Diphenhydramin Arzneimittelgruppen Schlafmittel AntihistaminikaDiphenhydramin ist ein dämpfender, antiallergischer und anticholinerger Wirkstoff aus der Gruppe der Antihistaminika der 1. Generation. Er wird unter anderem bei Schlafstörungen, für die Behandlung allergischer Erkrankungen, zur Vorbeugung der Reisekrankheit und bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Die Effekte beruhen auf dem inversen Agonismus an Histamin-Rezeptoren und auf dem Antagonismus an muscarinischen Acetylcholin-Rezeptoren. Als Schlafmittel werden die Arzneimittel abends 15 bis 30 Minuten vor dem Zubettgehen eingenommen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel. Diphenhydramin kann das QT-Intervall verlängern.
synonym: Diphenhydraminum, Diphenhydramini hydrochloridum PhEur, Diphenhydraminhydrochlorid
ProdukteDiphenhydramin ist unter anderem in Form von Tabletten, Kapseln, Tropfen, Sirup und als Gel im Handel (z.B. Benocten®, Fenipic® plus). In einigen Ländern ist es auch als Benadryl® bekannt. Diphenhydramin wurde in den 1940er-Jahren entwickelt. Es ist auch ein Bestandteil des Wirkstoffs → Dimenhydrinat.
Struktur und EigenschaftenDiphenhydramin (C17H21NO, Mr = 255.4 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Diphenhydraminhydrochlorid vor, ein weisses, kristallines Pulver, das in Wasser sehr leicht löslich ist. Es gehört zu den Ethanolamin-Derivaten.
WirkungenDiphenhydramin (ATC D04AA32 , ATC R06AA02 ) hat antihistamine, antiallergische, dämpfende, antiemetische, lokalanästhetische, spasmolytische und anticholinerge Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf dem inversen Agonismus an peripheren und zentralen Histamin-Rezeptoren und auf dem Antagonismus an muscarinischen Acetylcholin-Rezeptoren. Des Weiteren blockiert Diphenhydramin auch Natriumkanäle, was die lokale Betäubung hervorruft. Die Halbwertszeit liegt im Bereich von 5 Stunden.
Diphenhydramin hemmt auch die Wiederaufnahme von Serotonin. Das Antidepressivum Fluoxetin wurde von ihm abgeleitet.
Wirkmechanismus der Antihistaminika, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenZu den Anwendungsgebieten gehören Schlafstörungen, allergische Erkrankungen, juckende Hauterkrankungen, die Reisekrankheit, Schwindel und Erkältungskrankheiten.
Nicht alle Arzneimittel sind für alle Indikationen freigegeben.
DosierungGemäss der Fachinformation. Als Schlafmittel werden die Arzneimittel abends 15 bis 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen. Die Behandlungsdauer soll ohne ärztliche Kontrolle zwei Wochen nicht überschreiten.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Epilepsie
- Akutes Asthma bronchiale
- Glaukom
- Prostatavergrösserung
- Pyloro-duodenale Obstruktion
- Miktionsbeschwerden
- Gleichzeitige Behandlung mit einem MAO-Hemmern, inkl. Selegilin
- Alkoholmissbrauch
- Kinder (abhängig vom Präparat)
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAndere zentral dämpfende Arzneimittel wie zum Beispiel Schlafmittel, Antidepressiva oder Neuroleptika sowie Alkohol können die zentralen unerwünschten Wirkungen verstärken. Diphenhydramin darf nicht zusammen mit MAO-Hemmern eingenommen werden. Weitere Wechselwirkungen wurden mit Anticholinergika sowie mit Arzneimitteln beschrieben, welche das QT-Intervall verlängern oder zu einer Hypokaliämie führen.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Trockenheit der Schleimhäute von Mund, Nase und Rachen
- Gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall
- Miktionsstörungen
- Herz-Kreislauf-Störungen wie Veränderungen des Blutdrucks, Herzrhythmusstörungen, Verlängerung des QT-Intervalls
- Überempfindlichkeitsreaktionen
- Abhängigkeit
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Banerji A., Long A.A., Camargo C.A. Jr. Diphenhydramine versus nonsedating antihistamines for acute allergic reactions: a literature review. Allergy Asthma Proc, 2007, 28(4), 418-26 Pubmed
- Björnsdóttir I., Einarson T.R., Gudmundsson L.S., Einarsdóttir R.A. Efficacy of diphenhydramine against cough in humans: a review. Pharm World Sci, 2007, 29(6), 577-83 Pubmed
- Cox D., Ahmed Z., McBride A.J. Diphenhydramine dependence. Addiction, 2001, 96(3), 516-7 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Sneader W. Drug discovery: a history. Chichester: Wiley, 2005
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen