Ferienkoller IndikationenDer Ferienkoller äussert sich in einer psychischen Verstimmung, die mit Beschwerden wie einer Gereiztheit, schlechter Laune, Traurigkeit, Nervosität, Zorn und Aggressivität einhergehen kann. Für die Entstehung können verschiedene Ursachen verantwortlich gemacht werden. Dazu gehören der Reisestress, der Schlafmangel, ein Jetlag, Heimweh, der plötzliche Verlust der täglichen Routine und zwischenmenschliche Probleme. Für die medikamentöse Behandlung können Beruhigungsmittel, Adaptogene und Anxiolytika empfohlen werden.
synonym: Urlaubskoller, Ferienwut, Ferienzorn, Reisekoller
SymptomeEin Ferienkoller äussert sich in psychischen Beschwerden wie Gereiztheit, schlechte Laune, Unzufriedenheit, Frustration, Ablehnung, depressive Verstimmung, Nervosität, Ängstlichkeit, Traurigkeit bis Wut und Aggressivität. Sie tritt während eines Urlaubs oder eines längeren Ausflugs auf, die eigentlich für das Vergnügen geplant sind. Der Ferienkoller kann zu Konflikten mit dem Partner, der Familie und Freunden führen.
Leichte Verstimmungen und Stimmungsschwankungen während der Ferien sind normal und den Umständen geschuldet.
Der Begriff „Koller“ bedeutet Wut oder Zorn (vgl. Choleriker).
UrsachenFür den Ferienkoller gibt es verschiedene Gründe. Eine erste Ursache ist der Reisestress, also beispielsweise eine lange Auto-, Zug- oder Busfahrt mit vielen Menschen, Hitze, Stau und Wartezeiten.
Der Jetlag nach einer Flugreise über mehrere Zeitzonen verursacht aufgrund der Desynchronisation des Schlaf-Wach-Rhythmus ähnliche Beschwerden wie der Ferienkoller. Beteiligt sind auch der Schlafmangel, Müdigkeit, Erschöpfung und der Alkoholkonsum.
Die fremde und ungewohnte Umgebung kann vor allem bei Kindern zu Heimweh führen.
Komplikationen der Sommerhitze sind eine Dehydratation und ein Sonnenstich.
Während der Reise und in den Ferien kann der Coffeinspiegel im Blut absinken und Entzugssymptome auslösen. Das betrifft Menschen, die an eine regelmässige Zufuhr gewöhnt sind und eine leichte körperliche Abhängigkeit zeigen.
Ferien führen zu einem plötzlichen Verlust der täglichen Routine und Gewohnheiten. Langeweile und Unzufriedenheit sind zwei weitere Aspekte.
Auch Zwischenmenschliches und soziale Zwänge können zum Ferienkoller beitragen. Im Alltag sind beispielsweise die Mitglieder einer Familie nicht während 7 Tagen und 24 Stunden zusammen und es gibt deutlich mehr Rückzugsmöglichkeiten.
Introvertierte Menschen sind von sozialen Anlässen und zu vielen Menschen überfordert und reagieren mit einem Hangover mit vergleichbaren Beschwerden.
Die Stresstoleranz ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgeprägt.
DiagnoseDie Diagnose kann anhand der geschilderten Beschwerden gestellt werden. Eine ärztliche Konsultation ist nur selten erforderlich und die Selbstdiagnose ist zulässig.
Vorbeugung- Die Ferien kurz halten (z.B. 1 Woche statt 2 Wochen).
- Die Kontrolle über die Aktivitäten behalten.
- Stress reduzieren, z.B. durch eine kurze Reisezeit zum Ferienort.
- Ausreichend trinken, eine Kopfbedeckung tragen.
- Nicht mit Freunden und Bekannten verreisen.
- Eine grosse Wohnung statt ein enges Hotelzimmer buchen.
- Gute Planung und Vorbereitung.
- Alkohol kann die Beschwerden verschlimmern.
- Die Gruppe aufteilen, Freiheiten lassen, nicht den ganzen Tag zusammen verbringen.
- Gespräch mit einem Therapeuten oder einer Vertrauensperson.
Als Arzneimittel können Beruhigungsmittel ausprobiert werden, zum Beispiel Phytopharmaka mit Baldrian, Melisse und Hopfen. Gegen Ängstlichkeit stehen zum Beispiel pflanzliche Anxiolytika wie die Lavendelöl-Kapseln zur Verfügung. Für stärkere Psychopharmaka ist eine ärztliche Verordnung erforderlich. Traditionelle Antidepressiva haben einen verzögerten Wirkungseintritt und sind deshalb eher nicht geeignet.
Melatonin ist gegen die Beschwerden im Zusammenhang mit einem Jetlag wirksam. Adaptogene wie Rosenwurzextrakte erhöhen die Stresstoleranz und können auch schon vorbeugend eingenommen werden.
siehe auchJetlag, Beruhigungsmittel, Depressionen, Angststörungen
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- Sattin S.M. The psychodynamics of the "holiday syndrome". Perspect Psychiatr Care, 1975, 13(4), 156-62 Pubmed
- Van Tilburg M.A., Vingerhoets A.J., Van Heck G.L. Homesickness: a review of the literature. Psychol Med, 1996, 26(5), 899-912 Pubmed
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