Rückenschmerzen IndikationenRückenschmerzen sind häufige Beschwerden, die sich in Schmerzen, Verspannungen und einer eingeschränkten Beweglichkeit äussern. Verursacht werden sie oft von einer Über- oder Fehlbelastung der Muskulatur oder Bänder. In der Regel gehen Rückenschmerzen innert einiger Tage oder Wochen von alleine wieder vorbei. Es gibt aber auch kompliziertere Ursachen und es kann sich eine chronische Erkrankung entwickeln, welche die Lebensqualität stark einschränkt. Zur Behandlung akuter Rückenschmerzen wird empfohlen, aktiv zu bleiben. Wärme und Massagen, Schmerzmittel, verschiedene Salben und muskelentspannende Mittel tragen zur Linderung bei.
synonym: Lumbago, Lumbalgie, Hexenschuss, Rückenweh, Kreuzschmerzen, Low Back Pain
SymptomeZur den möglichen Beschwerden akuter Rückenschmerzen gehören Muskelschmerzen, Verspannungen, stechende Schmerzen, eine eingeschränkte Beweglichkeit und Steifheit. Die Schmerzen können in das Bein ausstrahlen (Ischiasschmerzen) und die Patienten können unter Umständen nicht mehr gerade stehen. Während akute Schmerzen vergleichsweise gut behandelbar sind, stellen chronische Rückenschmerzen ein ernstzunehmendes Problem für die Lebensqualität und die psychische Gesundheit dar und können zum Verlust des Arbeitsplatzes führen.
UrsachenEine häufige Ursache akuter und einfacher Rückenschmerzen ist eine Über- oder Fehlbelastung der Muskulatur oder der Bänder. Oft ist die genaue Ursache nicht bestimmbar (idiopathisch). In den meisten Fällen liegt keine schwerwiegende Ursache zugrunde und die Rückenschmerzen gehen innert Tagen bis oder einiger Wochen von alleine wieder vorbei. Als akut gelten Rückenschmerzen, die weniger als 6 Wochen anhalten. Von chronischen Rückenschmerzen wird bei einer Dauer von über 12 Wochen gesprochen.
Zu den weiteren möglichen und teilweise schwerwiegenden Auslösern gehören:
- Abnutzungserscheinungen, Arthrose
- Bandscheibenschädigung, Bandscheibenvorfall
- Wirbelbruch, Osteoporose
- Rheumatoide Arthritis, Spondylitis ankylosans
- Krebs
- Nierenentzündung
- Infektionskrankheiten
- Verletzungen
- Eingeklemmter Nerv
- Psychische und psychosomatische Ursachen
Die Diagnose erfolgt in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung und sekundär mit bildgebenden Verfahren. Einfache muskuläre Rückenschmerzen können während einiger Tage auch selbst behandelt werden. Ein Arztbesuch wird jedoch bei den folgenden Umständen empfohlen („Red Flags“, Auswahl):
- Ausstrahlen der Schmerzen in die Beine, Lähmungen oder Schwäche in den Beinen
- Sensorische Störungen
- Zusammenhang mit einer Verletzung
- Sehr starke, zunehmende Schmerzen
- Junge oder alte Patienten
- Lange Morgensteifigkeit
- Anzeichen für eine Infektion, Fieber
- Störungen der Darm- oder Blasenfunktion
Bettruhe wird nicht empfohlen. Eine erträgliche normale körperliche Aktivität soll aufrecht erhalten werden. Aktiv bleiben!
- Physiotherapie, Massagen, Bäder
- Ergotherapie, Chiropraktik
- Akupunktur, Yoga
- Wärmebehandlung, teilweise auch Kälte
- Operation
- Längerfristig: Übergewicht reduzieren, Stärkung der Rückenmuskulatur mit Muskeltraining, körperliche Aktivität, gesunde Lebensführung
- wie beispielsweise Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen werden zur akuten und kurzfristigen Behandlung von Rückenschmerzen als Mittel der 1. Wahl verabreicht. Bei Risikofaktoren oder einer längerfristigen Behandlung sollen die nicht steroidalen Entzündungshemmer mit einem Magenschutz (Protonenpumpen-Inhibitor) kombiniert werden. Die längerfristige regelmässige Einnahme ist aufgrund der möglichen Nebenwirkungen problematisch.
- wie Tizanidin und Methocarbamol werden bei begleitenden Muskelverspannungen verschrieben. Sie sind nur auf ärztliche Verordnung erhältlich. Für die Selbstmedikation stellt die Einnahme hochdosierter Magnesiumpräparate eine Möglichkeit dar. Der Einsatz von Tolperison ist umstritten.
- wie Morphin, Tramadol, Fentanyl und Oxycodon sind zentral schmerzlindernd und werden verabreicht, falls einfache Schmerzmittel wie Paracetamol oder NSAR nicht ausreichen.
- wie Amitriptylin und Trimipramin sowie einige Antiepileptika wie Carbamazepin werden zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt. Zur Akutbehandlung sind sie nicht geeinget. Die Opioide Tramadol und Tapentadol sind gleichzeitig opioid und hemmen wie die Antidepressiva die Wiederaufnahme von Neurotransmittern.
- wie Methylprednisolon werden bei chronischen Beschwerden lokal epidural als Mittel der zweiten Wahl gespritzt.
- Für die Selbstmedikation stehen zahlreiche Präparate zur äusserlichen Anwendung wie beispielsweise Wallwurz-Salben, topische NSAR (Diclofenac-Gel), Arnica-Salben, Salben mit ätherischen Ölen und Wärmepflaster zur Verfügung.
Siehe auch unter den Artikeln Schmerzgele und Schmerzpflaster.
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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- Miller S.M. Low back pain: pharmacologic management. Prim Care, 2012, 39(3), 499-510 Pubmed
- Peniston J.H. A review of pharmacotherapy for chronic low back pain with considerations for sports medicine. Phys Sportsmed, 2012, 40(4), 21-32 Pubmed
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