Bradykardie


synonym: Tiefe Herzfrequenz, Bradycardia, Bradyarrhythmie, Bradyarrhythmia, Sinusbradykardie
SymptomeEine Bradykardie bleibt häufig symptomlos. Zu den möglichen Beschwerden bei einer symptomatischen Störung gehören:
- Schwindel, Benommenheit
- Müdigkeit, Schwäche, Verwirrtheit, kognitive Störungen
- Tinnitus
- Palpitationen (fühlbare Herzschläge)
- Synkope (kurzzeitiger Verlust des Bewusstseins)
- Atemnot
- Brustschmerzen, Beschwerden wie bei einer Angina pectoris oder Herzinsuffizienz
Als Bradykardie wird eine Herzfrequenz von unter 50 bis 60 Herzschlägen pro Minute bezeichnet. Die normale Anzahl liegt in Ruhe zwischen 60 und 100.
Sportliche und körperlich aktive Menschen haben oft einen tiefer Ruhepuls, der aber physiologisch und ungefährlich ist. Auch im Alter ist eine etwas tiefere Herzfrequenz normal.
Wichtige Ursachen für eine Bradykardie sind:
- Elektrolytstörungen, z.B. aufgrund eines Durchfalls oder eines Abführmittelmissbrauchs, Magersucht
- Herzkrankheiten, Erregungsleitungsstörungen, z.B. das Sick-Sinus-Syndrom, Entzündungen, Herzrhythmusstörungen, ein atrioventrikulärer Block, ein Herzinfarkt und eine Herzinsuffizienz
- Schilddrüsenunterfunktion
- Strahlentherapie
- Schlafapnoe
- Entzündlich-immunologische Krankheiten, z.B. Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis
- Arzneimittel, z.B. Betablocker, Calciumkanalblocker und andere Antihypertonika und Antiarrhythmika, Herzglykoside, Ivabradin, trizyklische Antidepressiva und Parasympathomimetika
- Rauschmittel
Menschen mit einer Bradykardie sollten nicht mit Medikamenten behandelt werden, welche die Herzfrequenz noch weiter senken.
Herzfrequenz in Ruhe, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
DiagnoseDie Diagnose kann in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung, mit Labormethoden (Blutwerte), mit einer Blutdruckmessung und einem EKG gestellt werden.
Nicht medikamentöse Behandlung- Transkutanes Pacing
- Herzschrittmacher
- Operativer Eingriff
- Anpassung der Medikation, falls relevante Beschwerden auftreten
Für die Vorbeugung von Herzerkrankungen wird eine gesunde Lebensführung empfohlen. Bei jungen, gesunden, sportlichen und symptomfreien Patientinnen und Patienten ist abhängig von der Ursache keine Behandlung erforderlich.
Medikamentöse BehandlungFür die Akuttherapie einer schweren Bradykardie werden parenterale Parasympatholytika wie Atropin sowie Sympathomimetika wie Isoprenalin oder Adrenalin eingesetzt. Mögliche Alternativen sind Aminophyllin, Dopamin und Glucagon. Glucagon wird bei einer Betablocker- oder Calciumkanalblocker-Überdosis eingesetzt.
Ansonsten ist die Therapie von der zugrundeliegenden Krankheit oder Störung abhängig. So wird zum Beispiel bei einer Schilddrüsenunterfunktion Levothyroxin verabreicht und Elektrolytstörungen werden mit der Zufuhr der fehlenden Salze und Mineralstoffe ausgeglichen.
Orale Sympathomimetika wie Etilefrin sowie Coffein erhöhen kurzfristig die Herzfrequenz.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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- Hafeez Y., Grossman S.A. Sinus Bradycardia. 2023, StatPearls Publishing Pubmed
- Kawji M.M. Symptomatic Bradycardia. JAMA Intern Med, 2022, 182(10), 1107 Pubmed
- Leitlinien Notfallmedizin
- Sidhu S., Marine J.E. Evaluating and managing bradycardia. Trends Cardiovasc Med, 2020, 30(5), 265-272 Pubmed
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