Dabigatran Arzneimittelgruppen Antithrombotika DOAK Thrombin-InhibitorenDabigatran ist ein antithrombotischer Wirkstoff aus der Gruppe der nicht peptidischen Thrombin-Inhibitoren. Es ist für die Vorbeugung und Behandlung thromboembolischer Krankheiten zugelassen. Dabigatran ist ein Substrat von P-Glykoprotein; die Kombination mit P-gp-Hemmern ist kontraindiziert, weil dabei das Risiko für Nebenwirkungen erhöht ist. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Blutungen und Verdauungsstörungen. Als Antidot steht das Antikörperfragment Idarucizumab zur Verfügung.
synonym: Dabigatranum, Dabigatranum etexilatum, Dabigatranetexilat, Dabigatrani etexilati mesilas, Dabigatranetexilatmesilat, BIBR 953
ProdukteDabigatran ist in Form von Kapseln im Handel (Pradaxa®, Generika). Es ist in der Schweiz seit dem Jahr 2012 zugelassen. Erstmals wurde es im Jahr 2008 freigegeben. Generika sind seit dem Jahr 2023 registriert.
Struktur und EigenschaftenDabigatran (C25H25N7O3, Mr = 471.5 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Mesilat und in Form des Prodrugs Dabigatranetexilat vor, das im Organismus von Esterasen zu Dabigatran metabolisiert wird. Die Reaktion ist von CYP450 unabhängig. Dabigatranetexilat ist ein gelbweisses bis gelbes Pulver, das in Wasser zu 1.8 mg/ml löslich ist und hat eine nicht-peptidische Struktur.
WirkungenDabigatran (ATC B01AE07 ) hat antithrombotische und thrombozytenaggregationshemmende Eigenschaften. Es ist ein potenter, kompetitiver, reversibler und direkter Thrombinhemmer. Thrombin ist eine Serinprotease, welche die Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin katalysiert und bei der Blutgerinnung eine zentrale Rolle spielt.
Dabigatran ist ein Nachfolger von Phenprocoumon und Warfarin. Im Unterschied zu den Vitamin-K-Antagonisten hat es eine lineare, vorhersehbare Pharmakokinetik und erfordert kein Monitoring. Phenprocoumon hat einen verzögerten Wirkungseintritt, eine enge therapeutische Breite, ist anfällig für Interaktionen und erfordert eine engmaschige Überwachung.
Indikationen- Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern.
- Behandlung von erwachsenen Patienten mit tiefer Venenthrombose und/oder Lungenembolie nach vorhergehender Behandlung mit fraktioniertem oder unfraktioniertem Heparin für 5 Tage und Prävention der rezidivierenden tiefen Venenthrombose und/oder Lungenembolie.
Gemäss der Fachinformation. Dabigatran wird in der Regel morgens und abends unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Es hat eine Halbwertszeit von 11-14 Stunden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwere Niereninsuffizienz
- Kombination mit P-gp-Hemmern wie Chinidin, Dronedaron, Ritonavir, Tipranavir, Nelfinavir, Saquinavir, Ciclosporin und Tacrolimus
- Systemische Behandlung mit Ketoconazol oder Itraconazol
- Blutungen
- Patienten mit hämorrhagischer Diathese oder mit spontan oder medikamentös beeinträchtigter Hämostase
- Organläsionen mit dem Risiko klinisch relevanter Blutungen einschliesslich hämorrhagischer zerebrovaskulärer Insult in den letzten 6 Monaten
- Beeinträchtigung der Leberfunktion oder Lebererkrankung, die Auswirkungen auf das Überleben erwarten lässt
- Künstlicher Herzklappenersatz
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Interaktionen- Wirkstoffe mit einem Einfluss auf die Blutgerinnung
- Ticagrelor
- Amiodaron
- Verapamil
Dabigatran interagiert nicht mit CYP450, ist jedoch ein Substrat des Effluxtransporters P-Glykoprotein. P-gp-Hemmer können die Plasmakonzentration von Dabigatran erhöhen und sind deshalb teilweise kontraindiziert. Umgekehrt können P-gp-Induktoren die Plasmakonzentration senken und die Wirkungen von Dabigatran abschwächen. Bei der Kombination mit Pantoprazol wurde eine Reduktion der AUC beobachtet, weil der PPI den Magen-pH senkt.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Blutungen an verschiedenen Organen, zum Beispiel gastrointestinale Blutungen und Nasenbluten sowie Verdauungsstörungen. Eine Überdosierung erhöht das Blutungsrisiko.
Als Antidot gegen Blutungen steht das Antikörperfragment Idarucizumab zur Verfügung.
siehe auchThrombin-Inhibitoren, Phenprocoumon, Rivaroxaban, Apixaban, Idarucizumab, Tiefe Venenthrombose, DOAK, Blutungen
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, EMA, USA)
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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