Codein Arzneimittelgruppen Opioide Codein ist ein schmerzlindernder und hustenreizstillender Wirkstoff aus der Gruppe der Opioide zur symptomatischen Behandlung von Schmerzen und Reizhusten. Codein kann müde oder schläfrig machen und darf nicht zusammen mit Alkohol oder anderen zentral dämpfenden Stoffen eingenommen werden. Zudem besteht wie bei anderen Opioiden ein Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential aufgrund der psychotropen Wirkung. Zu den weiteren möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verstopfung, Übelkeit und Kurzatmigkeit.
synonym: Codeinum PhEur, Codeini phosphas hemihydricus PhEur, Methylmorphin, Codeinphosphat
ProdukteCodein ist als Monopräparat oder in Fixkombination mit anderen Wirkstoffen in Form von Tabletten, Brausetabletten, Kapseln, Dragees, Sirupen, Tropfen, Bronchialpastillen und als Zäpfchen erhältlich.
Für die Behandlung von Schmerzen wird es auch fix mit Paracetamol kombiniert, siehe unter dem Artikel Codein Paracetamol.
Struktur und EigenschaftenCodein (C18H21NO3, Mr = 299.36 g/mol) ist ein O-methyliertes Morphin und kommt natürlich im Opium aus dem Schlafmohn (Papaver somniferum) vor. Es liegt als Base in Form eines weissen Pulvers oder als Kristalle vor, die in siedendem Wasser löslich sind. In Arzneimitteln ist es in der Regel als Codeinphosphat-Hemihydrat (Codeini phosphas hemihydricus) enthalten, Codein · H3PO4 · 0.5 H2O, das in Wasser leicht löslich ist.
WirkungenCodein (ATC R05DA04 ) hat zentral schmerzlindernde, hustenreizstillende, beruhigende, euphorisierende und stopfende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung an Opioid-Rezeptoren. Die hustenreizlindernden Wirkungen werden auf eine Hemmung des Hustenzentrum im Hirnstamm zurückgeführt.
Wirkmechanismus der Opioide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenAls Hustenmittel gegen Reizhusten und als Schmerzmittel gegen Schmerzen. Codein kann zur Behandlung von Durchfall verwendet werden, ist in der Schweiz aber nicht offiziell dafür zugelassen.
MissbrauchCodein wird als euphorisierendes und dämpfendes Rauschmittel missbraucht. Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Artikeln Missbrauch von Hustensirup, Opioide und Abhängigkeit.
DosierungGemäss der Arzneimittel-Fachinformation.
KontraindikationenBei der Anwendung von Codein müssen zahlreiche Vorsichtsmassnahmen berücksichtigt werden. Sie finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenZentral dämpfende Arzneimittel wie Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Antidepressiva, Neuroleptika oder Alkohol sowie Anticholinergika können die unerwünschten Wirkungen von Codein verstärken. MAO-Hemmer sind kontraindiziert. Die gleichzeitige Einnahme von schleimlösenden Mitteln ist nicht angezeigt.
Gemäss der Lehrmeinung wird Codein als Prodrug von CYP2D6 zum aktiven Wirkstoff Morphin demethyliert. Dies würde bedeuten, dass Codein bei einem Poor Metabolizer von CYP2D6 seine Wirkung nicht voll entfalten kann. Umgekehrt könnte ein Ultra-Rapid Metabolizer eine Überdosis erleiden, weil er grosse Mengen Morphin bildet und es wären Interaktionen über CYP2D6 möglich. Einige Fachleute sind jedoch der Ansicht, dass Codein-6-glucuronid, welches durch eine Konjugation gebildet wird, der aktive Wirkstoff sei (z.B. Vree et al., 2000). Codein wird ferner über CYP3A4 zu Norcodein demethyliert und teilweise unverändert ausgeschieden.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem allergische Reaktionen, eine verstärkte Histaminausschüttung, Juckreiz, ein tiefer Blutdruck, Hautreaktionen, Übelkeit, Erbrechen, eine Verstopfung, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, eine Abhängigkeit und Abstinenzerscheinungen.
siehe auchLiteratur- American Academy of Pediatrics. Committee on Drugs. Use of codeine- and dextromethorphan-containing cough remedies in children. Pediatrics. 1997, 99(6), 918-20 Pubmed
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- Quellen
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- Vree T.B., van Dongen R.T., Koopman-Kimenai P.M. Codeine analgesia is due to codeine-6-glucuronide, not morphine. Int J Clin Pract, 2000, 54(6), 395-8 Pubmed
- Williams D.G., Hatch D.J., Howard R.F. Codeine phosphate in paediatric medicine. Br J Anaesth, 2001, 86(3), 413-21 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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