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Steinkohlenteer Arzneimittelgruppen

Steinkohlenteer ist eine dickflüssige, braunschwarze Masse mit einem stechenden Geruch, die aus der Steinkohle mithilfe einer trockenen Destillation gewonnen wird. Er enthält viele aromatische Grundkörper wie Benzol, Phenol, Anilin und Napthalin und hat bei der Entwicklung der ersten synthetisch hergestellten pharmazeutischen Wirkstoffe im 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle gespielt. Steinkohlenteer wird in der Dermatologie unter anderem für die äusserliche Behandlung der Schuppenflechte und bei Ekzemen eingesetzt. Er hat desinfizierende, antimikrobielle, juckreizlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften. Steinkohlenteer enthält krebserregende Stoffe. Ob er bei der medizinischen Anwendung karzinogen ist, ist umstritten.

synonym: Lithanthracis pix, Pix lithanthracis, Coal tar

Produkte

In der Schweiz sind keine Arzneimittel mit Steinkohlenteer im Handel. Es werden Magistralrezepturen mit dem Wirkstoff auf ärztliche Verordnung hergestellt. Entsprechende Vorschriften finden sich zum Beispiel im DMS und im NRF. Im Ausland sind Medikamente verfügbar. Zu den galenischen Formen gehören Salben, Lotionen und Shampoos. Steinkohlenteer wird schon seit Jahrhunderten medizinisch verwendet.

Beachten Sie, dass es Steinkohlenteer und nicht Steinkohleteer heisst.

Struktur und Eigenschaften

Steinkohlenteer ist eine dickflüssige und braunschwarze Masse mit einem stechenden Geruch, die aus Steinkohle mithilfe einer trockenen Destillation gewonnen wird. Zu den Bestandteilen gehören unzählige Substanzen wie Phenole, Kohlenwasserstoffe, Heterozyklen und Aromaten (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Benzol).

Aus dem Steinkohlenteer wird mit der Seifenrindentinktur die Tinctura carbonis detergens hergestellt.

Medikamentenentwicklung im 19. Jahrhundert

Steinkohlenteer hat eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der ersten synthetisch hergestellten pharmazeutischen Wirkstoffe im 19. Jahrhundert gespielt. Im Teer wurden aromatische Grundkörper wie Benzol, Anilin, Cresol und Phenol entdeckt. Sie wurden mit einfachen chemischen Reaktionen wie einer Acetylierung und Nitrierung direkt und indirekt in Medikamente wie Acetanilid, Phenacetin, Paracetamol, die Salicylsäure und die Acetylsalicylsäure überführt. Paracetamol und die Acetylsalicylsäure sind nach wie vor im Handel und werden in Apotheken täglich abgegeben.

Derivate von Anilin, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Wirkungen

Steinkohlenteer hat desinfizierende, antimikrobielle, juckreizlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften.

Anwendungsgebiete

Für die äusserliche Behandlung von Hauterkrankungen. Dazu gehören die Schuppenflechte und Ekzeme wie die seborrhoische Dermatitis.

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Die Produkte werden äusserlich verwendet. Nicht einnehmen.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Steinkohlenteer ist mit einigen Wirkstoffen inkompatibel und soll deshalb nicht zeitgleich mit anderen Medikamenten aufgetragen werden.

Unerwünschte Wirkungen

Steinkohlenteer hat photosensibilisierende Eigenschaften und kann die Entwicklung eines Sonnenbrandes fördern. Die Haut soll vor UV-Strahlung geschützt werden. Weitere unerwünschte Wirkungen sind Hautreizungen, akneartige Hautausschläge, allergische Reaktionen und Hautverfärbungen. Ob Steinkohlenteer bei der dermatologischen Anwendung karzinogen ist, ist umstritten.

siehe auch

Ammoniumbituminosulfonat (aus Schieferöl), Kohle

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

Weitere Informationen

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 8.3.2024 geändert.
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