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Batrachotoxine PharmaWiki

Froschgift aus dem Regenwald

Batrachotoxine, eine Gruppe von Steroidalkaloiden, wurden in den 1960er-Jahren in der Haut von Fröschen der Gattung Phyllobates entdeckt („batrachos“ griechisch: Frosch). Die Frösche scheiden das Gift bei drohender Gefahr über Drüsen auf ihrer Haut aus und wehren so mögliche Fressfeinde ab.

Batrachotoxine gehören zu den giftigsten natürlichen Substanzen überhaupt. Es sind Neurotoxine, welche eine irreversible Öffnung der spannungsabhängigen Natriumkanäle bewirken. Als Folge davon wird die Permeabilität der Zellmembran für Natriumionen erhöht und die Membran depolarisiert. Dies führt zu einem neuromuskulären Block und zu Herzrhythmusstörungen, Atemlähmung und zum Tod. Indianer im Choco Regenwald in Kolumbien verwenden die Frösche zur Herstellung von Pfeilgiften. Tetrodotoxin, ein Neurotoxin und ein Natriumkanalblocker, das im Kugelfisch (Fugu) vorkommt, kann die Effekte von Batrachotoxin aufheben (Albuquerque, Daly & Witkop, 1971). Als Antidot kommt es aber aufgrund seiner Giftigkeit wahrscheinlich nicht in Frage.

In der Haut von Fröschen, die in Gefangenschaft, also nicht in ihrer natürlichen Umgebung aufwachsen, können keine Batrachotoxine nachgewiesen werden (Daly et al., 1980), da die Frösche die Toxine nicht selbst synthetisieren, sondern wahrscheinlich mit der Nahrung aufnehmen, z.B. aus Insekten, und in der Haut anreichern, wo sie über Monate verbleiben können (Daly et al., 1994).

Batrachotoxine kommen nicht nur, wie zunächst angenommen, in Fröschen, sondern auch in Vögeln vor. In Sperlingen der Gattung Pitohui aus Neu Guinea ist Homobatrachotoxin in Haut und Federn enthalten und dient wahrscheinlich wie bei den Fröschen der chemischen Abwehr von Fressfeinden und Parasiten (Dumbacher et al., 1992). Später wurden Batrachotoxine auch in Vögeln der Gattung Ifrita, ebenfalls in Neu Guinea beheimatet, gefunden (Dumbacher, Spande & Daly, 2000). Auch die Vögel bilden das Gift nicht selbst, sondern nehmen es ebenfalls mit der Nahrung, möglicherweise aus Käfer der Gattung Choresine, auf (Dumbacher et al., 2004).

Sowohl die Frösche wie auch die zwei Vogelarten sind selbst resistent gegen die toxische Wirkung ihres Gifts, wahrscheinlich aufgrund einer mutierten Bindungsstelle am Natriumkanal.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 5.2.2023 geändert.
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