Estriol Arzneimittelgruppen ÖstrogeneEstriol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Östrogene, der hauptsächlich für die Behandlung einer vaginalen Atrophie aufgrund eines Östrogenmangels bei Frauen nach der Menopause eingesetzt wird. Es handelt es sich um einen natürlichen und schwächer wirksamen Metaboliten von Estradiol. Die Medikamente werden in der Regel topisch (vaginal) verabreicht. Initial werden sie einmal täglich appliziert, später kann das Dosierungsintervall auch verlängert werden, z.B. auf zweimal pro Woche. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen wie Juckreiz. Produkte
Estriol ist in der Schweiz als Vaginalgel, als Vaginalcreme, als Vaginalzäpfchen, Vaginaltabletten und in Form von Tabletten für die perorale Therapie im Handel. Dieser Artikel bezieht sich auf die lokale Anwendung.
Struktur und EigenschaftenEstriol (C18H24O3, Mr = 288.4 g/mol) liegt als weisses, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist. Es ist ein natürlicher Metabolit von Estradiol, das im Blutkreislauf der Frauen am häufigsten vorkommt. Estriol wird synthetisch hergestellt, ist aber mit dem natürlichen Östrogen identisch. Das Suffix -triol bezieht sich auf die drei Hydroxygruppen.
WirkungenEstriol (ATC GO3CA04 ) behebt den Östrogenmangel und lindert so die Beschwerden einer vaginalen Atrophie. Es normalisiert das Epithel der Vagina, des Gebärmutterhalses und der Harnröhre und hat einen positiven Einfluss auf die Mikroflora der Vagina. In der therapeutischen Dosis bewirkt Estriol kaum eine Proliferation der Gebärmutterschleimhaut. Die Wirkdauer ist im Vergleich mit anderen Östrogenen relativ kurz und die Wirkstärke ist schwächer. Die Effekte beruhen auf der Bindung an Östrogen-Rezeptoren.
Wirkmechanismus der Östrogene, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenLokal wird Estriol hauptsächlich für die Behandlung einer vaginalen Atrophie aufgrund eines Östrogenmangels bei Frauen verwendet, insbesondere nach der Menopause.
Oral wird es für die Behandlung der Symptome des Östrogenmangels infolge der natürlichen oder künstlichen Menopause eingenommen.
DosierungGemäss der Fachinformation. Estriol wird in der Regel vaginal verabreicht. Initial wird es einmal täglich appliziert, für die Erhaltungstherapie kann das Dosierungsintervall auch verlängert werden (z.B. zweimal pro Woche). Es stehen aber auch Tabletten für die orale Therapie zur Verfügung.
KontraindikationenZu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Brustkrebs, auch in der Patientengeschichte
- Östrogenabhängige Tumore, z.B. der Gebärmutterschleimhaut
- Endometriose
- Thromoboembolische Ereignisse in der Patientengeschichte
- Akute oder zurückliegende Lebererkrankungen
- Schwangerschaft, Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenBei einer lokalen Therapie werden systemische Interaktionen als unwahrscheinlich angesehen. Wechselwirkungen mit CYP450-Induktoren können nicht ausgeschlossen werden. Die Präparate können Verhütungsmittel wie Kondome oder Diaphragmen beschädigen.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Juckreiz. Dass schwerwiegende Östrogen-Nebenwirkungen wie beispielsweise thromboembolische Erkrankungen auftreten, wird bei der lokalen Behandlung aufgrund der geringen Dosis als unwahrscheinlich angesehen.
siehe auchLiteratur- Ali E.S., Mangold C., Peiris A.N. Estriol: emerging clinical benefits. Menopause, 2017, 24(9), 1081-1085 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, UK)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Head K.A. Estriol: safety and efficacy. Altern Med Rev, 1998, 3(2), 101-13 Pubmed
- Rueda C., Osorio A.M., Avellaneda A.C., Pinzón C.E., Restrepo O.I. The efficacy and safety of estriol to treat vulvovaginal atrophy in postmenopausal women: a systematic literature review. Climacteric, 2017, 20(4), 321-330 Pubmed
- Vooijs G.P., Geurts T.B. Review of the endometrial safety during intravaginal treatment with estriol. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol, 1995, 62(1), 101-6 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen