synonym: Dauerstress, Disstress

Akuter Stress äussert sich unter anderem in den folgenden physiologischen Reaktionen des Organismus:

• Steigerung der Herzfrequenz und des Blutdrucks
• Verstärkte Durchblutung und Energieversorung der Skelettmuskulatur
• Schnelle Atmung
• Verminderte Aktivität des Darms und des Urogenitaltrakts
• Reduzierter Sexualtrieb
• Allgemeine Aktivierung, Anspannung
• Pupillenerweiterung

Im Unterschied zu akutem und positiv erlebtem Stress (Eustress) macht Dauerstress krank. Der sogenannte Disstress (negative Stress) stellt einen Risikofaktor für zahlreiche psychische, psychosomatische und körperliche Gesundheitsprobleme dar. Sie treten auf, falls die eigenen Ressourcen nicht ausreichen, den Stress zu bewältigen oder sich an ihn zu gewöhnen (Ungleichgewicht zwischen Belastungs- und Entlastungsfaktoren) und keine ausreichende Regeneration stattfindet. Ein unkontrollierter Dauerstress ist deshalb nicht harmlos, sondern im Extremfall sogar lebensgefährlich. Zu den Stressfolgestörungen gehören:

Psychische Auswirkungen:

• Erschöpfung, Energiemangel, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Anspannung, Reizbarkeit, Aggressionen, Wut, Müdigkeit, Unzufriedenheit
• Schlafstörungen
• Ungesundes Verhalten: Frustessen, Alkohol, Rauschmittel, Genussmittel
• Soziale Isolation
• Burnout
• Niedergeschlagenheit, Depression („Stressdepression“)
• Angststörungen
• Chronisches Erschöpfungssyndrom
• Suizidalität

Körperliche Auswirkungen:

• Verdauungsstörungen, Herz-Kreislaufstörungen, koronare Herzkrankheit (KHK)
• Muskel- und Rückenschmerzen
• Spannungskopfschmerz, Migräne
• Impotenz
• Entzündliche Darmerkrankungen
• Atopischer Formenkreis
• Fibromyalgie
• Bluthochdruck
• Immunschwäche, Infektionskrankheiten
• Hyperglykämie, Diabetes
• Vorschnelle Alterung

Stress entsteht als Reaktion auf einen Stressor, d.h. einen Belastungsfaktor. Die Stressempfindung ist dabei sehr individuell. Stress entsteht, wenn die Anforderungen, die an eine Person gestellt werden, höher sind als ihre Möglichkeiten, diese zu bewältigen und zu kontrollieren. Biochemisch wird Stress von den Stresshormonen Adrenalin und Cortisol ausgelöst, die von der Nebenniere ausgeschüttet werden.

Falls der Stress ein Ausmass annimmt, das über die Möglichkeiten des Individuums hinausgeht oder bereits Krankheitssymptome auftreten, soll sich der Patient oder die Patientin in hausärztliche Behandlung begeben. Stress kann zum Beispiel mit einem Fragebogen oder mit Labormethoden (Stresstests) erfasst werden.

• Beseitigung der Ursachen
• Copingstrategien (Bewältigungsstrategien, Stressbewältigungskompetenzen)
• Entspannungstechniken wie Yoga, Muskelentspannung, autogenes Training
• Zeitmanagement, Prioritäten setzen
• Gute Vorbereitung
• Soziale Unterstützung (Familie, Freunde)
• Klärung der auslösenden Situation, Gespräche
• Systematische Problemerkennung und -lösung
• Belastbarkeit erhöhen, Aufbau von Kompetenzen
• Seine Grenzen kennen, sich selbst nicht überfordern und Rücksicht auf seine Gesundheit nehmen
• Körperliche Aktivität, Sport
• Für ausreichend Ausgleich und Entspannung sorgen
• Gesunde Ernährung

Phytopharmaka:

• Das Adaptogen Rosenwurz ist in der Schweiz zur Linderung körperlicher und geistiger Symptome bei Stress und Überarbeitung zugelassen.
• Weitere Adaptogene: Ginseng, Taigawurzel, Ashwagandha
• Pflanzliche Beruhigungsmittel, z.B. Baldrian, Hopfen, Passionsblume, Melisse
• Pflanzliche Antidepressiva: Johanniskraut
• Pflanzliche Anxiolytika: Kava (ausser Handel)
• Pflanzliche Spasmolytika: Pestwurz

Beruhigungsmittel, Schlafmittel:

• Antihistaminika

Vitamine:

• Vitamin-B-Komplex

Verschreibungspflichtige Medikamente:

• Antidepressiva
• Neuroleptika
• Betablocker

→ Alkohol und andere Rauschmittel sind für die Behandlung nicht geeignet, weil sie die Probleme tendenziell eher verschlimmern, als verbessern.

Stressoren, Rosenwurz, Ferienkoller

• Arzneimittel-Fachinformation (CH)
• LeBlanc V.R. The effects of acute stress on performance: implications for health professions education. Acad Med, 2009, 84(10 Suppl), S25-33 Pubmed 
• McEwen B.S. Central effects of stress hormones in health and disease: Understanding the protective and damaging effects of stress and stress mediators. Eur J Pharmacol, 2008, 583(2-3), 174-85 Pubmed 
• Motzer S.A., Hertig V. Stress, stress response, and health. Nurs Clin North Am, 2004, 39(1), 1-17 Pubmed 
• Schneiderman N., Ironson G., Siegel S.D. Stress and health: psychological, behavioral, and biological determinants. Annu Rev Clin Psychol, 2005, 1, 607-28 Pubmed 
• Schulungsunterlagen
• Siegrist J., Rödel A. Work stress and health risk behavior. Scand J Work Environ Health, 2006, 32(6), 473-81 Pubmed 
• Thoits P.A. Stress and health: major findings and policy implications. J Health Soc Behav, 2010, 51 Suppl, S41-53 Pubmed 

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.