Phytoöstrogene PhytopharmakaPhytoöstrogene ist sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, welche den Östrogenen ähneln und an Östrogen-Rezeptoren agonistische oder antagonistische Effekte entfalten. Zu ihnen gehören die Isoflavone, Stilbene, Coumestane und Lignane. Sie werden als Nahrungsergänzungsmittel unter anderem für die Behandlung von Wechseljahrbeschwerden und für die Vorbeugung einer Osteoporose, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen eingenommen. Die Wirksamkeit wird kontrovers diskutiert und mögliche Risiken sind unzureichend bekannt.
synonym: Phytoestrogene, Soja-Isoflavone
ProduktePhytoöstrogene sind als Nahrungsergänzungsmittel zum Beispiel in Form von Kapseln und Tabletten im Handel. Sie kommen in verschiedenen Pflanzen zum Beispiel in Nüssen, Samen, Früchten und im Gemüse vor. Ein typisches Beispiel ist Soja.
Struktur und EigenschaftenPhytoöstrogene sind eine strukturell uneinheitliche Gruppe von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, welche den Östrogenen (Estradiol) ähneln, aber keine steroidale Struktur aufweisen.
WirkungenPhytoöstrogene sind als Agonisten und Antagonisten an den intrazellulären Östrogen-Rezeptoren wirksam. Sie binden deutlich schwächer als natürliche Östrogene wie Estradiol und sind in der Regel vor allem am Östrogen-Rezeptor ERβ wirksam. Daneben werden in der Literatur noch verschiedene weitere Wirkmechanismen diskutiert.
AnwendungsgebieteAls mögliche Anwendungsgebiete werden diskutiert (Auswahl):
- Für die Behandlung von Wechseljahrbeschwerden, anstelle der Östrogene.
- Für die Vorbeugung postmenopausaler kardiovaskulärer Erkrankungen.
- Für die Vorbeugung der Osteoporose.
- Für die Vorbeugung von Krebserkrankungen, z.B. Brustkrebs.
Wie wirksam die Phytoöstrogene für diese Anwendungsgebiete sind, ist allerdings umstritten.
Wirkstoffe- Isoflavone, aus Sojabohnen, Rotklee und der Kudzuwurzel, z.B. Genistein, Daidzein, Glycitein, Formononetin, Biochanin A
- Prenylflavonoide wie 8‐Prenylnaringenin im Hopfen, bekannt als das potenteste Phytoöstrogen
- Stilbene, z.B. Resveratrol
- Coumestane, z.B. Coumestrol, z.B. in Hülsenfrüchten
- Lignane, z.B. Enterolacton oder Enterodiol, z.B. im Lein
Heilpflanzen mit Phytoöstrogenen (Beispiele):
- Cimicifuga
- Mönchspfeffer
- Citrus sp.
- Kudzu
- Lein
- Hopfen
- Maca
- Rotklee
- Soja
Gemäss der Packungsbeilage. Um einen Effekt zu erzielen, müssen die Produkte regelmässig eingenommen werden. In asiatischen Ländern werden mit der Ernährung wesentlich mehr Phytoöstrogene aufgenommen als in den westlichen Ländern.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Säuglinge, Kinder und Jugendliche
- Schwangerschaft, Stillzeit, Kinderwunsch
- Hormonabhängige Krebserkrankungen
Eine vollständige Liste der Vorsichtsmassnahmen liegt uns nicht vor.
InteraktionenPhytoöstrogene können die Effekte der natürlichen Östrogene beeinflussen, weil sie an dieselben Rezeptoren binden.
Unerwünschte WirkungenEine Einnahme hoher Dosen, insbesondere in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, kann bei prämenopausalen Frauen die Fruchtbarkeit beeinflussen. Bei Männern wird das regelmässige Biertrinken mit der Entwicklung einer Gynäkomastie und einer Verweiblichung in Verbindung gebracht.
Ob eine regelmässige und hochdosierte Phytoöstrogentherapie unerwünschte Wirkungen verursacht, ist noch nicht ausreichend dokumentiert. Phytoöstrogene könnten als endokrine Disruptoren wirksam sein.
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.