Wechseljahrbeschwerden IndikationenWechseljahrbeschwerden treten bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr im Rahmen des natürlichen Klimakteriums auf. Zu den möglichen Beschwerden gehören zum Beispiel Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Scheidentrockenheit, trockene Augen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Harninkontinenz. Die Veränderungen beruhen unter anderem auf der Abnahme der Östrogenbildung im Eierstock. Zur Behandlung ist eine Östrogensubstitution gut wirksam, deren Nutzen und Risiken allerdings gut gegeneinander abgewogen werden müssen. Zahlreiche weitere Arzneimittel werden zur Linderung eingesetzt.
synonym: Menopause, Wechseljahre, Klimakterium, Abänderung, Klimakterische Beschwerden
SymptomeWechseljahrbeschwerden sind sehr individuell und unterscheiden sich von Frau zu Frau. Zu den häufigsten möglichen Störungen gehören:
- Zyklusunregelmässigkeiten, Veränderung der Monatsblutung
- Vasomotorische Störungen: Wallungen, nächtliche Schweissausbrüche
- Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Aggressivität, Empfindlichkeit, Trauer, Konzentrationsstörungen, Angst, Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Veränderungen der Haut, Haare und Schleimhäute: Haarausfall, vaginale Atrophie, Scheidentrockenheit, trockene Haut, trockene Augen, sexuelle Störungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Harninkontinenz, Blasenentzündung
- Kopfschmerzen, Migräne, Gelenkschmerzen
- Brustspannen
- Fühlbare Herzschläge
- Gewichtszunahme, Übergewicht
Längerfristige Risiken in der Postmenopause:
- Verlust an Knochendichte, Osteoporose, erhöhtes Knochenbruchrisiko
- Erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko: Herzinfarkt, Schlaganfall
- Vergesslichkeit, Demenz
Die natürlichen Wechseljahre der Frau beginnen ungefähr ab dem 40. Lebensjahr und können einige Jahre anhalten. Sie kündigen sich oft durch Veränderungen des Zyklus an. Während der Wechseljahre wird die Bildung der Östrogene im Eierstock allmählich ganz eingestellt und der Eisprung bleibt aus. Die Folgen sind das Ende der monatlichen Blutungen, Unfruchtbarkeit sowie die typischen Wechseljahrbeschwerden. Als Menopause wird schliesslich der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung bezeichnet, der durchschnittlich bei etwa 50 Jahren liegt. Er kann erst im Rückblick bestimmt werden.
Ein Östrogenmangel ist auch vor den Wechseljahren möglich und kann von Medikamenten, einer Chemotherapie, einer Strahlentherapie und chirurgischen Eingriffen verursacht werden.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung gestellt. Eine Störung der Schilddrüsenfunktion sollte ausgeschlossen werden, da sie ähnliche Beschwerden verursacht. Weitere mögliche Differentialdiagnosen sind unter anderem eine Schwangerschaft, eine Hyperprolaktinämie und eine Blutarmut.
Nicht medikamentöse Behandlung- Gesunde Lebensführung: Sport, ausreichend körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, nicht rauchen und zu viel Alkohol vermeiden. Den eigenen Lebensstill überdenken und anpassen.
- Bei Hitzewallungen Wärme vermeiden und bei Bedarf kühlen.
- Sexuelle Aktivität aufrecht erhalten.
- Gute Schlafhygiene pflegen.
- Das Erscheinungsbild der Haut verändert sich während der Menopause, die Haut wird trockener und sollte daher regelmässig mit Hautpflegemitteln behandelt werden.
- Um das innere Gleichgewicht zu finden, sind das Pflegen sozialer Kontakte und Entspannungsübungen hilfreich.
- wie Estradiol und Estriol werden oral, transdermal und lokal für die Behandlung von Wechseljahrbeschwerden eingesetzt und sind nachgewiesenermassen gut wirksam. Sie sind auch zur Osteoporoseprophylaxe zugelassen. Bei der längerfristigen systemischen Behandlung besteht allerdings ein leicht erhöhtes Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weshalb das Nutzen-Risikoverhältnis vor der Behandlung individuell abgewogen werden muss. Östrogene werden auch mit Gestagenen wie zum Beispiel Cyproteronacetat, Dydrogesteron, Progesteron und Norethisteronacetat kombiniert und es stehen verwandte Substanzen wie Tibolon zur Verfügung.
- Zur Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose werden unter anderem Calcium, Vitamin D, SERMs, Bisphosphonate und Calcitonin verwendet.
- vor allem Venlafaxin und einge SSRI sind gegen Wallungen wirksam, allerdings etwas schwächer als Östrogene. Sie helfen zusätzlich bei gleichzeitig vorhandenen psychischen Störungen. Ihr Einsatz wird von den möglichen unerwünschten Wirkungen eingeschränkt.
Cimicifuga (Traubensilberkerze):
- wird in der Phytotherapie häufig eingesetzt und ist in der Schweiz für diese Indikation zugelassen. Es stehen Arzneimittel zur Verfügung, die nur einmal täglich eingenommen werden müssen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden und sehr selten Leberschädigungen. Bei Gelbfärbung der Haut oder anderen Symptomen, die auf eine Leberschädigung deuten, sollen die Mittel abgesetzt werden. Gemäss der rationalen Phytotherapie werden standardisierte Extrakte bevorzugt.
- Mönchspfeffer wird vor allem gegen die Beschwerden der Anfangsphase empfohlen. Johanniskraut kann gegen depressive Verstimmungen, Weissdorn zur Behandlung von Herzklopfen ausprobiert werden.
- Extrakte aus den Wurzeln des Rhapontikrhabarbers (Rheum rhaponticum) sind für die Behandlung von Wechseljahrbeschwerden zugelassen. Die Tabletten werden in der Regel einmal täglich mit einer Mahlzeit eingenommen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Überempfindlichkeitsreaktionen.
- wie Baldrian, Hopfen, Doxylamin, Diphenhydramin, Benzodiazepine und verwandte Substanzen werden für die symptomatische Behandlung der Schlafstörungen verwendet. Die chemischen Mittel können unerwünschte Wirkungen verursachen und zu einer Abhängigkeit führen.
Viele weitere pflanzliche Arzneimittel wie beispielsweise Rotklee, Herzgespann, Phytoöstrogene, Soja, Antioxidantien und die wilde Yamswurzel werden eingesetzt, sind aber in der wissenschaftlichen Literatur teilweise stark umstritten.
- Testosterongele werden bei postmenopausalen Frauen transdermal für die Behandlung einer sexuellen Unlust eingesetzt.
Wallungen, Scheidentrockenheit, trockene Augen, Harninkontinenz
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