ME/CFS IndikationenME/CFS ist eine neuroimmunologische Erkrankung mit einem chronischen Verlauf, die sich in einer schweren Erschöpfung und Abgeschlagenheit äussert. Es treten Schlafstörungen auf und der Schlaf bringt keine ausreichende Erholung. Gleichzeitig schmerzen die Muskeln und Gelenke, die Konzentration und Merkfähigkeit sind gestört und es werden Symptome wie bei einer Grippe beobachtet. Die Beschwerden verschlimmern sich bereits bei einer geringen körperlichen oder geistigen Anstrengung. Der Körper passt sich zudem ungenügend an die Orthostase an. ME/CFS hat einschneidende Folgen für die Berufstätigkeit, das Sozialleben und die Freizeit und kann zu einer Bettlägrigkeit und Pflegebedürftigkeit führen. Die Ursachen wurden noch nicht vollständig aufgeklärt. Virusinfektionen, Störungen des Immunsystems, eine chronische Entzündung und die Vererbung können dazu beitragen. Ein kausal wirksames Medikament steht noch nicht zur Verfügung. Die Behandlung ist vorwiegend symptomatisch.
synonym: Chronic fatigue syndrome, Chronisches Müdigkeitssyndrom, Chronisches Erschöpfungssyndrom, Chronisches Fatiguesyndrom, Myalgic encephalomyelitis, Myalgische Enzephalomyelitis, ME
SymptomeZu den möglichen Beschwerden im Zusammenhang mit ME/CFS gehören:
- Fatigue: Schwere Erschöpfung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Der Schlaf bringt keine ausreichende Erholung und es treten Schlafstörungen auf.
- Neurokognitive Beschwerden: Störungen der Konzentration und des Gedächtnisses, „Brain Fog“, langsame Informationsverarbeitung
- Schmerzen der Muskeln und verschiedener Gelenke ohne Entzündung, Schwellung und Rötung, Muskelzuckungen, Krämpfe
- Symptome wie bei einer Atemwegsinfektion (grippale Symptome): Geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen, Husten, Krankheitsgefühl, fiebriges Gefühl, Atemstörungen
- Kopfschmerzen
- Häufige Infektionskrankheiten, erhöhte Anfälligkeit
- Belastungsintoleranz: Verschlimmerung der Symptome bereits nach einer geringen körperlichen oder geistigen Anstrengung (Post-exertional malaise, PEM)
- Orthostatische Intoleranz (autonome Dysfunktion) mit Schwindel, Herzklopfen, tiefer Blutdruck, Synkope, Desorientierung
- Sehstörungen
- Gastrointestinale Störungen wie beim Reizdarm
- Herzrhythmusstörungen
- Überempfindlichkeit gegen Reize, z.B. Licht und Geräusche
Die Patientinnen und Patienten sind im Zustand des Krankheitsgefühls wie bei einer Grippe oder einer anderen Infektionskrankheit gefangen. Die Krankheit ist durch einen chronischen und fluktuierenden Verlauf gekennzeichnet. Die Chance auf eine vollständige Heilung sind laut der Literatur gering.
Die Krankheit hat nachhaltige Auswirkungen auf den Beruf, das Sozialleben, Beziehungen und Freizeitaktivitäten. Sie kann zu einer Pflegebedürftigkeit, einer Bettlägerigkeit und einer Arbeitsunfähigkeit führen. In schweren Fällen führen bereits kleinste Anstrengungen zu einer starken Verschlechterung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer und die Krankheit wird oft schon in jungen Jahren beobachtet. Vormals aktive und lebensfrohe junge Menschen sind plötzlich ans Bett gebunden.
Aufgrund der Schwere der Symptome und ihrer Folgen kann ME/CFS psychische Störungen wie Angststörungen und Depressionen hervorrufen.
Für die Krankheit werden verschiedene Bezeichnungen verwendet, darunter CFS, chronisches Müdigkeitssyndrom, chronisches Fatiguesyndrom und myalgische Enzephalomyelitis (ME). Die heute am meisten verwendete Abkürzung ME/CFS hat sich durchgesetzt und steht für myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Fatiguesyndrom.
UrsachenME/CFS ist eine schwere organische neuroimmunologische Erkrankung. Die Ursachen sind noch nicht vollständig aufgeklärt worden, aber es existieren verschiedene Hypothesen. Es wird vermutet, das Virusinfektionen, die Vererbung, Störungen des Immunsystems, Autoantikörper, eine chronische Entzündung, Hormone (Hypothalamus-Hypophysen-Achse), Stress, eine mitochondriale Dysfunktion, psychische Faktoren (Kindheitstrauma) und Veränderungen des Darmmikrobioms an der Entstehung beteiligt sind. Das Immunsystem ist andauernd leicht aktiviert, was zu einer chronischen Entzündungsreaktion führt.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der klinischen Symptome, mit bildgebenden Verfahren, Labormethoden und anhand definierter Kriterien gestellt (z.B. Canadian Consensus Criteria, NAM, Oxford). Zahlreiche andere Ursachen müssen ausgeschlossen werden. Dazu gehören beispielsweise Depressionen, ein Burnout, chronische Fatigue, eine postvirale Fatigue, Krebserkrankungen, eine Fibromyalgie oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese Krankheiten können teilweise auch als Komorbiditäten von CFS vorkommen.
Nicht medikamentöse Behandlung- Die verfügbare Energie gut einteilen (Aktivitätsmanagement, Pacing).
- Nicht medikamentöse Schmerztherapie
- Entfernung von Autoantikörpern aus dem Blut mithilfe einer Immunadsorption.
Bisher existiert keine zufriedenstellende kausale medikamentöse Therapie. Die Beschwerden werden vorwiegend symptomatisch behandelt.
Gegen Schmerzen können beispielsweise Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt werden. Bei den NSAR sind sind potenziellen Risiken einer langfristigen Verabreichung zu beachten. Für die chronischen Schmerzen werden auch Antidepressiva und Antiepileptika eingesetzt.
Erkältungsmittel werden für die symptomatische Behandlung der Atemwegssymptome wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen verabreicht.
Pflanzliche und synthetische Stärkungsmittel können ausprobiert werden, z.B. Coffein, Coenzym Q10, Vitamine, Mineralstoffe und Adaptogene wie Ginseng oder Rosenwurz.
Stimulanzien wie die Amphetamine (z.B. Methylphenidat) oder Modafinil haben anregende Eigenschaften, können aber längerfristig schwere unerwünschte Wirkungen verursachen.
Veränderungen im Darmmikrobiom werden als mögliche Ursache diskutiert und einige Patientinnen und Patienten haben Reizdarmsymptome. Sie können von Probiotika profitieren.
Natürliche und synthetische Schlafmittel wie Baldrian und Melatonin werden für die Behandlung von Schlafstörungen verordnet.
Psychopharmaka wie die Antidepressiva können bei psychischen Komplikationen wie Depressionen und Angststörungen verabreicht werden.
Aufgrund der möglichen immunologischen Ursache können Immunmodulatoren wie beispielsweise Montelukast und Antihistaminika geeignet sein.
Viele der Medikamente werden Off-Label verwendet, was ein Problem bei der Vergütung durch die Krankenversicherungen darstellen kann.
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