Baldrian Phytopharmaka DrogenlisteDen Zubereitungen aus der Wurzel des Baldrians (Valeriana officinalis L.) werden beruhigende und schlaffördernde Eigenschaften zugeschrieben. Baldrian wird hauptsächlich zur Behandlung von Schlafstörungen, bei Unruhe- und Spannungszuständen, Nervosität, Reizbarkeit und bei Prüfungsangst eingesetzt. Die Präparate zur Entspannung werden in der Regel dreimal täglich verabreicht. Zur Schlafförderung wird Baldrian eine halbe bis eine Stunde vor dem Zubettgehen eingenommen. Es wird eine regelmässige Einnahme empfohlen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden und Überempfindlichkeitsreaktionen.
synonym: Valeriana officinalis, Echter Baldrian, Arzneibaldrian
ProdukteBaldrian wird in der Regel in Form von Baldriantropfen (alkoholische Tinktur), Filmtabletten oder Dragees eingenommen. Es stehen weitere Darreichungsformen wie beispielsweise Baldriansaft, Kapseln, Pulver, Bäder, Urtinkturen und Tees zur Verfügung. Baldrian wird häufig mit anderen beruhigenden Arzneipflanzen kombiniert, insbesondere mit Hopfen.
Die Baldriantinktur wird in Apotheken auch mit Doxylamin gemischt, siehe unter Sanalepsi mit Baldrian.
PflanzeDer Arzneibaldrian Valeriana officinalis L. s.l. aus der Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die in Europa und Asien heimisch ist und in Nordamerika eingeführt wurde.
(s.l. = sensu latiore = im weiteren Sinne; Baldrian wird als Sammelart aufgefasst)
Baldrian, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
ArzneidrogeAls Arzneidroge wird die Baldrianwurzel (Valerianae radix) verwendet, die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten, unterirdischen Teile von Valeriana officinalis L. Die Droge umfasst den Wurzelstock (das Rhizom), die Wurzeln sowie die Ausläufer und hat einen intensiven und typischen Geruch nach Isovaleriansäure.
Baldrianwurzel, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
ZubereitungenAus der Wurzel werden unter anderem mit Ethanol Flüssig- und Trockenextrakte gewonnen. Die Baldriantinktur (Valerianae tinctura) wird aus 1 Teil Droge und 5 Teilen Ethanol 60 bis 80% (V/V) hergestellt. Es handelt sich um eine braune Flüssigkeit mit einem typischen Geruch.
InhaltsstoffeZu den Inhaltsstoffen gehören:
- Ätherisches Öl (Baldrianöl, Valerianae aetheroleum)
- Iridoide: Valepotriate (Epoxide)
- Sesquiterpene
- Fettsäuren
- Lignane, Flavonoide
- Alkaloide
Baldrian (ATC N05CP01 ) und seinen Zubereitungen werden beruhigende, angstlösende und schlaffördernde Eigenschaften zugeschrieben. Der Wirkmechanismus ist nicht genau bekannt. Gemäss der Literatur könnte ein Einfluss auf die GABA-Neurotransmission oder auf Serotonin-Rezeptoren beteiligt sein.
AnwendungsgebieteBaldrian wird hauptsächlich zur Behandlung von Schlafstörungen, bei Unruhe- und Spannungszuständen, Nervosität, Reizbarkeit, Stress und bei Prüfungsangst eingesetzt.
DosierungGemäss der Packungsbeilage. Die Präparate zur Entspannung werden in der Regel dreimal täglich verabreicht. Zur Schlafförderung wird Baldrian eine halbe bis eine Stunde vor dem Zubettgehen eingenommen. Es wird eine regelmässige Einnahme und eine längere Therapiedauer von mindestens zwei Wochen empfohlen. Der Tee wird mit der Arzneidroge wie folgt zubereitet: 1 Teelöffel mit siedendem Wasser übergiessen und 10 bis 15 Minuten stehen lassen. Anschliessen abseihen.
KontraindikationenBaldrian ist bei einer Überempfindlichkeit kontraindiziert. Einige Präparate dürfen nicht bei Kindern angewendet werden. Aufgrund der unzureichenden Datenlage ist eine Verabreichung während der Schwangerschaft und Stillzeit vorsichtshalber nicht angezeigt. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenStimulanzien können die beruhigenden Effekte von Baldrian aufheben. Interaktionen mit zentral dämpfenden Arzneimitteln sind nicht auszuschliessen. Einige Präparate enthalten Alkohol.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden und Überempfindlichkeitsreaktionen. Baldrian ist im Vergleich mit synthetischen Schlafmitteln wie beispielsweise den Benzodiazepinen wesentlich besser verträglich und macht nicht abhängig.
siehe auchSchlafmittel, Schlafstörungen, Beruhigungsmittel, Sanalepsi mit Baldrian
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Bent S. et al. Valerian for sleep: a systematic review and meta-analysis. The American Journal of Medicine, 2006, 119, 1005-1012 Pubmed
- Brattström A. Scientific evidence for a fixed extract combination (Ze 91019) from valerian and hops traditionally used as a sleep-inducing aid. Wien Med Wochenschr, 2007, 157(13-14), 367-70 Pubmed
- ESCOP-Monographie
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Hadley S., Petry J.J. Valerian. Am Fam Physician, 2003, 67(8), 1755-8 Pubmed
- Quellen
- Salter S., Brownie S. Treating primary insomnia - the efficacy of valerian and hops. Aust Fam Physician, 2010, 39(6), 433-7 Pubmed
- Taibi D.M., Landis C.A., Petry H., Vitiello M.V. A systematic review of valerian as a sleep aid: safe but not effective. Sleep Med Rev, 2007, 11(3), 209-30 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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