Bisphosphonate ArzneimittelgruppenBisphosphonate sind Wirkstoffe mit antiresorptiven Eigenschaften, die hauptsächlich für die Behandlung einer Osteoporose eingesetzt werden. Sie lagern sich an den Knochen an und hemmen die Aktivität der Osteoklasten. Dadurch wird der Knochenabbau reduziert. Die Arzneimittel werden entweder peroral oder parenteral verabreicht. Das Dosierungsintervall kann einen Tag, eine Woche, einen Monat, drei Monate oder ein Jahr betragen. Bisphosphonate sollen nach dem Aufstehen, aufrecht und nüchtern mit Leitungswasser eingenommen werden. Andere Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel oder Getränke sollen nicht gleichzeitig verabreicht werden. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden sowie Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Bisphosphonate können sehr selten schwere Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören lokalisierte Osteonekrosen des Kiefers und atypische Femurfrakturen.
synonym: Aminobisphosphonate
ProdukteBisphosphonate sind in Form von Filmtabletten und als Injektions- und Infusionspräparate im Handel. Sie werden auch fix mit Vitamin D3 kombiniert. Ihre Effekte auf den Knochen wurden in den 1960er-Jahren beschrieben. Als erster Wirkstoff wurde Etidronat zugelassen (ausser Handel).
Struktur und EigenschaftenDie Bisphosphonate enthalten ein zentrales Kohlenstoffatom, das an zwei Phosphoratome gebunden ist (P-C-P). Es sind strukturelle Analoga der natürlich im Knochen vorkommenden anorganischen Pyrophosphate (P-O-P). Bisphosphonate werden enzymatisch nicht abgebaut. Sie unterscheiden sich einerseits in den beiden Seitenketten R1 und R2 und andererseits durch das Vorhandensein eines Stickstoffatoms (Aminogruppe).
WirkungenBisphosphonate haben antiresorptive Eigenschaften. Ihre Effekte beruhen auf der Anlagerung an das Hydroxyapatit der Knochen und der Hemmung der Aktivität der Osteoklasten, von denen sie aufgenommen werden. Dadurch reduzieren sie den Knochenabbau. Auf den Knochenaufbau haben sie hingegen keinen direkten Einfluss. Bisphosphonate werden in den Knochen eingebaut und haben eine sehr lange terminale Halbwertszeit. Für Alendronat beträgt sie über 10 Jahre.
IndikationenBisphosphonate werden hauptsächlich für die Behandlung einer Osteoporose zur Vorbeugung von Knochenbrüchen eingesetzt.
Weitere Indikationen sind:
- Paget-Krankheit
- Patienten mit Knochenmetastasen
- Maligne Hyperkalzämie
Gemäss der Fachinformation. Das Dosierungsintervall kann abhängig vom Arzneimittel einen Tag, eine Woche, einen Monat, drei Monate oder sogar ein Jahr betragen.
Die Anweisungen zur Einnahme sollen genau beachtet werden, weil ansonsten die Aufnahme in den Körper, die schon so sehr gering ist, weiter reduziert wird und Nebenwirkungen auftreten können:
- Einnahme morgens, abhängig vom Wirkstoff 30 bis 60 Minuten nüchtern, vor der ersten Einnahme von Nahrung oder Flüssigkeit.
- Nicht zusammen mit Calcium, anderen Medikamenten, Getränken oder Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen.
- Die Tabletten unzerkaut mit einem Glas Leitungswasser (> 2 dl) aufrecht sitzend oder stehend einnehmen.
- Sich nach der Verabreichung abhängig vom Wirkstoff 30 bis 60 Minuten lang nicht hinlegen.
- Für die Einnahme nur Leitungswasser und kein Mineralwasser verwenden.
- Tabletten weder lutschen noch kauen.
- Nicht vor dem Schlafengehen oder vor dem Aufstehen einnehmen.
Die genauen Anweisungen sollen der Packungsbeilage entnommen werden, weil sie sich abhängig vom Medikament leicht unterscheiden.
Die Gründe für diese Vorgaben sind zum einen die tiefe orale Bioverfügbarkeit, das Risiko für Wechselwirkungen und zum anderen das Risiko für Schleimhautreizungen.
Eine adäquate Versorgung mit Calcium und Vitamin D soll sichergestellt werden. Damit sich die Patienten an die wöchentliche oder monatliche Einnahme erinnern, kann ein Eintrag in den Kalender empfohlen werden. Einige Arzneimittel werden auch parenteral als Injektion oder Infusion verabreicht.
WirkstoffeIn der Schweiz sind derzeit die folgenden Arzneimittel im Handel:
- Alendronat (Fosamax®, Fosavance®, Generika)
- Ibandronat (Bonviva®, Generika)
- Risedronat (Actonel®, Generika)
- Zoledronat (Aclasta®, Zometa®, Generika)
Die folgenden Bisphosphonate werden in der Schweiz nicht mehr vertrieben:
- Clodronat (Bonefos®, ausser Handel)
- Etidronat (Didronel®, ausser Handel)
- Pamidronat (Aredia®, ausser Handel)
- Tiludronat (Skelid®, ausser Handel)
Zu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Akute Entzündungen des Verdauungstrakts
- Klinisch manifeste Osteomalazie
- Erkrankungen der Speiseröhre, die den Transport in den Magen verzögern können
- Unvermögen, 30 Minuten lang eine aufrechte Haltung einzunehmen
- Schwere Niereninsuffizienz
- Unbehandelte Hypokalzämie
- Schwangerschaft, Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenBisphosphonate haben eine sehr tiefe orale Bioverfügbarkeit. Gleichzeitig eingenommene Lebensmittel, Getränke wie Mineralwasser und Milch, Calcium, Aluminium, Magnesium und Eisen können die schlechte Bioverfügbarkeit noch weiter senken.
Andere Arzneimittel, welche die Schleimhäute des Verdauungstrakts reizen, können die unerwünschten Wirkungen verstärken. Bisphosphonate interagieren in der Regel nicht mit CYP450-Isoenzymen.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Magen-Darm-Beschwerden: Entzündung der Speiseröhre und des Magens, GERD, Dyspepsie, Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit
- Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Muskel-Skelett-Schmerzen, Muskelkrämpfe, Steifheit der Muskeln und des Skeletts
- Kopfschmerzen
- Hautausschlag
- Grippeähnliche Erkrankung
Bisphosphonate können sehr selten schwere Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören lokalisierte Osteonekrosen des Kiefers und atypische Femurfrakturen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Brown J.P. et al. Bisphosphonates for treatment of osteoporosis: expected benefits, potential harms, and drug holidays. Can Fam Physician, 2014, 60(4), 324-33 Pubmed
- Drake M.T., Cremers S.C. Bisphosphonatet therapeutics in bone disease: the hard and soft data on osteoclast inhibition. Mol Interv, 2010, 10(3), 141-52 Pubmed
- Favus M.J. Bisphosphonates for osteoporosis. N Engl J Med, 2010 Nov, 363(21), 2027-35 Pubmed
- Peng J. et al. Bisphosphonates can prevent recurrent hip fracture and reduce the mortality in osteoporotic patient with hip fracture: A meta-analysis. Pak J Med Sci, 2016, 32(2), 499-504 Pubmed
- Rosini S., Rosini S., Bertoldi I., Frediani B. Understanding bisphosphonates and osteonecrosis of the jaw: uses and risks. Eur Rev Med Pharmacol Sci, 2015, 19(17), 3309-17 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor (AV) hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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