Beruhigungsmittel Arzneimittelgruppen PsychopharmakaArzneimittel mit beruhigenden Eigenschaften werden bei Erregungs- und Spannungszuständen sowie bei Nervosität und Unruhe eingesetzt. Zu den Wirkstoffen gehören beispielsweise Benzodiazepine, Neuroleptika, Antihistaminika und Phytopharmaka.
synonym: Sedativa, Tranquilizer
ProdukteBeruhigungsmittel sind unter anderem in Form von Tabletten, Schmelztabletten, Tropfen, als Arzneitees, Tinkturen und als Injektionspräparate im Handel.
Struktur und EigenschaftenDie Beruhigungsmittel haben keine einheitliche chemische Struktur, aber innerhalb der Klasse lassen sich Gruppen mit vergleichbarer Struktur identifizieren.
WirkungenDie Wirkstoffe haben beruhigende Eigenschaften. Einige sind zusätzlich angstlösend, schlaffördernd, antipsychotisch, antidepressiv und krampflösend. Die Effekte beruhen auf einer Förderung der inhibierenden Mechanismen im zentralen Nervensystem, zum Beispiel durch Bindung an den GABA-A-Rezeptor.
IndikationenFür die Behandlung von Erregungs- und Spannungszuständen, bei Nervosität und Unruhe.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Dosierung ist von den Wirkstoffen abhängig.
MissbrauchBeruhigungsmittel können als dämpfende Rauschmittel verwendet werden. Die Benzodiazepine werden als sogenannte „Date Rape Drugs“ missbraucht. Die Barbiturate können bei einer Überdosis zum Tod führen und wurden deshalb für Suizide und für Morde verwendet.
WirkstoffeAntihistaminika der 1. Generation:
- Doxylamin (Sanalepsi®)
- Diphenhydramin
- z.B. Lorazepam (Temesta®)
- Alprazolam (Xanax®)
- z.B. Mirtazapin (Remeron®, Generika, Off-Label)
- Trimipramin (Surmontil®, Generika, Off-Label)
- z.B. Haloperidol (Haldol®)
- Promazin (Prazine®)
- werden heute nur noch selten verwendet, weil eine Überdosis lebensgefährlich ist.
Thiazole:
- Clomethiazol (Distreneurin®)
- Propranolol (Inderal®, Generika)
Phytopharmaka (pflanzliche Arzneimittel):
- Ashwagandha
- Baldrian
- Cannabis
- Melisse
- Hopfen
- Johanniskraut
- Kalifornischer Mohn
- Kava
- Lavendel
- Orangenblüten
- Passionsblume
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenZentral dämpfende Arzneimittel wie beispielsweise Anxiolytika, Opioide, Neuroleptika oder Antidepressiva sowie Alkohol können die unerwünschten Wirkungen verstärken. Die Kombination mehrerer dämpfender Wirkstoffe kann unter Umständen lebensgefährlich sein. Auf den Genuss von Alkohol soll verzichtet werden. Einige Beruhigungsmittel interagieren mit CYP450-Isoenzymen.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen der Beruhigungsmittel gehören (Auswahl, abhängig vom Wirkstoff):
- Zentrale Störungen wie Müdigkeit, kognitive Störungen und Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit
- Psychiatrische Störungen und paradoxe Reaktionen
- Mundtrockenheit, gastrointestinale Störungen
- Anterograde Amnesie
Die Benzodiazepine und Barbiturate können zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit führen und bei einem raschen Absetzen Entzugserscheinungen auslösen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Fachliteratur
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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