Aminoglykoside Arzneimittelgruppen Antibiotika

Aminoglykoside sind eine Gruppe bakterizider Antibiotika für die Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten mit gramnegativen und einigen grampositiven Erregern. Sie können aus Bakterien der Gattungen Streptomyces und Micromonospora isoliert werden. Die Effekte beruhen auf der Bindung an die 30S-Untereinheit der Ribosomen. Dadurch wird die Proteinsynthese der Krankheitserreger gehemmt. Aufgrund der geringen oralen Bioverfügbarkeit werden Aminoglykoside topisch und parenteral verabreicht. Bei der Behandlung müssen die nephrotoxischen, ototoxischen und neurotoxischen unerwünschten Wirkungen beachtet werden.

synonym: Aminoglykosid-Antibiotika, Aminoglycoside antibiotics

Produkte

Aminoglykosid-Antibiotika sind unter anderem in Form von Injektionslösungen, Infusionslösungen, als Inhalationen, Kapseln, Augentropfen, Augensalben, Salben, Cremen und Ohrentropfen enthalten. Streptomycin, der erste Vertreter, wurde im Jahr 1943 aus Streptomyces griseus isoliert.

Struktur und Eigenschaften

Aminoglykoside enthalten glykosidisch verknüpfte Aminozucker und werden aus verschiedenen Bakterien der Gattung Streptomyces und Micromonospora gewonnen, zum Beispiel Streptomyces tenebrarius, Streptomyces griseus, Streptomyces kanamyceticus, Streptomyces fradiae und Micromonospora purpurea. Sie können auch mit anderen Verfahren und halbsynthetisch hergestellt werden. Aminozucker bedeutet, dass Hydroxygruppen (-OH) der Kohlenhydrate durch Aminogruppen (-NH₂) ersetzt wurden. Aminoglykoside sind hydrophile Moleküle.

Beispiel Tobramycin, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Wirkungen

Aminoglykoside (ATC J01G ) haben bakterizide Eigenschaften gegen gramnegative und einige grampositive Erreger. Sie hemmen die Proteinsynthese der Bakterien, indem sie an die 30S-Untereinheit der Ribosomen binden.

Wirkmechanismus der Aminoglykoside, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Indikationen

Aminoglykoside werden hauptsächlich für die lokale und systemische Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten eingesetzt. Daneben existieren Spezialindikationen (z.B. Paromomycin).

Wirkstoffe

Zu den Aminoglykosiden gehören:

• Amikacin (Amikin®, Generika)
• Gentamicin (z.B. Diprogenta®)
• Neomycin (z.B. Maxitrol®, Panotile®)
• Paromomycin (Humatin®)
• Tobramycin (Obracin®), Tobramycin-Inhalation (TOBI®, Generika), Tobramycin-Augentropfen (Tobrex®, Tobradex®)

Nicht als Humanarzneimittel registriert sind:

• Netilmicin
• Kanamycin (Tierarzneimittel)
• Sisomycin
• Streptomycin

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Aminoglykoside sind aufgrund ihrer Hydrophilie peroral nicht verfügbar und werden topisch oder parenteral verabreicht. Paromomycin wird zwar peroral eingenommen, wirkt jedoch lokal im Darm.

Kontraindikationen

Auswahl von Gegenanzeigen:

• Überempfindlichkeit, auch gegen andere Aminoglykoside
• Myasthenia gravis
• Neugeborene
• Offene Wunden
• Trommelfellperforation (Ototoxizität)
• Schwangerschaft und Stillzeit

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Die Kombination mit oto- und/oder nephrotoxischen Medikamenten sowie mit Muskelrelaxanzien soll vermieden werden.

Unerwünschte Wirkungen

Aminoglykoside sind nephrotoxisch, ototoxisch und neurotoxisch. Sie sind bekannt dafür, dass sie Nierenfunktionsstörungen sowie kochleare und vestibuläre Schädigungen hervorrufen können. Bei einer äusserlichen Anwendung ist das Risiko wesentlich geringer. Allergische Reaktionen und Resistenzen können auftreten.

siehe auch

Antibiotika

Literatur

• Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
• Becker B., Cooper M.A. Aminoglycoside antibiotics in the 21st century. ACS Chem Biol, 2013, 8(1), 105-15 Pubmed 
• Dozzo P., Moser H.E. New aminoglycoside antibiotics. Expert Opin Ther Pat, 2010, 20(10), 1321-41 Pubmed 
• Europäisches Arzneibuch PhEur
• Hermann T. Aminoglycoside antibiotics: old drugs and new therapeutic approaches. Cell Mol Life Sci, 2007, 64(14),1841-52 Pubmed 
• Wright G.D., Berghuis A.M., Mobashery S. Aminoglycoside antibiotics. Structures, functions, and resistance. Adv Exp Med Biol, 1998, 456, 27-69 Pubmed 

Autor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 6.3.2024 geändert.
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