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Ammoniumbituminosulfonat Arzneimittelgruppen Schieferöle

Ammoniumbituminosulfonat (Ichthammol) ist eine dickflüssige, schwarzbraune Flüssigkeit, die aus Schieferölen durch Sulfonierung und Neutralisierung mit Ammoniak gewonnen wird. Schieferöle sind im kerogenhaltigen Ölschiefer enthalten, einem Sedimentgestein, das zum Beispiel bei Seefeld im Tirol abgebaut wird. Ammoniumbituminosulfonat hat entzündungsmodulierende, antibakterielle, antimykotische und erweichende Eigenschaften. Es wird hauptsächlich in Form sogenannter Zugsalben für die Behandlung von Abszessen, bei Furunkeln, Akne und bei einem Umlauf eingesetzt. Die Salbe wird dazu lokal aufgetragen und mit einem Verband oder Pflaster abgedeckt. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören selten lokale Hautreaktionen.

synonym: Ammonii bituminosulfonas, Ichthammolum PhEur, Ichthammol, Ichthyol®, Zugsalbe

Produkte

Ammoniumbituminosulfonat ist in der Schweiz in Form von Salben im Handel (z.B. Ichtholan®, Leucen®). Es ist der typische Bestandteil der sogenannten Zugsalben.

Ammoniumbituminosulfonat wurde früher häufig für die Herstellung dermatologischer Magistralrezepturen verwendet. Bekannt ist es auch unter den Bezeichnungen Ichthammol oder Ichthyol®. Medizinisch wird Ammoniumbituminosulfonat seit dem 19. Jahrhundert verwendet.

Struktur und Eigenschaften

Ammoniumbituminosulfonat ist das Ammoniumsalz eines sulfonierten Schieferöls. Es wird durch die trockene Destillation aus kerogenhaltigem Ölschiefer und anschliessender Sulfonierung des Destillats und Neutralisierung des Produkts mit Ammoniak gewonnen. Ölschiefer ist ein Sedimentgestein, das beispielsweise bei Seefeld im Tirol in Österreich abgebaut wird.

Ammoniumbituminosulfonat ist eine komplexe Substanzmischung, die unter anderem einen hohen Schwefelanteil enthält. Weitere Bestandteile sind Kohlenwasserstoffe, Ammoniumsulfat und sulfonierte Thiophen-Derivate.

Ammoniumbituminosulfonat liegt als zähe, viskose, schwarzbraune Flüssigkeit mit einem typischen Geruch vor, die mit Wasser mischbar und in Ethanol 96 % löslich ist. Salben können beispielsweise auf der Grundlage von Wollwachs oder Vaseline zubereitet werden.

Wirkungen

Ammoniumbituminosulfonat (ATC D08AX10 ) hat entzündungshemmende (entzündungsmodulierende), antiseptische, antibakterielle, antimykotische, juckreizstillende, schmerzlindernde und hauterweichende Eigenschaften. Es beschleunigt die Reifung des Krankheitsherdes und ermöglicht den Durchbruch des Eiters nach aussen.

Dass mit einer Zugsalbe kleine Holzsplitter, Beisswerkzeuge oder Stacheln aus der Haut „gezogen“ werden können, ist hingegen eher unwahrscheinlich. Ammoniumbituminosulfonat wirkt jedoch einer Infektion und einer Entzündung entgegen.

Indikationen

Zur Behandlung von Abszessen, Furunkeln, Karbunkeln, bei Akne und bei einem Umlauf.

Ammoniumbituminosulfonat wird bei verschiedenen weiteren Hauterkrankungen eingesetzt (z.B. Psoriasis, Ekzeme).

Dosierung

Gemäss der Packungsbeilage. Die Salben werden lokal aufgetragen und mit einem Verband oder Pflaster zugedeckt.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Ammoniumbituminosulfonat kann die Aufnahme anderer Wirkstoffe in die Haut fördern.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören selten lokale Hautreaktionen wie Juckreiz, Rötungen, Brennen und Blasenbildung.

Ammoniumbituminosulfonat enthält im Unterschied zum Steinkohlenteer viel weniger polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und ist nicht karzinogen oder photosensibilisierend.

Die Arzneimittel können Flecken auf der Kleidung hinterlassen. Die Flecken sollen zuerst mit einem organischen Lösungsmittel wie Fleckenbenzin und anschliessend mit einem Waschmittel behandelt werden.

siehe auch

Erdöl, Kohle, Steinkohlenteer

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 20.9.2024 geändert.
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