Anabole Steroide Arzneimittelgruppen AndrogeneAnabole Steroide sind Wirkstoffe mit anabolen (aufbauenden) und androgenen (vermännlichenden) Eigenschaften. Sie erhöhen den Aufbau der Skelettmuskulatur, fördern die körperliche Leistungsfähigkeit und reduzieren das Körperfett. Die Effekte beruhen auf der Bindung an intrazelluläre Androgen-Rezeptoren und der daraus resultierenden Proteinsynthese. Der Prototyp der Arzneimittelgruppe ist das männliche Sexualhormon Testosteron. Es wird zwischen körpereigenen und körperfremden Substanzen unterschieden. Anabole Steroide werden missbräuchlich als Dopingmittel für den Sport, das Bodybuilding und zur Steigerung der körperlichen und sexuellen Attraktivität hauptsächlich von Männern angewandt. Aufgrund der zahlreichen unangenehmen und teilweise lebensbedrohlichen Nebenwirkungen ist von einem Missbrauch abzuraten.
synonym: Anabolika, Anabol-androgene Steroide, AAS, Steroide
ProdukteAnabole Steroide sind einerseits als zugelassene Arzneimittel im Handel, zum Beispiel Testosteron und andere Androgene. Andererseits werden viele Mittel auch illegal produziert und vertrieben.
Struktur und EigenschaftenAnabole Steroide entsprechen strukturell den Androgenen, den männlichen Geschlechtshormonen, oder sie sind von ihnen abgeleitet. Der Prototyp der Gruppe ist das Steroid Testosteron. Sie gehören zur Gruppe der Steroide.
WirkungenAnabole Steroide (Anabolika, ATC A14A ) haben anabole (aufbaudende) und androgene (vermännlichende) Eigenschaften und werden deshalb auch als anabol-androgene Steroide (AAS) bezeichnet. Sie fördern den Aufbau der fettarmen Skelettmuskulatur, erhöhen das Gewicht, reduzieren das Körperfett und prägen die männlichen Geschlechtsmerkmale in der Pubertät aus.
Die Effekte beruhen auf der Bindung an intrazelluläre Androgen-Rezeptoren, welche unter anderem in den Geschlechtsorganen, im Muskel, in der Haut und im zentralen Nervensystem vorkommen. Die Bindung an die Rezeptoren fördert die Synthese spezifischer Proteine.
Wirkmechanismus der Androgene und anabolen Steroide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Anwendungsgebiete (Missbrauch)Dieser Artikel bezieht sich auf die missbräuchliche Anwendung der anabolen Steroide:
- Als Dopingmittel im Profi- und Amateursport.
- Für das Bodybuilding, für das Muskeltraining.
- Zur Steigerung der körperlichen und sexuellen Attraktivität.
Die Mittel werden meistens peroral eingenommen oder intramuskulär gespritzt. Sie werden in höheren Dosen verabreicht, als sie therapeutisch genutzt werden. Anabole Steroide können auch transdermal appliziert werden, zum Beispiel in Form einer Creme oder eines Pflasters. Schliesslich ist auch eine buccale Applikation möglich.
Die Anwendung erfolgt in der Regel zyklisch und nicht kontinuierlich, um dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich zwischenzeitlich wieder zu erholen.
WirkstoffeDie vorliegende Liste zeigt eine Auswahl von Wirkstoffen, die gemäss der Dopingliste verboten sind. Sie lassen sich in endogene (körpereigene) und exogene (körperfremde, synthetische) sowie pflanzliche Substanzen unterteilen. Prohormone wie Androstendion oder Dehydroepiandrosteron (DHEA) werden erst im Organismus zu Testosteron umgewandelt.
- 19-Norandrostendion
- 4-Hydroxytestosteron
- Androstendiol
- Androstendion
- Bolandiol
- Bolasteron
- Boldenon
- Boldion
- Calusteron
- Clostebol
- Danazol
- Dehydrochlormethyltestosteron
- Dehydroepiandrosteron
- Desoxymethyltestosteron
- Drostanolon]
- Ethylestrenol
- Fluoxymesteron
- Formebolon
- Furazabol
- Gestrinon
- Mestanolon
- Mesterolon
- Metenolon
- Methandienon
- Methandriol
- Methasteron
- Methyl-1-testosteron
- Methyldienolon
- Methylnortestosteron
- Methyltestosteron
- Miboleron
- Nandrolon
- Norboleton
- Norclostebol
- Norethandrolon
- Oxabolon
- Oxandrolon
- Oxymesteron
- Oxymetholon
- Prostanozol
- Quinbolon
- Stanozolol
- Stenbolon
- Testosteron
- Tetrahydrogestrinon
- Trenbolon
Zu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Prostatakarzinom
- Hyperkalzämie bei malignen Tumoren
- Lebertumore
- Schwangerschaft und Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenViele Steroide, darunter auch Testosteron, werden von CYP3A metabolisiert. Weitere Interaktionen sind unter anderem mit Antidiabetika und Antikoagulantien möglich.
Unerwünschte WirkungenAnabole Steroide können zahlreiche unerwünschte Wirkungen verursachen. Die Anwendung ist potentiell lebensgefährlich:
- Hormonelle Nebenwirkungen: Abnahme der Hodengrösse, Zeugungsfähigkeit, schmerzhafte Vergrösserung der Brustdrüse beim Mann (Gynäkomastie), Prostatavergrösserung, Vermännlichung bei Frauen, tiefe Stimme
- Metabolische Veränderungen: Verschlechterung des Lipidprofils (HDL sinkt, LDL steigt), Störungen des Glucosestoffwechsels
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, kardiovaskuläre Komplikationen wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall, Hypertrophie der Herzmuskulatur
- Neuropsychiatrische Störungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Paranoia, Depression, Euphorie, Manie, Angst, Libidostörungen, Abhängigkeit
- Haut: Hautausschläge, Akne, Haarausfall, fettiges Haar, Gelbsucht, lokale Reaktionen an der Injektionsstelle
- Weitere: Ödeme (Wassereinlagerungen, Flüssigkeitsretention), Lebererkrankungen, Krebserkrankungen, Sehenriss
Da anabole Steroide für die genannten Anwendungsgebiete nicht indiziert sind, werden sie häufig von dubiosen Quellen beschafft. Dies stellt ein zusätzliches Risiko dar, weil unklar ist, wie rein die Mittel sind und ob sie überhaupt die genannten Wirkstoffe enthalten.
siehe auchAndrogene, Testosteron, Muskeltraining
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.