Sonnenschutzmittel PharmaWikiSonnenschutzmittel sind Zubereitungen zur äusserlichen Anwendung, welche für die Vorbeugung eines Sonnenbrandes und weiterer negativer Einflüsse der Sonnenstrahlung auf die Haut verwendet werden. Die aktiven Inhaltsstoffe sind organische oder anorganische UV-Filter, welche UV-A- und UV-B-Strahlen absorbieren, reflektieren oder streuen. Sonnenschutzmittel sollen vor dem Sonnen in ausreichender Menge und möglichst lückenlos aufgetragen werden. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Hautreaktionen und allergische Reaktionen. Kritisiert werden mögliche Effekte auf das Hormonsystem und die Photoinstabilität einiger organischer UV-Filter. Zudem ist die richtige Anwendung eine Herausforderung.
synonym: Sonnencreme, Sonnenmilch, UV-Filter, Sonnenschutzfilter
ProdukteSonnenschutzmittel sind Zubereitungen zur äusserlichen Anwendung, die als aktive Inhaltsstoffe UV-Filter (Sonnenschutzfilter) enthalten. Sie sind unter anderem als Cremen, Lotionen, Milchen, Gele, Fluide, Schäume, Sprays, Öle, Lippenpomaden und Fettstifte erhältlich. Dabei handelt es sich in der Regel um Kosmetika. In einigen Ländern sind die Sonnenschutzmittel auch als Arzneimittel zugelassen. Welche Filter freigegeben sind, ist von Land zu Land verschieden.
Sonnenschutzmittel wurden erstmals Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt. Die ersten bekannten kommerziellen Produkte wie Ambre Solaire und Piz Buin wurden in den 1930er- resp. 1940er-Jahren lanciert.
Struktur und EigenschaftenEs wird zwischen organischen und anorganischen UV-Filtern unterschieden. Weil eine Substanz nicht das ganze Spektrum abdeckt, werden mehrere Filter miteinander kombiniert, um den notwendigen Schutz zu erreichen.
Beispiele für organische („chemische“) Filter (Auswahl):
- Anisotriazin
- Avobenzon (Butylmethoxydibenzoylmethan)
- Benzophenon-3, Benzophenon-4, Benzophenon-5
- 3-Benzylidencampher
- Bisimidazylat
- Diethylaminohydroxybenzoylhexylbenzoat
- Drometrizoltrisiloxan
- Ethylhexylmethoxycinnamat
- Ethylhexyltriazon
- Octocrylen
Beispiele für anorganische („physikalische“, mineralische) Filter:
- Titandioxid (TiO2)
- Zinkoxid (ZnO)
Die Bezeichnung physikalischer Filter ist übrigens nicht ganz korrekt, da auch die anorganischen Filter chemische Verbindungen sind.
Bei den organischen Filtern handelt es sich um Benzophenone, Anthranilate, Dibenzoylmethane, PABA-Derivate, Salicylate, Zimtsäureester und Kampferderivate.
Die Wirkstoffe werden in unterschiedliche Grundlagen eingearbeitet, welche die Eigenschaften des Produkts bestimmen. Als Hilfsstoffe sind oft zusätzlich Antioxidantien enthalten. Sie sollen den Schäden, welche die UV-Strahlen in der Haut anrichten, entgegenwirken.
WirkungenSonnenschutzfilter absorbieren, reflektieren und streuen die UV-Strahlung und verhindern so ihre schädlichen Effekte auf die Haut, die Zellen, das Bindegewebe und das Erbmaterial. Sie sind nur gegen UV-A (320–400 nm) oder UV-B (290–320 nm) oder gegen beide Strahlungsarten wirksam. Die Filter können die UV-Strahlung beispielsweise in ungefährliche Wärme umwandeln.
Der Lichtschutzfaktor (LSF „Faktor 30“, „Faktor 50“), der auf der Packung der Produkte angegeben ist, bezieht sich auf die UV-B-Strahlung. Er gibt an, wie viel länger man sich in der Sonne aufhalten kann, bis sich eine Rötung entwickelt. Eine Eigenschutzdauer von 10 Minuten kann mit einem Faktor 30 auf 300 Minuten verlängert werden.
