Diabetes mellitus Typ 2 IndikationenEin Typ-2-Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich in erhöhten Blutzuckerwerten äussert. Zu den akuten Beschwerden gehören Durst, Hunger, vermehrtes Wasserlassen, Müdigkeit und ein Gewichtsverlust. Ein unbehandelter Diabetes kann längerfristig zu schweren Komplikationen führen, beispielsweise zu einem Herzinfarkt, Nierenerkrankungen und einer Erblindung. Die Ursache liegt in einem ungenügenden Ansprechen auf Insulin oder einer unzureichenden Sekretion des Bauchspeicheldrüsenhormons, welches für die Aufnahme von Glucose in die Zellen verantwortlich ist. Ein Diabetes ist im Wesentlichen eine Zivilisationskrankheit mit einer erblichen Komponente, deren Entstehung von einer sesshaften und ungesunden Lebensweise begünstigt wird. Zur Vorbeugung und Behandlung wird eine Änderung des Lebensstils angestrebt. In zweiter Linie kommen orale und parenterale Antidiabetika zum Einsatz, insbesondere Metformin.
synonym: Typ-2-Diabetes, Altersdiabetes, Nicht insulinpflichtiger Diabetes Mellitus, T2D, Zuckerkrankheit, NIDDM
SymptomeZu den möglichen akuten Beschwerden eines Typ-2-Diabetes gehören:
- Durst (Polydipsie) und Hunger (Polyphagie)
- Vermehrtes Wasserlassen (Polyurie)
- Sehstörungen
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit, Erschöpfung, nachlassende Leistung
- Schlechte Wundheilung, Infektionskrankheiten
- Hautveränderungen, Juckreiz
- Akute Komplikationen: Übersäuerung (Ketoazidose), hyperosmolares hyperglykämisches Syndrom
Ein unbehandelter Diabetes ist alles andere als harmlos und kann längerfristig zu schweren Spätfolgen wie beispielsweise kardiovaskulären Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall), Nervenschädigungen, Nierenerkrankungen, einer Erblindung und Amputationen führen.
UrsachenDie Ursache der Erkrankung liegt in einem ungenügenden Ansprechen des Körpers auf das Hormon Insulin (Insulinresistenz) und der daraus resultierenden Erhöhung des Blutzuckers (Hyperglykämie). Dieses Hormon wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) von den Betazellen gebildet und ist hauptsächlich für die Aufnahme der Glucose in die Zellen verantwortlich. Längerfristig trägt zudem eine verminderte Insulinsekretion zur Krankheitsentstehung bei. Diabetes mellitus Typ 2 ist im Wesentlichen eine Zivilisationskrankheit mit einer erblichen Komponente, deren Entstehung vorwiegend von den folgenden Risikofaktoren begünstigt wird:
- Übergewicht, Bauchfett
- Sesshafter Lebensstil, wenig körperliche Bewegung
- Ungesunde Ernährung, rotes und verarbeitetes Fleisch
- Nicht beeinflussbare Faktoren: Alter, Vererbung, Ethnie
Die Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung und mit Messungen von Blutparametern gestellt. Seit einigen Jahren wird in erster Linie der HbA1c-Wert zur Diagnose empfohlen (Glykiertes Hämoglobin, ≥ 6.5%). Zwei weitere Möglichkeiten sind die Bestimmung des Blutzuckerwerts (nüchtern ≥ 7 mmol/L) und ein oraler Glucosetoleranztest (oGTT, ≥ 11.1 mmol/L). Insbesondere der HbA1c und auch der Blutzucker werden auch zur Verlaufskontrolle im Rahmen der Behandlung gemessen. Auch die Kontinuierliche Glucosemessung liefert nützliche Hinweise.
Diese beiden Tools helfen Ihnen bei der Interpretation der Werte:
Blutzuckerwerte nüchtern, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Nicht medikamentöse BehandlungDas Ziel der Behandlung ist die Linderung der akuten Beschwerden und eine Vermeidung der Spätfolgen. Heilbar ist ein manifester Typ-2-Diabetes derzeit in der Regel nicht. Die Veränderung des Lebensstils ist zentral und betrifft vor allem die folgenden Bereiche:
- Gesunde Lebensführung
- Ausreichende körperliche Aktivität
- Gesunde Ernährung
- Reduktion des erhöhten Körpergewichts
- Genussmittel: Das Rauchen aufgeben, nur ein mässiger Alkoholkonsum (1 bis 2 Gläser pro Tag)
- Kontinuierliche Glucosemessung
Diese Massnahmen sind auch für die Vorbeugung entscheidend. Häufig bestehen ausserdem Störungen des Fettstoffwechsels und ein Bluthochdruck, welche zusätzlich behandelt werden müssen.
Medikamentöse BehandlungDas Mittel der 1. Wahl zur medikamentösen Behandlung ist das Biguanid Metformin (Glucophage®, Generika). Metformin hemmt die Bildung von Glucose in der Leber, reduziert die Insulinresistenz und fördert die Aufnahme der Glucose in die Zellen. Die Tabletten werden mit den Mahlzeiten eingenommen. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Geschmacksstörungen. Die gefürchtete Laktatazidose tritt als Nebenwirkung äusserst selten auf. Metformin wird häufig mit anderen Antidiabetika kombiniert.
Falls Metformin unzureichend wirksam ist, Kontraindikationen vorliegen oder es nicht vertragen wird, können zusätzlich weitere Antidiabetika eingesetzt werden, welche den Blutzucker senken. Sie sind unter dem Artikel → Antidiabetika dargestellt (vollständige Liste). Dazu gehören (Auswahl):
- Gliptine, z.B. Sitagliptin (Januvia®), Vildagliptin (Galvus®)
- GLP-1-Rezeptor-Agonisten: z.B. Liraglutid (Victoza®), Semaglutid (Ozempic®)
- SGLT2-Hemmer, z.B. Dapagliflozin (Forxiga®)
- Insuline, z.B. Humaninsulin, Insulin-Analoga
Die folgenden Gruppen werden heute selten verwendet und gelten als obsolet:
- Sulfonylharnstoffe, z.B. Gliclazid (Diamicron®, Generika)
- Glinide: Repaglinid (NovoNorm®, Generika), Nateglinid (Starlix®, ausser Handel)
- Glitazone: Pioglitazon (Actos®, Generika)
- Alpha-Glucosidase-Inhibitoren: Acarbose (Glucobay®, ausser Handel)
Antidiabetika, Diabetes, Hyperglykämie, Kontinuierliche Glucosemessung
Literatur- American Diabetes Association
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- El-Kaissi S., Sherbeeni S. Pharmacological management of type 2 diabetes mellitus: an update. Curr Diabetes Rev, 2011, 7(6), 392-405 Pubmed
- Mandrup-Poulsen T. Diabetes. BMJ, 1998, 316(7139), 1221-5 Pubmed
- International Diabetes Federation http://www.idf.org
- Ismail-Beigi F. Clinical practice. Glycemic management of type 2 diabetes mellitus. N Engl J Med, 2012, 366(14), 1319-27 Pubmed
- Liday C. Overview of the guidelines and evidence for the pharmacologic management of type 2 diabetes mellitus. Pharmacotherapy, 2011, 31(12 Suppl), 37S-43S Pubmed
- Patel P., Macerollo A. Diabetes mellitus: diagnosis and screening. Am Fam Physician, 2010, 81(7), 863-70 Pubmed
- Standards of Medical Care in Diabetes
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.