Wallwurz Phytopharmaka Drogenliste Wallwurz (Symphytum officinale L., Boraginaceae) ist ein pflanzliches Arzneimittel, das äusserlich als Gel oder Salbe unter anderem bei rheumatischen Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen und nach Sportverletzungen aufgetragen wird. Zubereitungen mit Wallwurz wie Tees, Pulver oder Kapseln sollen nicht eingenommen werden, weil sie giftige Pyrrolizidinalkaloide enthalten können, die schwere unerwünschte Wirkungen verursachen. Bei äusserlicher Anwendung sind abgesehen von allergischen Reaktionen kaum Nebenwirkungen bekannt.
synonym: Beinwell, Symphytum officinale, Beinwellwurzel, Wallwurzsalbe, Wallwurzgel, Consolida maior
ProdukteZubereitungen aus der Wallwurz sind in Form von Gelen (Schmerzgelen) und Salben im Handel.
PflanzeDie Gemeine Wallwurz oder Beinwell, Symphytum officinale L. (Boraginaceae), ist in Europa heimisch. Symphytum ist von sympho abgeleitet, „ich wachse zusammen“. Die Bezeichnungen Beinwell und Wallwurz sind auf das deutsche Verb „wallen“ zurückzuführen, was zusammenwachsen bedeutet. Bein bezeichnet ursprünglich Knochen. Die Namen widerspiegeln also die traditionelle Anwendung zur Heilung von Knochenbrüchen und Verletzungen. Wallwurz wurde auch als Düngemittel, Nahrungsmittel und Futterpflanze eingesetzt.
Seltener wird für Arzneimittel auch der Futter-Beinwell Symphytum x uplandicum verwendet.
Gemeine Wallwurz, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki
ArzneidrogeWallwurzsalben werden in der Regel aus der frisch geernteten Wurzel (Symphyti radix rec., Abbildung 4) und seltener aus dem Kraut (Symphyti herba) hergestellt. Als Synonym ist auch die Bezeichnung Consolidae radix statt Symphyti radix gebräuchlich, da die Pflanze auch als Consolida maior benannt wurde.
Wallwurz, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki
InhaltsstoffeWallwurz enthält unter anderem Allantoin, Cholin, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Saponine, Rosmarinsäurederivate und Pyrrolizidinalkaloide. Die Schleimstoffe können beim Eincremen wahrgenommen werden.
WirkungenWallwurz werden reizlindernde, schmerzstillende, entzündungshemmende, granulationsfördernde, wundheilungsfördernde, antioedematöse und gerbende Effekte zugeschrieben.
In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe klinischer Studien durchgeführt, welche diese Wirkungen wissenschaftlich teilweise untermauern (vgl. Literatur). Gemäss mehrerer Studien sollen Wallwurzsalben ähnlich wirksam sein wie Diclofenac-Gele. Die Qualität der Untersuchungen haben wir nicht beurteilt.
Freisetzung eines Wirkstoffs aus einer halbfesten Zubereitung, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
AnwendungsgebieteWallwurzsalben werden heute vor allem bei Schmerzen und Entzündungszuständen in Folge von Sportverletzungen (Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen, Hämatomen), bei rheumatischen Beschwerden, Arthritis, Arthrosen, Muskel- und Gelenkbeschwerden, Sehnenscheidenentzündungen, Rückenschmerzen, zur Nachbehandlung von Knochenbrüchen und Verrenkungen, Venenbeschwerden und Thrombophlebitis eingesetzt.
Traditionell gibt es zahlreiche weitere Anwendungsgebiete, zum Beispiel die Wundheilungsförderung. Die Anwendung von Wallwurzsalben auf offenen Wunden ist gemäss Fachinformation aber kontraindiziert.
DosierungDie Arzneimittel werden 2- bis 5-mal täglich äusserlich dünn aufgetragen und leicht einmassiert.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Offene Wunden
- Kinder (keine Daten)
- Schwangerschaft und Stillzeit
Zubereitungen mit Wallwurz sollen aufgrund der toxischen Pyrrolizidinalkaloide nicht eingenommen werden, z.B. als Tee, Pulver oder in Form von Kapseln. Eine Ausnahme stellen stark verdünnte Homöopathika dar, in welchen diese Inhaltsstoffe nicht mehr nachweisbar sind.
Gemäss der Kommission E Monographie soll Wallwurz nicht länger als 4-6 Wochen pro Jahr angewandt werden. In den Arzneimittel-Fachinformationen ist hingegen keine zeitliche Beschränkung angegeben, da in diesen Fertigarzneimitteln die Pyrrolizidinalkaloide entfernt wurden.
Unerwünschte WirkungenDie äusserliche Anwendung scheint im Allgemeinen gut verträglich zu sein. Nebenwirkungen sind, bis auf allergische Hautreaktionen, kaum bekannt. Bei innerlicher Anwendung sind aufgrund der Pyrrolizidinalkaloide schwere unerwünschte Wirkungen möglich, da diese Alkaloide lebertoxisch, mutagen und karzinogen sind. Entsprechende Fallbeispiele sind in der Literatur dokumentiert. Zubereitungen mit Wallwurz sollen deshalb nicht eingenommen werden.
Bei äusserlicher Anwendung auf intakter Haut scheint kein Risiko zu bestehen. Einige Hersteller verwenden zur Herstellung ihrer Wallwurzsalben alkaloidarme oder -freie Pflanzen und entfernen die Alkaloide beim Extraktionsprozess.
Beim Sammeln wild wachsender Pflanzen besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr mit dem giftigen roten Fingerhut, weil sich beide Pflanzen etwas ähneln.
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
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- Wichtl M. Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1997
Bildnachweis: PharmaWiki, Dr. Andres Apotheke Stadelhofen
AutorInteressenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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