Metronidazol Arzneimittelgruppen Antibiotika NitroimidazoleMetronidazol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Nitroimidazole, der in Form von Tabletten für die Behandlung von Infektionen mit Bakterien und Parasiten eingesetzt wird. Es hat sowohl bakterizide Eigenschaften gegen anaerobe Bakterien als auch antiparasitäre Effekte gegen Protozoen. Zu den Indikationen gehören bakterielle Infektionen, die Amöbiasis, die Trichomoniasis und die Giardiasis. Die Tabletten werden mit oder nach den Mahlzeiten eingenommen. Metronidazol soll nur kurzfristig und maximal 10 Tage lang verabreicht werden. Es darf nicht mit Alkohol kombiniert werden, da Antabus-Effekte auftreten können. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören zentrale und periphere Störungen, Magen-Darm-Beschwerden, ein metallischer Geschmack und Hautausschläge. Metronidazol kann den Urin dunkel verfärben.
synonym: Metronidazolum, MTZ
ProdukteMetronidazol ist in verschiedenen Darreichungsformen für die systemische und lokale Therapie im Handel. Dieser Artikel bezieht sich auf die Filmtabletten (Flagyl® und Generika). Das Arzneimittel ist in der Schweiz seit dem Jahr 1960 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenMetronidazol (C6H9N3O3, Mr = 171.2 g/mol) ist ein Derivat von Imidazol, das mit einer Nitrogruppe, einer Methylgruppe und Ethanol substituiert ist. Es liegt als weisses bis gelbliches, kristallines Pulver mit einem bitteren Geschmack vor, das gegen Licht empfindlich und in Wasser schwer löslich ist. Der Wirkstoff wurde bei Rhône-Poulenc ausgehend von Azomycin entwickelt, einem Naturstoff, der in den 1950er-Jahren aus einer Streptomyces-Art isoliert wurde.
WirkungenMetronidazol (ATC J01XD01 ) hat sowohl bakterizide Eigenschaften gegen anaerobe Bakterien als auch antiparasitäre Effekte gegen Protozoen (Einzeller). Es ist ein Prodrug, das unter anaeroben Bedingungen in der Zelle zu Nitroso-Radikalen metabolisiert wird, welche die DNA angreifen. Es kommt zu Strangbrüchen, einer Hemmung der DNA-Synthese und zum Zelltod. Metronidazol verteilt sich gut in die Gewebe und hat eine Halbwertszeit von 8 Stunden (6 bis 10 Stunden).
Indikationen- Für die Behandlung von Infektionen mit empfindlichen anaeroben Bakterien.
- Intestinale und hepatische Amöbiasis (Entamoeba histolytica, Parasit).
- Trichomoniasis (Trichomonas vaginalis, Parasit).
- Bakterielle Vaginose, Gardnerella vaginalis-Infektionen (Gardnerella vaginalis, Bakterium).
- Lambliasis (Giardiasis, Giardia intestinalis, Parasit).
Gemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden zwischen ein- bis viermal täglich während mehrerer Tage eingenommen. Bei einigen Infektionen kann eine Kurztherapie durchgeführt werden. Eine hohe Dosis wird einmalig oder zweimal verabreicht.
In der deutschen Fachinformation wird empfohlen, die Tabletten während oder nach den Mahlzeiten einzunehmen.
Metronidazol ist nicht für eine Dauertherapie vorgesehen. Die Therapiedauer soll 10 Tage in der Regel nicht überschreiten. Eine Wiederholung der Behandlung soll möglichst selten erfolgen. Die Behandlungsdauer wurde begrenzt, weil eine Schädigung menschlicher Keimzellen nicht auszuschliessen ist und in Tierversuchen mutagene und karzinogene Wirkungen festgestellt wurden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwangerschaft
- Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenKurz vor, während und mindestens ein Tag nach der Behandlung soll kein Alkohol getrunken oder eingenommen werden, da Antabus-Effekte auftreten können.
Dazu gehören Hautrötungen (Flush), Übelkeit, Erbrechen, ein schneller Herzschlag, Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe und Schwindel. Die US-amerikanische Fachinformation empfiehlt sogar eine Karenz von drei Tagen nach dem Absetzen und erwähnt zusätzlich, dass auch Propylenglykol gemieden werden muss.
Weitere Wechselwirkungen wurden mit Vitamin-K-Antagonisten, Disulfiram, Enzyminduktoren, Enzyminhibitoren, Lithium, Ciclosporin, 5-Fluorouracil und Busulfan beschrieben.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen, die gelegentlich bis häufig auftreten, gehören:
- Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Glossitis, Mundschleimhautentzündung
- Geschmacksstörungen: Metallischer Geschmack, bitteres Aufstossen
- Empfindungsstörungen (Parästhesien)
- Kopfschmerzen, Schwindel, Depression Schlaflosigkeit, Schwäche, Gangstörungen, Verwirrung
- Hautausschlag, Juckreiz, Flush
Metronidazol kann den Urin dunkel verfärben. Die Fachpersonen sollen dies den Patienten mitteilen, damit keine Unsicherheiten entstehen.
Checkliste für die Beratung von Patientinnen und PatientenDownload: Checkliste_Metronidazol.pdf
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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