Aphthen IndikationenAphthen sind schmerzhafte und häufig wiederkehrende Läsionen der Mundschleimhaut, die rasch entstehen und je nach Grösse einige Tage bis Wochen zur Abheilung benötigen. Die genaue Ursache ist noch nicht aufgeklärt worden, aber einige mögliche Auslöser sind bekannt. Zur Behandlung werden hauptsächlich lokale schmerz- und entzündungshemmende, sowie desinfizierende Arzneimittel angewendet. Beim Auftreten von Begleitsymptomen oder einem schweren Verlauf sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.
synonym: Aphthosis, Aphthae, Aphten, Mundgeschwüre
SymptomeAphthen sind in der Regel kleine, etwa linsengrosse, weiss bis gelb fibrinbelegte, flache Erosionen und Ulzerationen der Mundschleimhaut. Die Randregion ist leicht erhaben und gerötet. Aphthen treten an einer oder mehreren Stellen auf und schmerzen besonders beim Kontakt mit sauren oder scharfen Nahrungsmitteln.
Die sogenannten herpetiformen Aphthen sind kleiner und zahlreicher als die gewöhnlichen Läsionen und haben eine blasenförmige Struktur. Aphthen entstehen in der Regel rasch, können aber lange bestehen bleiben. Die Dauer der Abheilung ist von der Grösse abhängig und beträgt bei kleineren Läsionen eine bis zwei, bei grösseren zwei bis vier Wochen oder sogar Monate. Häufig treten sie immer wiederkehrend auf.
Bei einem schweren Verlauf treten chronisch viele und grosse Aphthen auf, die erst nach Wochen oder Monaten unter Narbenbildung abheilen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
UrsachenDie genauen Ursachen wurden noch nicht aufgeklärt. Es ist bekannt, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Auch die Vererbung spielt eine Rolle. Bestimmte Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Nüsse (insbesondere Walnüsse), Farbstoffe, Schokolade, Gluten, Käse, Konservierungsmittel, Natriumlaurylsulfat (Sodium lauryl sulphate (SLS) in Zahnpflegeprodukten), Allergien, eine schlechte Mundhygiene und kleinere Verletzungen sollen Aphthen auslösen.
Auch Stress, Hormonschwankungen bei der Frau, immunologische Störungen wie HIV, Arzneimittel (z.B. NSAR), sowie ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel (Eisen, Folsäure, Vitamin B12, B1, B2, B6 und Zink) werden in einigen Fällen verantwortlich gemacht. Ob bestimmte Bakterien oder Viren einen Einfluss haben, ist nicht genau bekannt. Einige Auslöser sind umstritten. Rauchen hat einen schützenden Effekt und beim Rauchstopp können vermehrt Aphthen auftreten. Auch während der Schwangerschaft oder im Alter können die Aphthen verschwinden.
DiagnoseAls Differentialdiagnosen kommen Virusinfektionen (Herpes simplex labialis oder oralis → Mundfäule bei Kindern, Cytomegalie, Varizellen, Coxsackie, HIV), bakterielle Infektionen (ulzerative Gingivitis, Syphilis), Pilzinfektionen, Neoplasmen, hämatologische Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen in Frage.
Deshalb sollen Aphthen mit Begleitsymptomen wie zum Beispiel Fieber, Abgeschlagenheit, Durchfall, Mundgeruch, Bindehautentzündung, Arthritis oder Ulzerationen an anderen Organen ärztlich abgeklärt werden. Auch ein schwerer Verlauf mit grossen Läsionen und langer Krankheitsdauer können auf eine zugrundeliegende Erkrankung wie HIV deuten.
Nicht medikamentöse BehandlungBekannte Auslöser wie zum Beispiel Walnüsse und verschlimmernde Faktoren wie saure und scharfe Nahrungsmittel sollen gemieden und mögliche Ursachen behandelt werden. Auch eine gute Mundhygiene kann sich positiv auswirken.
Medikamentöse BehandlungDa die eigentliche Ursache nicht bekannt ist, steht die lokale Behandlung der Symptome im Vordergrund. In der Praxis wird eine Vielzahl von Arzneimitteln angewandt.
- Mit topischen Lokalanästhetika wie zum Beispiel Lidocain in Form von Gelen, Mundspüllösungen, Sprays oder Lutschtabletten kann der Schmerz für einige Zeit betäubt werden.
- Zur Schmerzbehandlung werden auch topische Salicylate wie Cholinsalicylat oder Salicylsäure eingesetzt. Diese sollten vorsichtshalber nicht bei Kindern mit Virusinfektionen angewendet werden (Reye-Syndrom).
- Orale Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sind eine Alternative bei starken Beschwerden. Ein Nachteil sind mögliche unerwünschte Wirkungen bei der systemischen Verabreichung.
- Pflanzliche Gerbstoffe wie Extrakte aus Rhabarber, Ratanhia, Salbei oder Myrrhe wirken zusammenziehend. Gewürznelken sind pflanzliche Lokalanästhetika.
- Zur medikamentösen Vorbeugung kann bei häufig wiederkehrenden Aphthen ein Therapieversuch mit einem Vitamin- und Mineralstoffpräparat unternommen werden. Ein Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin B12, B1, B2, B6 (Vitamin-B-Komplex) und Zink wird bei einem Teil der Patienten für die Läsionen verantwortlich gemacht.
- wie Triamcinolonacetonid wirken entzündungshemmend. Kamille und andere Phytopharmaka sind freiverkäufliche, aber schwächer wirksame pflanzliche Entzündungshemmer.
Weitere Möglichkeiten:
- Desinfektionsmittel wie Chlorhexidin oder Octenidin
- Orale Kontrazeptiva können bei einer hormonellen Ursache bei Frauen die Rückfallrate reduzieren.
- Ätzmittel wie Silbernitratstäbchen werden in der Literatur erwähnt. Durch lokale Zerstörung der Nervenendigungen wirken sie schmerzlindernd.
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