digoxin, Digitoxin)
- Steroide aus Tieren, zum Beispiel die Batrachotoxine
- Mikrobielle Steroide wie das Antibiotikum Fusidinsäure
- Zahlreiche Arzneimittel, welche von den natürlichen Stoffen abgeleitet wurden.
Testosteron ist ein Beispiel für ein Steroid:
Secosteroide sind Derivate der Steroide, welche durch eine Ringöffnung entstehen. Zu den bekanntesten Beispielen gehört Vitamin D.
Nummerierung der Steroide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
WirkungenWeil viele Steroide als Hormone aktiv sind, sind sie bereits in kleinen Dosen hoch wirksam. Steroide wie Cholesterol und Ergosterol sind wichtige Bestandteile von Zellmembranen.
AnwendungsgebieteSteroide werden als Arzneimittel für zahlreiche Indikationen eingesetzt. Im Folgenden ist eine Auswahl aufgelistet:
- Allergien, Anaphylaxien
- Rheumatische Krankheiten
- Entzündliche Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- Degenerative Krankheiten
- Hautkrankheiten
- Asthma
- Heuschnupfen
- Empfängnisverhütung
- Hypogonadismus
- Wechseljahrbeschwerden
- Verdauungsstörungen
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Ödeme, Hypertonie
- Geschlechtsumwandlung
Steroide werden unter anderem peroral, topisch, transdermal, parenteral, rektal, inhalativ, aurikulär, nasal und okulär verabreicht.
MissbrauchDie anabolen Steroide werden als Dopingmittel für den Sport und das Bodybuilding sowie zur Verbesserung des körperlichen missbraucht. Sie sind sowohl während als auch ausserhalb sportlicher Wettkämpfe verboten.
KontraindikationenDie vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenViele Steroide sind Substrate von CYP450-Isoenzymen und können entsprechende Wechselwirkungen mit Substraten, Inhibitoren und Induktoren verursachen.
Unerwünschte WirkungenDie unerwünschten Wirkungen sind abhängig von der Substanz. Steroide sind im Allgemeinen potente Wirksotffe, die teils schwere unerwünschte Wirkungen verursaschen können.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Fachliteratur
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.