Urinteststreifen

synonym: Urintest, Harntest, Urinstix, Urinstatus, Urine dipstick, Urinalysis, Urinstreifentest
ProdukteUrinteststreifen sind als Medizinprodukte von verschiedenen Anbietern in Apotheken und Drogerien erhältlich (z.B. Combur®, Uristix®). Die Untersuchung kann von den Kundinnen und Kunden selbst oder von Fachpersonen durchgeführt werden. Die Tests sollen vor Licht, Wärme und Feuchtigkeit geschützt und immer mit geschlossenem Deckel aufbewahrt werden.
Ein Urinteststreifen und ein Urinbecher, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Definition und EigenschaftenUrinteststreifen sind Papier- oder Kunststoffstreifen, die für den qualitativen und semiquantitativen Nachweis von Laborparametern verwendet werden. Das Ergebnis wird in der Regel durch einen Farbwechsel als Rechteck, Streifen oder Symbol angezeigt. Die Verfärbungen beruhen auf einer chemischen oder physikalischen Reaktion.
ParameterIm Folgenden ist eine Auswahl von Parametern aufgelistet, die mit den Urinteststreifen bestimmt werden. Im Handel sind weitere Tests verfügbar:
- Bilirubin (BIL)
- Blut im Urin (ERY, Hb, Erythrozyten)
- Glucose (GLU)
- Ketone (KET, Ketonkörper)
- Leukozyten (LEU, weisse Blütkörperchen)
- Nitrit (NIT, Bakterien wandeln Nitrat in Nitrit um)
- pH-Wert (pH)
- Proteine (PRO, Albumin)
- Spezifisches Gewicht (SG)
- Urobilinogen (UBG)
Weitere:
- Humanes Choriongonadotropin (HCG, Schwangerschaftstest)
- Rauschmittel, z.B. Cannabis, Opioide, Amphetamine, Kokain
- FSH (Menopausentest)
Die Streifen können einen einzelnen oder auch mehrere Parameter gleichzeitig anzeigen.
Ausschnitt einer Farbskala für die Auswertung, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
AnwendungsgebieteUrinteststreifen können einen Hinweis auf das Vorliegen einer Krankheit oder eines pathologischen Geschehens geben:
- Harnwegsinfektionen: Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung (Leukozyten, Blut, Nitrit)
- Nierenerkrankungen, Niereninsuffizienz (Proteine, spezifisches Gewicht)
- Lebererkrankungen (Urobilinogen, Bilirubin)
- Diabetes mellitus, Glucosestoffwechselerkrankungen (Glucose, Ketone)
- Säure-Base-Haushalt (pH-Wert)
- Krebs, Nierensteine (Blut)
Weitere Anwendungsgebiete:
- Schwangerschaftstest (HCG)
- Nachweis eines Rauschmittelmissbrauchs resp. eines erfolgreichen Entzugs
- Diäten (Ketone)
Das Vorgehen ist vom Test abhängig. Es soll frischer Mittelstrahl- und falls möglich Morgenurin verwendet werden, der in einem dafür vorgesehenen Urinbecher gesammelt wird. Um ihn zu homogenisieren, wird er langsam geschwenkt (nicht schütteln oder zentrifugieren). Der Teststreifen wird nur kurz eingetaucht, in der Regel 1 Sekunde. Überschüssigen Urin entfernen, zum Beispiel am Rand des Gefässes abstreifen. Die vorgegebenen Zeiträume sollen genau beachtet werden! Werden die Streifen zu spät abgelesen, können sie ein falsch positives Ergebnis anzeigen. Die Interpretation erfolgt durch den Vergleich mit der Farbskala, von Auge oder mit einem Gerät.
Gewinnung von Mittelstrahlurin:
- Reinigung mit Wasser und ohne Seife.
- Mit einem sauberen Tuch abwischen.
- Zunächst in die Toilette urinieren.
- Anschliessend den Harnprobenbehälter bis zur Markierung füllen.
- Restlichen Urin in die Toilette.
- Das Gefäss verschliessen und die Analyse zeitnah durchführen.
Die Kundinnen und Kunden sollen einen geeigneten Becher mit Deckel und eine schriftliche Anleitung erhalten.
VorsichtsmassnahmenDie Kundinnen und Kunden sollen Rücksprache mit einer Fachperson halten und sich nicht selbst diagnostizieren. Die Diagnose wird nicht alleine mit einem Streifentest gestellt und eine Laboranalyse ist genauer.
Zahlreiche Substanzen, z.B. Arzneimittel wie Antibiotika, Acetylcystein, SGLT2-Inhibitoren und Levodopa sowie Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C, Desinfektionsmittel, Lebensmittel und Chemikalien können das Resultat verfälschen.
Positive Resultate können auch eine physiologische Ursache haben. So kann beispielsweise eine Proteinurie von körperlicher Aktivität ausgelöst werden. Blut im Urin kann bei Frauen auch Menstruationsblut sein.
siehe auchUrin, Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung, Blut im Urin, Diabetes, Schwangerschaftstest, Rauschmittel
Literatur- Devillé W.L. et al. The urine dipstick test useful to rule out infections. A meta-analysis of the accuracy. BMC Urol, 2004, 4, 4 Pubmed
- Fachliteratur
- Produkteinformation, Gebrauchsinformation
- Kavuru V. et al. Dipstick analysis of urine chemistry: benefits and limitations of dry chemistry-based assays. Postgrad Med, 2020, 132(3), 225-233 Pubmed
- Wright O.R., Safranek S. Urine dipstick for diagnosing urinary tract infection. Am Fam Physician, 2006, 73(1), 129-30 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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