TNF-α-Inhibitoren Arzneimittelgruppen BiologikaTNF-α-Inhibitoren sind entzündungshemmende und immunsuppressive Arzneimittel aus der Gruppe der Biologika, welche unter anderem für die Behandlung einer rheumatoiden Arthritis, einer Psoriasis-Arthritis, einer Plaque-Psoriasis und bei entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden. Die Effekte beruhen auf der Bindung an das proinflammatorische Zytokin TNF-α (Tumornekrosefaktor-α). Die Medikamente werden in der Regel subkutan gespritzt. Ein Vertreter wird als Infusion verabreicht. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Reaktionen an der Injektionsstelle und Infektionskrankheiten.
synonym: TNF-alpha-Blocker, TNF-alpha-Hemmer, TNF-Inhibitoren
ProdukteTNF-α-Inhibitoren sind als Injektions- und Infusionspräparate im Handel. Als erster Wirkstoff aus dieser Gruppe wurde im Jahr 1998 Infliximab (Remicade®) zugelassen, in der Schweiz im Jahr 1999. Mittlerweile sind von einigen Vertretern Biosimilars erhältlich. Weitere folgen in den nächsten Jahren.
Dieser Artikel bezieht sich auf Biologika. Auch kleine Moleküle können einen Einfluss auf TNF-α haben, so z.B. Thalidomid und Lenalidomid.
Struktur und EigenschaftenTNF-α-Inhibitoren sind Biologika mit einer hohen Affinität und Selektivität für TNF-α. Es handelt sich abgesehen von zwei Ausnahmen um monoklonale Antikörper. Certolizumab pegol ist ein pegyliertes Fab-Fragment eines monoklonalen Antikörpers. Etanercept – von intercept, abfangen – ist ein Fusionsprotein, das die Bindungsdomäne des TNF-Rezeptors-2 enthält und als „falscher Rezeptor“ fungiert. Die Arzneimittel werden mit biotechnologischen Methoden hergestellt.
Bindung des Fab-Fragments von Certolizumab (rot) an TNF-α (blau). PDB: 5WUX.
WirkungenTNF-α-Inhibitoren (ATC L04AB ) haben entzündungshemmende und immunsuppressive Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung und Neutralisierung des Tumornekrosefaktors-α (TNF-α). TNF-α ist ein proinflammatorisches Zytokin, das bei Entzündungsprozessen und im Immunsystem eine wichtige Rolle spielt und weitere Zytokine induziert. Die Wirkstoffe haben eine lange Halbwertszeit.
TNF-α ist ein transmembranäres Protein, das aus 233 Aminosäuren besteht. Aus diesem Protein wird vom Enzym TACE (TNF-α-Converting Enzyme) zusätzlich das lösliche TNF-α gebildet. Beide Formen sind als Trimere aktiv. Die Inhibitoren binden an beide Proteine.
IndikationenNicht alle Arzneimittel sind für alle der folgenden Anwendungsgebiete freigegeben:
- Rheumatoide Arthritis
- Psoriasis-Arthritis
- Juvenile idiopathische Arthritis
- Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylitis)
- Axiale Spondyloarthritis ohne Röntgennachweis
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Plaque-Psoriasis
- Hidradenitis suppurativa (Acne inversa)
- Uveitis
Gemäss der Fachinformation. Die Arzneimittel werden in der Regel als subkutane Injektion gespritzt. Infliximab wird als intravenöse Infusion verabreicht. Von den meisten Produkten stehen Fertigspritzen und Pens zur Verfügung. Aufgrund der langen Halbwertszeit beträgt das Dosierungsintervall z.B. 2, 4, 6 oder 8 Wochen. Eine Vorbehandlung oder eine Kombination mit Methotrexat ist für einzelne Vertreter vorgeschrieben.
WirkstoffeDie folgenden Wirkstoffe haben eine Zulassung:
- Adalimumab (Humira®)
- Certolizumab pegol (Cimzia®)
- Etanercept (Enbrel®)
- Golimumab (Simponi®)
- Infliximab (Remicade®)
In Klammern sind die Originale aufgelistet. Es sind auch Biosimilars im Handel.
KontraindikationenZu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Aktive Tuberkulose oder andere schwere Infektionen wie eine Sepsis und opportunistische Infektionen
- Mittelschwere bis schwere Herzinsuffizienz
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenDie gleichzeitige Verabreichung ähnlicher Biologika wie Anakinra oder Abatacept wird nicht empfohlen, weil ein höheres Infektionsrisiko besteht. Lebendimpfstoffe sollen während der Therapie nicht gegeben werden.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Hautausschläge, Magen-Darm-Störungen und Infektionskrankheiten. Eine schwere Nebenwirkung ist die Reaktivierung einer latenten Tuberkulose.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, EMA, USA)
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- Simsek I. TNF inhibitors - new and old agents for rheumatoid arthritis. Bull NYU Hosp Jt Dis, 2010, 68(3), 204-10 Pubmed
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.