Stärkungsmittel (Tonika) ArzneimittelgruppenDie klassischen Stärkungsmittel sind dickflüssige Zubereitungen, die unter anderem Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Zucker und pflanzliche Adaptogene wie Ginseng enthalten. Sie werden traditionell bei einer reduzierten geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, in der Rekonvaleszenz, bei Stress und zur Vorbeugung im Winter eingenommen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, allergische Reaktionen und eine harmlose Verfärbung des Harns und des Stuhls.
synonym: Tonika, Roborantien, Aufbaupräparate, Kräftigungsmittel, Geriatrika
ProdukteBei den traditionellen Stärkungsmitteln (Synonyme: Tonika, Roborantien, Geriatrika) handelt es sich um dickflüssige Zubereitungen, welche hauptsächlich in Glasflaschen angeboten werden. Heute sind unter anderem auch Brausetabletten, Kapseln, Tabletten und Pulver im Handel. Stärkungsmittel werden auch in Apotheken hergestellt und sind sowohl als zugelassene Arzneimittel als auch als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar.
Tonika sind alte Arzneimittel, die schon seit Jahrzehnten im Handel sind. Sie gehen auch auf die tonischen Weine wie den Vinum tonicum zurück, die schon in den ersten Arzneibüchern erwähnt werden.
InhaltsstoffeZu den Inhaltsstoffen der Stärkungsmittel gehören:
- Vitamine
- Mineralstoffe
- Spurenelemente
- Aminosäuren wie Argininaspartat, Glutamin, Phosphoserin, Citrullin
- Coffein
- Zucker
- Pflanzliche Extrakte, zum Beispiel Adaptogene wie Ginseng sowie Ginkgo, Weissdorn und Sanddorn
- Phospholipide wie Lecithin, cholinerge Substanzen wie Deanol, Cholin
- Hefeextrakt
- Aromastoffe
- Konservierungsmittel
- Farbstoffe
Stärkungsmittel können einen hohen Alkoholgehalt von bis zu 15 % aufweisen.
WirkungenStärkungsmittel werden Effekte gegen geistige und körperliche Schwäche und Müdigkeit zugeschrieben. Sie geben Energie, fördern die Wachheit und erhöhen die Konzentration. Stärkungsmittel können adaptogene Eigenschaften haben, d.h. die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegen Stressoren und Krankheiten erhöhen. Nicht für alle Anwendungsgebiete und Produkte liegt eine ausreichende klinische und wissenschaftliche Evidenz vor.
AnwendungsgebieteZu den traditionellen Anwendungsgebiete von Stärkungsmitteln gehören:
- Reduzierte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, Konzentrationsmangel
- Müdigkeit
- In der Rekonvaleszenz, nach operativen Eingriffen und Narkosen
- Krankheiten
- Stress
- Für die Vorbeugung und Behandlung von Mangelzuständen
- Zur Vorbeugung von Erkältungen während der kalten Jahreszeit
- Im Alter, als sogenannte „Geriatrika“
Gemäss der Packungsbeilage. Die Produkte werden üblicherweise ein- bis dreimal täglich eingenommen. Die flüssigen Arzneiformen werden in der Regel mit einem Messbecher oder einem Löffel verabreicht.
KontraindikationenZu den möglichen Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Hypervitaminosen
- Überladung des Körpers mit Mineralstoffen und Spurenelementen, z.B. eine Eisenkumulation oder eine Hypercalcämie.
- Für Alkohol existieren verschiedene Kontraindikationen, siehe im Artikel Ethanol. Dazu gehören beispielsweise Lebererkrankungen, Leberfunktionsstörungen, eine Schwangerschaft und eine Epilepsie.
- Nicht alle Produkte sind für Kinder geeignet.
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAufgrund der zahlreichen Inhaltsstoffe haben Stärkungsmittel ein Potenzial für Wechselwirkungen. Mineralstoffe können die Absorption anderer Wirkstoffe wie beispielsweise von Antibiotika stören. Einige Vitamine können die Effekte pharmazeutischer Wirkstoffe beeinträchtigen. Die gleichzeitige Verabreichung anderer Multivitaminpräparate kann zu einer Überdosierung führen. Auch mit Vitamin-K-Antagonisten können Wechselwirkungen auftreten.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Allergische Reaktionen
- Verfärbung des Harns durch Riboflavin, Dunkelfärbung des Stuhls durch Eisen
- Zentralnervöse Störungen wie Kopfschmerzen und Schwindel
Müdigkeit, Multivitaminpräparate
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Formularium Helveticum
- Haskell C.F., Robertson B., Jones E., Forster J., Jones R., Wilde A., Maggini S., Kennedy D.O. Effects of a multi-vitamin/mineral supplement on cognitive function and fatigue during extended multi-tasking. Hum Psychopharmacol, 2010, 25(6), 448-61 Pubmed
- Pharmacopoea Helvetica Editio Quinta
- Zuin M., Battezzati P.M., Camisasca M., Riebenfeld D., Podda M. Effects of a preparation containing a standardized ginseng extract combined with trace elements and multivitamins against hepatotoxin-induced chronic liver disease in the elderly. J Int Med Res, 1987, 15(5), 276-81 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.