Alkoholabhängigkeit Indikationen AbhängigkeitEine Alkoholabhängigkeit äussert sich in einem übermässigen, unkontrollierten und zwanghaften Konsum alkoholischer Getränke. Es stellt sich eine Toleranz ein und beim Absetzen oder bei einer Reduktion des Trinkens werden Entzugssymptome beobachtet. Alkohol wird aufgrund seiner beruhigenden, entspannenden, schlaffördernden, euphorisierenden und angstlösenden Eigenschaften getrunken. Bei der Entstehung einer Abhängigkeit spielen unter anderem genetische Faktoren, psychische Krankheiten und Traumata in der Kindheit eine Rolle. Eine Abhängigkeit entwickelt sich in der Regel graduell ausgehend von einem normalen oder risikoreichen Konsum. Sie hat schwere Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit und kann einen tödlichen Ausgang nehmen. Für die Behandlung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, darunter Acamprosat, Disulfiram, Opioid-Antagonisten, Psychopharmaka und Antiepileptika. Einige müssen Off-Label verordnet werden, weil keine behördliche Zulassung vorliegt.
synonym: Alkoholkrankheit, Alkoholsucht, Alcohol use disorder, AUD, Alkoholismus, Alkoholmissbrauch, Alkoholkonsumstörung
SymptomeZu den möglichen Symptomen im Zusammenhang mit einer Alkoholabhängigkeit gehören:
- Ein übermässiger, unkontrollierter und zwanghafter Konsum alkoholischer Getränke.
- Ein starker Drang zum Konsum (Craving).
- Eine Toleranz, d.h. es wird mit der Zeit eine höhere Dosis benötigt, um denselben Effekt zu erzielen.
- Entzugssymptome beim Absetzen oder einer Reduktion des Konsums, z.B. Zittern, Schwitzen, Erbrechen, Schlafstörungen, eine Erregung, Krämpfe, Halluzinationen und Angstzustände.
- Erfolglose Versuche, mit dem Trinken aufzuhören.
- Ein fortschreitender Konsum trotz negativer Folgen.
- Für die Beschaffung, das Trinken und die Erholung wird viel Zeit aufgewendet. Andere Interessen werden zunehmend vernachlässigt. Der Konsum hat erste Priorität und steht an erster Stelle, vor der Familie, der Arbeit und der Freizeit.
Die Alkoholabhängigkeit führt zu Problemen am Arbeitsplatz, im Sozialleben und in Beziehungen und verursacht gesundheitliche Beschwerden.
Dazu gehören Lebererkrankungen, Verdauungsstörungen, Magen- und Darmgeschwüre, Krebserkrankungen, eine Pankreasentzündung, metabolische Störungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische und psychische Störungen und ein erhöhtes Risiko für Gewalt und Unfälle. Die Alkoholabhängigkeit kann aufgrund der Folgeerkrankungen einen tödlichen Ausgang nehmen.
Häufig wissen die Betroffenen, dass etwas nicht stimmt, sie verheimlichen, verdrängen oder bestreiten es aber in der ersten Phase.
UrsachenDie Ursache der Alkoholkrankheit ist eine körperliche und psychische Abhängigkeit nach alkoholischen Getränken wie Bier, Wein und Spirituosen.
Alkohol (Ethanol) wird aufgrund seiner psychoaktiven Eigenschaften konsumiert. Er stimuliert und dämpft, beruhigt, entspannt, wirkt schlaffördernd, euphorisierend und angstlösend. Die Effekte beruhen auf der Interaktion mit Neurotransmittersystemen im Gehirn, unter anderem mit dem GABAA-Rezeptor. Bei der Abhängigkeit spielt auch das Vermeiden von Entzugssymptomen eine wichtige Rolle.
Die Betroffenen trinken zu viel, zu häufig, können nicht aufhören und konsumieren, obwohl es einen negativen Einfluss auf ihr Leben und ihre Gesundheit hat.
Bei der Entstehung spielen die Vererbung, Traumata während der Kindheit und Umweltfaktoren eine Rolle. Oft liegen psychische Krankheiten wie eine Angststörung, eine Persönlichkeitsstörung oder eine Depression, Probleme und Stress zugrunde und es werden weitere Rauschmittel und Medikamente missbraucht.
Die Alkoholabhängigkeit ist ein sehr häufiges Problem. Allein in der Schweiz sind Hunderttausende Menschen betroffen.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung und mit Labormethoden gestellt. Es stehen definierte Kriterien und standardisierte Fragebogen zur Verfügung, z.B. aus dem DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders).
Nicht medikamentöse Behandlung- Entzugsbehandlung (Entgiftung)
- Rehabilitationsprogramme
- Psychotherapie
- Betreuung
- Selbsthilfegruppen, Gruppentherapie
Im Folgenden sind Medikamente aufgelistet, welche für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit eingesetzt werden. Einige sind offiziell zugelassen, andere werden hingegen Off-Label verwendet.
- Acamprosat (Campral®) ist für die Aufrechterhaltung der Abstinenz nach einer erfolgten Entzugsbehandlung zugelassen.
- Disulfiram (Antabus®) löst beim Konsum von Alkohol eine Unverträglichkeitsreaktion aus und entfaltet so eine aversive Wirkung.
- wie Naltrexon (Naltrexin®) und Nalmefen (Selincro®) interagieren mit Opioid-Rezeptoren. Die Wirkungen setzen im Belohnungssystem des Gehirns an. Die Medikamente reduzieren den Alkoholkonsum bei einer Alkoholabhängigkeit.
- Clomethiazol (Distraneurin®) ist für die Behandlung von Entzugssymptomen zugelassen.
- werden kurzfristig für die Behandlung von Entzugssymptomen eingesetzt, zum Beispiel beim Delirium tremens.
- wie Topiramat (Topamax®, Generika) und Gabapentin (Neurontin®, Generika) können den Konsum von Alkohol bei einer Abhängigkeit zu reduzieren. Auch für Pregabalin (Lyrica®, Generika) wurden positive Effekte beschrieben.
- wie die Antidepressiva und Neuroleptika werden für die Behandlung begleitender oder zugrundeliegender psychiatrischer Krankheiten verabreicht.
- Ondansetron (Zofran®, Generika) kann ebenfalls den Alkoholkonsum bei einer Abhängigkeit senken.
- für die Vorbeugung und Behandlung eines Vitaminmangels.
Ethanol, Abhängigkeit, Toleranz, Entzugssymptome
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Fachliteratur
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- Witkiewitz K., Litten R.Z., Leggio L. Advances in the science and treatment of alcohol use disorder. Sci Adv, 2019, 5(9), eaax4043 Pubmed
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