Halsschmerzen IndikationenEine häufige Ursache für Halsschmerzen ist eine Erkältung. Die Behandlung ist symptomatisch, Schmerzmittel und lokal betäubende Arzneimittel lindern den Schmerz und mit verschiedenen Massnahmen wird versucht, die Entzündung zu vermindern. Davon abzugrenzen ist eine bakteriell verursachte Streptokokken-Angina, die mit Antibiotika behandelt werden soll. Schliesslich sind weitere Ursachen möglich, wie das Pfeiffersche Drüsenfieber und sexuell übertragbare Erkrankungen, die ebenfalls eine ärztliche Abklärung und Betreuung erfordern.
synonym: Halsweh, Schluckbeschwerden, Schluckweh, Schluckschmerzen, Rachenentzündung, Pharyngitis
SymptomeHalsschmerzen äussern sich in einer entzündeten und gereizten Rachenschleimhaut und Schmerzen beim Schlucken oder in Ruhe. Auch die Gaumenmandeln können entzündet, geschwollen und belegt sein.
Mögliche Begleitsymptome sind Schleimbildung, Husten, Heiserkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Schnupfen, Augenreizung, Krankheitsgefühl und Müdigkeit.
UrsachenDie häufigste Ursache für Halsschmerzen ist eine virale Infektion im Rahmen einer Erkältung. Zu den möglichen Erregern gehören Rhinoviren, Parainfluenzaviren, Coronaviren, RSV, Adenoviren und Enteroviren. Die Erkrankung ist selbstlimitierend und dauert in der Regel 5 bis 10 Tage.
Auch andere Viren, die schwerwiegende Erkrankungen auslösen, kommen als Ursache für Halsschmerzen in Frage. Dazu gehört Herpesviren wie das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), das Herpes simplex Virus, das Masernvirus und das Cytomegalievirus. Einige Tage bis Wochen nach einer Ansteckung mit dem HI-Virus (HIV) können Halsschmerzen nebst anderen Symptomen auftreten.
Besonders bei Kindern sind β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A eine häufiger Auslöser. Eine Streptokokken-Angina äussert sich unter anderem in geschwollenen und belegten Mandeln, Fieber und fehlendem Husten (siehe auch in den Artikeln Streptokokken-Angina und Streptococcus pyogenes).
Weitere Bakerien wie zum Beispiel Corynebacterium diphtheriae, Arcanobacterium haemolyticum, Neisseria gonorrhoeae, Chlamydien und Mycoplasmen können die Beschwerden verursachen.
Nebst den infektiösen Ursachen können auch ein gastroösophagaler Reflux (Sodbrennen), allergische Erkrankungen, Rauchen, Fremdkörper wie Fischgräten, Verätzungen, reizende Substanzen, Umweltverschmutzungen, eine Belastung der Muskulatur und Tumore Halsschmerzen auslösen.
Ein weiterer möglicher Auslöser ist die trockene Luft und eine Entzündung der Nasenschleimhaut im Winter.
ÜbertragungAbhängig vom infektiösen Erreger erfolgt die Übertragung als Tröpfcheninfektion oder über kontaminierte Oberflächen, durch Küssen (Pfeiffersches Drüsenfieber) oder sexuell (HIV, Gonorrhoe, Chlamydien).
DiagnoseHäufig ist die Ursache der Halsschmerzen trivial, d.h. es liegt eine Erkältung zugrunde und die Beschwerden verschwinden nach einigen Tagen von alleine. Bei der Diagnose sollen schwerwiegendere Ursachen wie eine Streptokokken-Angina, eine Mononukleose oder HIV ausgeschlossen werden.
Gerötete und belegte Mandeln, eine Rachenentzündung, Fieber vergrösserte zervikale Lymphknoten und fehlender Husten deuten auf Streptokokken, aber nur aufgrund der Symptome kann die Diagnose nicht gestellt werden (Rachenabstrich). Insbesondere bei langer Dauer, starken Beschwerden, Begleitsymptomen, belegten und geschwollenen Mandeln drängt sich eine ärztliche Abklärung auf.
Der McIsaac-Score wird zur Abschätzung verwendet, ob es sich um eine Streptokokken-Angina handelt und Antibiotika erforderlich sind:
McIsaac-Score im PharmaWiki: McIsaac-Score (öffnet in neuem Fenster, McIsaac et al., 1998)
Nicht medikamentöse Behandlung- Viel trinken, warme Tees, z.B. Kamillentee, Salbeitee
- Wärmebehandlung: Schals tragen, Wickel
- Rachen mit milden Lutschbonbons, Bronchialpastillen oder Salbeipastillen feucht halten
- Halbfeste, flüssige, warme und gewürzfreie Lebensmittel reizen den Hals weniger
- wie Lidocain sind schmerzbetäubend und werden lokal in Form von Sprays, Gurgellösungen und Lutschtabletten angewendet. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Überempfindlichkeitsreaktionen.
- wie die nicht steroidalen Entzündungshemmer sind wirksam gegen Schmerzen, Fieber und Entzündung (z.B. Ibuprofen, Naproxen, Acetylsalicylsäure). Paracetamol wirkt gegen Schmerzen und Fieber. Auch Opioide wie Codein können bei sehr starken Schmerzen angezeigt sein. NSAR werden auch topisch eingesetzt, z.B. Flurbiprofen-Lutschtabletten.
- Antibiotika werden ausschliesslich bei den selteneren bakteriellen Infekten eingesetzt. Mittel der 1. Wahl bei einer Streptokokken-Angina sind Penicilline. Bei einer Penicillinallergie werden auch Makrolide oder Cephalosporine oder Clindamycin eingesetzt. Sie verkürzen die Krankheitsdauer, verhindern Komplikationen und reduzieren die Ansteckungsfähigkeit. Bei anderen Ursachen ist der Einsatz von Antibiotka nicht angezeigt.
- Viele pflanzliche Arzneimittel werden lokal gegen Halsschmerzen und Rachenentzündung eingesetzt. Dazu gehören lokal schmerzbetäubende Präparate mit Gewürznelken, Salbei, Salbeipastillen, Schleimstoffdrogen zur Reizlinderung wie Eibisch, Isländisches Moos oder immunstimulierende Echinaceapräparate. Menthol ist schmerzlindernd. Bronchialpastillen enthalten verschiedene pflanzliche Inhaltsstoffe.
- werden gegen Mikroorganismen angewendet und wirken teilweise lokalanästhetisch. Eingesetzt werden unter anderem Hexetidin, Cetylpyridiniumchlorid, Cetrimoniumbromid, Chlorquinaldol, Dichlorbenzylalkohol, Iod, Amylmetacresol, 2,4-Dichlorbenzylalkohol und Chlorhexidin.
- wie die Polypeptid-Antibiotika Tyrothricin und Bacitracin sind ebenfalls umstritten. Bei einer Streptokokken-Angina werden orale, nicht topische Antibiotika eingesetzt. Bei viralen Infekten sind Antibiotika wirkungslos.
- Probiotika-Lutschtabletten versorgen die Schleimhaut der Mundhöhle mit „guten“ Bakterien, welche sich ansiedeln und sich vermehren. Die Behandlung gilt als gut verträglich.
Blister mit Halswehlutschtabletten, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
siehe auchErkältung, Streptokokken-Angina, Mononukleose, Mandelentzündung, Heiserkeit
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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