Im Englischen wird der LSF als SPF (Sun Protection Factor) bezeichnet. Um diesen Faktor zu erreichen, muss jedoch sehr viel Sonnenschutzmittel aufgetragen werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass dies in der Praxis unrealistisch ist. Der angegebene Lichtschutzfaktor wird deshalb kaum je erreicht.
Wirkmechanismus der Sonnenschutzmittel, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
AnwendungsgebieteZum Schutz der Haut vor Sonnen- und UV-Strahlung. Zur Verhinderung eines Sonnenbrands, einer vorzeitigen Hautalterung, Altersflecken und mit der Strahlung assoziierten Hauterkrankungen:
DosierungGemäss der Gebrauchsinformation. Es soll ausreichend Sonnenschutzmittel verwendet werden und das Mittel soll gleichmässig und möglichst lückenlos aufgetragen werden. Die Mittel sollen vor dem Sonnen verwendet werden.
Sonnenschutzmittel können Textilien verfärben. Man soll sie deshalb gut einziehen lassen.
Sonenschutzmittel sind nur begrenzt wasserfest. Nicht nur beim Schwitzen und Baden, sondern auch beim Trocknen der Haut mit einem Tuch geht viel Schutzleistung verloren. Deshalb sollen die Mittel in der Regel mehrfach angewandt werden, um die Wirkung aufrecht zu erhalten. Die Gesamtschutzdauer kann dadurch allerdings nicht verlängert werden.
Die Haltbarkeit der Produkte ist limitiert. Nach dem Öffnen dürfen sie in der Regel während etwa eines Jahres verwendet werden.
Vorsichtsmassnahmen- Nicht bei einer Überempfindlichkeit auftragen.
- Kontakt mit den Augen vermeiden.
- Altersgerechte Produkte verwenden.
- Sonnenschutzmittel bieten keinen absoluten Schutz vor der UV-Strahlung.
Sonnenschutzmittel können lokale Hautreaktionen, Hautreizungen und allergische Reaktionen verursachen.
Die anorganischen Filter Zinkoxid und Titandioxid können zu einer Weissfärbung der Haut führen und die Haut etwas austrocknen. Je feiner die Partikel im Produkt vorliegen, desto weniger ist dieser Effekt ausgeprägt. Bei modernen Produkten bleibt der sogenannte „Weissel-Effekt“ praktisch aus.
Die organischen Sonnenschutzfilter sind nicht unumstritten, weil in Labor- und Tierversuchen Effekte auf das Hormonsystem gezeigt wurden (endokrine Disruptoren). Die Behörden bewerten sie jedoch als sicher. Einige Substanzen können zudem photoinstabil sein, d.h. sie können sich unter der UV-Strahlung zersetzen (z.B. Avobenzon, Dibenzoylmethane). Die anorganischen Filter sind photostabil.
Literatur- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Informationen, Tipps und Empfehlungen zu Sonnenschutzmitteln / UV-Filtersubstanzen in Sonnenschutzmitteln
- Gebrauchsinformation (CH)
- Krause M. et al. Sunscreens: are they beneficial for health? An overview of endocrine disrupting properties of UV-filters. Int J Androl, 2012, 35(3), 424-36 Pubmed
- Wang J. et al. Recent Advances on Endocrine Disrupting Effects of UV Filters. Int J Environ Res Public Health, 2016, 13(8) E782 Pubmed
- Schroeder P., Krutmann J. What is needed for a sunscreen to provide complete protection. Skin Therapy Lett, 2010, 15(4), 4-5 Pubmed
- Serpone N. et al. Inorganic and organic UV filters: Their role and efficacy in sunscreens and suncare products. Inorganica Chimica Acta, 2007, 360, 794–802
- Urbach F. The historical aspects of sunscreens. J Photochem Photobiol B, 2001, 64(2-3), 99-104 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor (AV) hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.