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Soziale Angststörung Indikationen

Menschen mit einer sozialen Angststörung fürchten sich davor, von anderen Menschen beobachtet und negativ bewertet zu werden. Sie reagieren mit psychischen und körperlichen Beschwerden auf soziale Situationen, in welchen sie im Mittelpunkt stehen oder etwas leisten müssen. Das können zum Beispiel Präsentationen, Teamaktivitäten, Gruppenarbeiten, Partys, öffentliche Auftritte oder sportliche Aktivitäten sein, aber auch scheinbar banale Tätigkeiten wie das Telefonieren oder ein gemeinsames Essen. Das Vermeiden solcher Situationen wird nicht empfohlen. Für die Behandlung kann eine kognitive Verhaltenstherapie durchgeführt werden und es stehen Medikamente wie die Antidepressiva (SSRI) und die Anxiolytika zur Verfügung. Bei den Benzodiazepinen muss beachtet werden, dass sie eine Abhängigkeit auslösen können.

synonym: Soziale Phobie, Social anxiety disorder, SAD, Soziale Angst, Social phobia, Performance anxiety

Symptome

Betroffene mit einer sozialen Angststörung (SAD) fürchten sich davor, von anderen Menschen beobachtet, negativ bewertet und abgelehnt zu werden. Sie haben Angst vor Schamgefühlen, in Verlegenheit gebracht oder gedemütigt zu werden. Sie haben ein geringes Selbstwertgefühl und schätzen sich selbst negativ ein.

Die Betroffenen sind schüchtern, wenn sie fremde Menschen kennenlernen, sie sind ruhig in Gruppen und ziehen sich in sich selbst zurück.

Körperliche Beschwerden können auftreten, zum Beispiel Herzklopfen, Schweissausbrüche, Erröten, Zittern oder Verdauungsstörungen, Übelkeit und Verdauungsstörungen wie Durchfall. Diese Störungen lassen sich auf eine Stressreaktion und die Aktivierung des Sympathikus zurückführen. Probleme mit dem Sprechen und eine Derealisation sind mögliche Komplikationen.

Typisch sind auch psychische Verstimmungen wie eine Depression, eine Unruhe und Reizbarkeit.

Beispiele für kritische soziale Situationen sind Präsentationen, Teamaktivitäten, Fragen beantworten in der Schule, Rollenspiele, Gruppenarbeiten, Partys, öffentliche Auftritte, Musikdarbietungen, ein Rendezvous, Tanzen, Partys oder Sport. Auch scheinbar banale soziale Aufgaben wie das Telefonieren, das Sitzen in einem Zug, das Ansprechen fremder Menschen oder das Essen vor anderen Menschen können ein Problem darstellen.

Falls sie gezwungenermassen in eine solche Situation kommen, plagt sie vor dem Anlass während Tagen oder sogar Wochen eine Erwartungsangst, in welcher sich die Beschwerden verschlimmern (ausführliche Informationen finden Sie im Artikel Erwartungsangst). Ist die Situation jedoch überwunden, verschwinden die Beschwerden in der Regel rasch. Im Nachgang kann aber ein Gedankenkreisen einsetzen, wenn die Betroffenen überlegen, was sie falsch gemacht haben und wie peinlich sie sich angestellt haben. Die Schamgefühle können sich für Jahre in das Gedächtnis einprägen.

Die Betroffenen wissen, dass ihre Sorgen ungerechtfertigt und übertrieben sind, aber das führt nicht zu einer Beruhigung. Sie können ihre Angst nicht kontrollieren.

Die unangenehmen Beschwerden und die Angstgefühle führen zu einem Vermeidungsverhalten. Dieses kann die Störung aber weiter verstärken und wird nicht empfohlen. Ein Problem stellt auch die Selbsttherapie mit Rauschmitteln wie Alkohol dar, was zu einer Abhängigkeit führen kann. Die Betroffenen können eine Depression entwickeln und haben Suizidgedanken. Die soziale Angststörung ist ein Grund, weshalb Kinder nicht zur Schule gehen wollen.

Die soziale Angststörung geht über ein normales Lampenfieber und eine Nervosität hinaus und führt zu einer relevanten Beeinträchtigung der Lebensführung und -qualität.

Dabei ist der Schweregrad unterschiedlich und die Beschwerden unterschiedlich stark ausgeprägt. Einige Betroffene können soziale Situationen ertragen und kompensieren, andere erleiden eine Panikattacke und vermeiden sie um jeden Preis. Im Verlauf des Lebens können sich die Betroffenen anpassen und weiterentwickeln, die Störung bleibt aber in der Regel ein chronisches Problem.

Ursachen

Die soziale Angststörung ist eine Angststörung, die als Folge sozialer Situationen auftritt. Sie gehört zu den häufigsten Angststörungen und beginnt üblicherweise im Kindes- und Teenageralter. Sie kommt häufig, bei 10 bis 15 % der Bevölkerung, vor.

Zu den möglichen Risikofaktoren gehören:

Diagnose

Die Diagnose kann in ärztlicher Behandlung anhand standardisierter Fragen gestellt werden. Die Kriterien finden sich zum Beispiel im DSM. Als Differentialdiagnosen kommen andere Angststörungen in Frage und es bestehen Beziehungen zur Introvertiertheit, wobei diese durch eine Überstimulierung gekennzeichnet ist und die Angst nicht im Vordergrund steht. Die Introvertiertheit ist keine psychische Störung. Dies gilt auch für die Schüchternheit, bei welcher die Beschwerden weniger stark ausgeprägt und belastend sind. Die soziale Angststörung ist eine extreme, belastende und beeinträchtigende Schüchternheit mit Angst (siehe auch im Artikel Schüchternheit).

Nicht medikamentöse Behandlung

Für die Behandlung wird meistens eine kognitive Verhaltenstherapie (CBT) empfohlen.

Medikamente Behandlung

Für die Behandlung werden Psychopharmaka eingesetzt:

Synthetische Anxiolytika wie die Benzodiazepine können abhängig machen und sollen deshalb nur kurzfristig verabreicht werden. Dies gilt hingegen nicht für die SSRI, die SSNRI und die Betablocker. Bei den Antidepressiva muss beachtet werden, dass die Effekte mit einer zeitlichen Verzögerung eintreten.

siehe auch

Schüchternheit, Erwartungsangst, Angststörungen, Anxiolytika, Introvertiertheit

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 17.1.2025 geändert.
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